Samstag, 18. September 2010

Tiepolo: Urteil zeigt Defizite der Vergangenheit auf

Landesmuseum hat maßgeblich zur Aufklärung im Berufungsverfahren beigetragen





Die heutige Entscheidung des OLG Celle fasst der stellvertretende Museumsdirektor Martin Schmidt wie folgt zusammen: »Wir werden das schriftliche Urteil jetzt auswerten und umgehend die formale Abwicklung der Herausgabe des Bildes mit der Klägerseite abstimmen. Klar ist, dass vor 25 Jahren gänzlich andere Rahmenbedingungen beim Kunsthandel galten und auch mangelnde Sorgfalt im Handeln der damaligen Beteiligten erkennbar ist.«



Die Rahmenbedingungen beim Handel mit Kunstobjekten in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts sind nachweislich andere gewesen als heute. Insbesondere die Verfahren zur Überprüfung der Herkunft haben sich grundlegend gewandelt. Moderne Datenbanken wie das Lost Art Register ermöglichen ein hohes Maß an Transparenz und Nachprüfbarkeit, das früher so nicht gegeben war. Zudem gibt es heute im Landesmuseum eine eigene Prüfkapazität für Provenienzforschung. Diese ausgebildete Fachkraft und fest eingeplante Stelle gab es vor 25 Jahren noch nicht.



Abseits des Verfahrens wurden gegenüber dem Landesmuseum Vorwürfe verlautbart, die einer Klarstellung bedürfen. So haben zur Aufklärung der Umstände des Kaufes des Tiepolo im Jahre 1985 maßgeblich die vom Landesmuseum Hannover benannten Zeugen Dr. Meinolf Trudzinski und Prof. Wolfgang Gäfgen und deren Aussagen beigetragen. »Diese Zeugen wurden von uns benannt. Erst sie haben diese Erkenntnisse über damalige Defizite zu Tage gefördert. Wenn wir etwas zurückhalten wollten, hätten wir wohl kaum so gehandelt«, betont Schmidt.



Darüber hinaus hat das Landesmuseum zu keinem Zeitpunkt den Erwerb des Bildes verheimlicht. Der Tiepolo ging als Leihgabe nach Düsseldorf und in die USA. Er wurde über Jahre in nationalen und internationalen Zeitschriften und Katalogen dargestellt (siehe Auflistung weiter unten). Schmidt: »Der Vorwurf, das Museum habe einen unseriösen oder gar geheimnisvollen Umgang mit dem Bild geführt, passt einfach nicht. Wir haben das Bild so wie jedes andere in unserer Sammlung präsentiert.«



Erstaunlich ist in diesem Zusammenhang, dass die kunstinteressierte Klägerfamilie Ferrari di Valbona das Bild zwar 1979 in Paris gegenüber der Polizei als gestohlen angezeigt hat, dann aber bis 2001 das öffentlich zur Schau gestellte Bild nicht auffinden konnte. Bereits im Jahre 1986 wurde über den Tiepolo in der weltweit führenden Kunstzeitschrift »Gazette des Beaux Arts« in Wort und Bild berichtet. »Gerade weil diese allseits beachtete Veröffentlichung auch noch in Paris erschien, bleibt es ein Rätsel, warum die Klägerfamilie Ferrari di Valbona erst 2001 reagierte. Hier wurden offenkundige Chancen einer frühen Aufklärung vertan«, so der stellvertretende Direktor.



Tiepolo Ausstellungen



1991/1992


»Venedigs Ruhm im Norden. Die großen venezianischen Maler des 18. Jahrhunderts, ihre Auftraggeber und ihre Sammler«, Landesmuseum Hannover/Kunstmuseum Düsseldorf

1993


»Giambattista Tiepolo. Master of the Oil Sketch«, Kimbell Art Museum, Fort Worth/Texas (USA)





Tiepolo in Katalogen und Zeitschriften



1985


Katalog »Von Cranach bis Monet. Zehn Jahre Neuerwerbungen 1976-1985«, Hannover

1985


Weltkunst Deutschland/ Heft 17

1986


Gazette des Beaux Arts

1988


Weltkunst Deutschland/ Heft 7

1992


Katalog »Venedigs Ruhm im Norden«, Hannover/Düsseldorf

1993


Katalog »Tiepolo oil sketches»,
Fort Worth/Texas

1995


Katalog »Die italienischen Gemälde«, Hannover





Für weitere Fragen wenden Sie sich bitte an:



Martin Schmidt
Stellvertretender Direktor

Niedersächsisches Landesmuseum Hannover

Willy-Brandt-Allee 5

30169 Hannover

T+49(0)511 9807-701

F+49(0)511 9807-710

M+49(0)152 28805199

martin.schmidt@nlm-h.niedersachsen.de

www.landesmuseum-hannover.de

Keine Kommentare: