Sonntag, 30. August 2009

hormone, 2. teil

proll-party an den kiesteichen nahe hannover-ricklingen.
meinem zwar intelligenten und lebhaften, aber unzureichend untergeordneten (er ist eben wie alle, die zu mir gehören), nicht angeleinten hund werden unversehens beim durchradeln käsebrocken zugeworfen.
ich locke ihn weg mit eigenen leckerlis und leine ihn an.
dazu muss ich mich vor einem koloss bücken, der bedrohlich eine bierflasche zwischen den oberschenkeln eingeklemmt hält, während er den käse zerteilt.
"können sie nicht grüßen?", herrscht er mich an.
ich ignoriere ihn und fahre unter aggressivem bombardement durch schweizerkäse-brocken davon.
er schreit hinter mir her: "typisch niedersächsisch, kann nicht grüßen. blöde kuh."
also, ich besorg mir dies oxytocin-spray. vielleicht wirkt es effektiver als pfefferspray.
schließlich hat die pharmaindustrie uns frauen je nach alter jahrzehntelang mit antibabypillen oder wechseljahreshormonen kontaminiert, jetzt sollten mal die testosteronüberschüssigen drankommen.

Donnerstag, 27. August 2009

Franclais

viele franzosen, die ich kenne, wollen kein englisch sprechen oder nur sehr wenig und selten.
das macht mir dieses volk so sympathisch. die haben was gegen occupation, sei es nun sprachlich oder militärisch.
nach ende des zweiten weltkriegs geboren, sah ich eines tages einen film, der hitler unterm eiffelturm zeigte. ich war von diesem anblick total geschockt, vor allem, weil ich mir vorstellen konnte, wie meine lieben pariser (les vraies) das wohl fanden damals. die müssen starr vor entsetzen gewesen sein.
und auch bei der expo 2000 in hannover bin ich vor scham bald in den boden versunken, als ich mit einer französin aus dem baskenland, deren eltern von den nazis ermordet wurden, im bayernzelt saß und die kapelle schmetterte "heil herzog wittekinds stamm". sie riss die augen auf und sah mich fragend an: "heil"?
ich habe viele jahre lang in der rue mouffetard (dank dafür an den maler alexandre hollan), der legendären marktstraße im quartier latin - und auch im jüdisch dominierten stadtviertel marais (tausend dank dafür richtung budapest an marika marghescu) längere aufenthalte gehabt, habe die haute-couture-modenschauen von chanel, nina ricci, cardin, féraud, lacroix und vielen anderen besucht, bei lena et mimile um die ecke köstliches gespeist. nur rechts und links auf die wange wurde ich noch nicht geküsst, das ist zur begrüßung den "vraies", den wahren parisern, vorbehalten.
als ich mal für die commédie francaise auf englisch (schließlich ist man doch globalisiert?) noch karten ergattern wollte, und im büro vorsprach, stand der direktor zufällig dort, und behauptete zornig, er spräche kein englisch. das war grad zur zeit des irak-einmarsches der amerikaner. die karten habe ich aber doch bekommen, wahrscheinlich war mein englisch zu hilflos deutsch.

und apropos deutsches englisch: niemand war darin perfekter als gisèle freund, die weltberühmte fotografin mit französischem pass, geboren in berlin-schöneberg, gestorben in amerika. im film "paris was a woman", der kürzlich im kommunalen kino lief, spricht sie derart hemmungslos denglish, dass meine begleiterin, die sich bemüht, stets akzentfreies englisch zu sprechen (sie arbeitete bis vor kurzem in der tourismusindustrie; genauer gesagt, bei der TUI), konsterniert war.
ich mag das aber sehr, dies authentische. auch joseph beuys sprach in new york bei einer diskussion frank und frei ein extrem langsames, aber völlig lockeres denglish.
also lassen wir doch den liebenswerten franzosen ihr "franclais" - zusammengesetzt aus Francais und Anglais. (siehe auch gestern unter www.telepolis.de, Ergebnisse des Toefl-Tests bei Franzosen).

Dienstag, 25. August 2009

austrocknende zeiten

in meiner bekanntschaft habe ich neuerdings kurzarbeit und zwar dort, wo ich es nie vermutet hätte, bei einem fleißigen fachmann mit akademischer ausbildung.

und seit einigen tagen kenne ich nun auch persönlich einen fall von sterbehilfe.
die schwer krebskranke dame wollte, in ihrer persönlichkeit "authentisch" bleibend, sich vom leben verabschieden, suchte ihren sarg selbst aus (der begräbnisunternehmer war indigniert) und feierte abschied mit freunden.
aber dann dauerte das sterben doch länger als erwartet, das mittel führte nicht schnell genug zum gewünschten ergebnis.
was ist authentizität? wir sind determiniert von unseren genen, von der gesellschaft, sozialisation, von der zeit. nur in diesem rahmen können wir dann auch noch individuelle authentizität - sozusagen als krönung -entwickeln.
ich jedoch möchte, wenn es denn irgendwann soweit ist, er-leben, wie mein leben entweicht, wenn nötig mit schmerzmitteln, aber ohne selbst hand an mich zu legen oder legen zu lassen.

zum dritten hatte ich gestern zum ersten mal in meinem leben den wunsch, straßenbäume mit wasser zu versorgen.
seltsame zeiten.

Samstag, 22. August 2009

hormone

gestern wollte ich mit meiner tochter noch den abendlichen blick über den maschsee genießen und auf der terrasse des altehrwürdigen hannoverschen ruderclubs HRC einkehren, der sich eigentlich über gäste freut.
eine vorhangkette am treppenaufgang hielt uns ab, dann ein tor.
als ein freundliches mitglied den hochgewachsenen stattlichen wirt mit dem goldhalsband und der elvis-tolle deshalb rüffelte, rastete der total aus. eingeschüchtert nahmen wir dennoch platz.
klarer fall von testosteron-überschuss, aber wir hatten leider kein oxytocin dabei, was schon als nasenspray verabreicht sozialer macht, zur kooperation einlädt. man hätte es verdeckt in seine richtung versprühen können.
zuviel testosteron führt bei männern häufiger zu suizid, krankheiten und unfällen, hat die forscherin susan pinker herausgefunden.
ich bot dem unter strom zu stehen scheinenden wirt, der uns schließlich gezwungenermaßen dezidiert zuvorkommend bedient hatte, zum schluss noch an, die von uns durch die nasse treppe verursachten fußstapfen wegzuwischen und gab trinkgeld.

Donnerstag, 13. August 2009

auflösung der kulturen?

gestern abend sprach harald welzer auf einladung der spd in der eisfabrik über klimakriege.
die ehemalige bildungsministerin edelgard bulmahn war dabei, schlug symbolisch mit der faust in ihre zierliche hand und betonte, sie hätten sich mit dem thema schon frühzeitig befasst.
sehr früh dran war auch spd-oberstadtdirektor martin neuffer seinerzeit, als er zum gleichen thema ein aufrüttelndes buch schrieb Die Erde wächst nicht mit: Neue Politik in einer überbevölkerten Welt München: Beck, 1982, das aber kurzsichtig kritisiert wurde, es sei panikmache und wolle elitär die eigenen grenzen abschotten.
so sehr unterscheidet sich diese position von harald welzers (das buch erschien im s.fischer-verlag) aber nicht. der zitiert levi-strauss, dass die auflösung der kulturen nur noch unterschiedslosigkeit und chaos zurücklassen wird.
aber neuffer blieb wie alle, die rechtzeitig warnen, ungehört.
und nun wollen sie in schilda=hannover auch noch eine miserable durchgangspassage nach ihm benennen, während der name seines von ihm zur imagepflege eingesetzten beamten mike gehrke die tollste passage der landeshauptstadt ziert, nämlich die mit den von neuffer hierherhergeholten nanas. verrückte welt

Mittwoch, 12. August 2009

der öffentliche raum

mitarbeiterin helga brachte mir aus dem bücherschrank vom neustädter markt das alte taschenbuch von svende merian "der tod des märchenprinzen" mit.
meine jüngste schwester hatte den bestseller damals bei sich, zum besuch vor über 30 jahren.
ich habe es heute erst gelesen: der öffentliche raum ist für den mann bestimmt, für den die frau nur transitrecht hat.
angemacht wird sie sofort, falls sie allein ist. wenn ein mann bei ihr ist, unterlassen es die anderen männer mit rücksicht nur auf ihn.
so steht es bei svende merian zu lesen.
geändert hat sich seit damals nichts. ich saß erst kürzlich bei der hitze mit meinem hund unter einem baum am ihme-ufer. da kam ein fetter kerl vorbei und sagte laut zu seinem begleiter: Die sucht wohl einen mann.
und wenn ich das alte taschenbuch jetzt zum ersten mal lese, kann ich über 30 jahre später nur sagen, die freiheit der frau hat weniger chancen denn je, trotz merkel und clinton.

in sachen merkel war es genauso wie damals bei der spd mit schroeder. es war einfach niemand anderes da, um die arbeit zu tun.

und die clinton hätte z.b. nicht zulassen dürfen, dass ihr alter sich ins szene setzen kann und die mädchen befreit. aber sie hatte offensichtlich keine macht oder kraft, dies zu verhindern.

ich rufe svende merians website und blog auf. sie scheint sich vor allem mit alten und kindern zu befassen und bietet sich mit "rent a poet" an.

Dienstag, 11. August 2009

die tägliche hölle

eben kommt der hermes-bote, der in der nachbarschaft wohnt.
ich bin nicht freundlich, weil ich mir diese energie für den macho sparen kann, obwohl ich grund zur freude habe, da meine Basil-Taschen fürs Fahrrad ankommen.
er meckert: der herr von der city-zeitung mit dem hund wollte soeben das paket nicht annehmen und meint den nachbarn, der meinen hund gerade ausführt wie jeden morgen.
ich schreie den boten an: ich bin die city-zeitung.
er fragt beleidigt, warum ich so schreie.
blöde frage, wer würde nicht schreien, wenn er nach 40 jahren arbeit als durchlauferhitzer für unsummen von geld immer noch nicht anerkannt, nicht einmal wahrgenommen wird.
ich brülle ihn jetzt undamenhaft an: weil ich Sie nicht abkann.
und muss nun um meine unversehrtheit und die meines hauses fürchten.
endlich entschließt er sich männlich, größe zu demonstrieren und zieht locker pfeifend vondannen.
heide simonis haben sie solange gegen die wand geklatscht, bis sie mus war. ich bin auch nicht mehr weit davon entfernt, denn dieser bote ist nur ein fall von tausenden täglicher diskriminierung, die mir widerfährt.
es ist nicht lustig, eine selbstständige frau zu sein, ganz und gar nicht. es ist die hölle.

Montag, 10. August 2009

damned adam

respekt vor der schöpfung?
heute morgen lief wieder ein bediensteter des grünflächenamtes mit ohrenbetäubendem lärm umher, der aus seiner handlichen umhänge-pustemaschine dröhnte, um etwas staub vorm ujz glocksee mit viel treibstoff wegzublasen. billiger als fegen, würde das gartenamt auf eine kritische anfrage wohl antworten.
tja, als gott starb, rief er noch: Adam, mach kein' scheiß. aber adam war schon unterwegs zur dönerbude und hörte nur noch: adam, machs schön scharf (zitat hagen rether).
dann hörte ich noch das gespräch zweier männer, die durch meine straße gingen, festplatten könnten jetzt per internet zugeschaltet werden, das spare erheblich arbeitskräfte...
nächstenliebe?

Sonntag, 9. August 2009

separate entity

ich sags ohne umschweife: die lampen an der wasserkunst am niedersächsischen landtag müssen dringend von spinnweben befreit werden. überhaupt müsste die gesamte anlage mal gereinigt werden. dies richtung stadtverwaltung.
zwar hat mein blog so gut wie nie kommentare, aber irgendwie sind die sachen, die ich kritisch beschreibe, meist innerhalb kurzer zeit behoben. zerbrochene scheiben werden mit holz verschalt usw. aus dem lautsprecher der ihme-schifffahrt schallt es zu mir herüber: "die leine kennt ja jeder, aber die ihme, das ist der vergessene fluss." was ich ja erst kürzlich postulierte.
und noch ein tipp zum maschseefest: von hinten vorsichtig annähern macht freude. zum beispiel richtung maschseequelle, wo es sich dann wie verrückt mithotten lässt: surfing in the usa... und weiter ans nordufer anschleichen, über die witzigen akrobatik-nummern bis zum musikpavillon, in dessen schatten die gruppe yen (www.myspace.com/yenrockt) von ihrem sofa aus mit ihrer atemberaubenden sängerin das leben lebenswert macht, besonders mit ihrem lied "separate entity". schnell morgen, montag, nochmal hin: einlass ab 17 uhr!!!!!
danach aber spätestens sollten Sie die kurve kratzen und die überteuerten sex-on-the-beach-drinks meiden, damit es wirklich ein schöner tag bleibt.

Samstag, 8. August 2009

erstickt

gestern gab es diese heiße nacht und eine gruppe nachbarn feierte fröhlich und lautstark bei gutem essen.
unter dem einfluss von alkohol begannen sie zu singen, männer und frauen, in einer fremden sprache, vielleicht serbisch.
eine frauenstimme hob sich daraus hervor und schließlich sang sie allein, sehr schön und gekonnt, mit professioneller stimme, ein lied mit vielen unterschiedlichen strophen nach dem anderen. und zuerst gab es noch beifall.
dann aber begannen die männer immer zaghafter mit ihren gesängen, sie konnten mit dieser wunderbar in vierteltönen modulierenden kräftigen frauenstimme nicht mithalten und verstummten schnell wieder.
ich hatte angst um die frau. denn in welcher gesellschaft kann eine frau schon hemmungslos ihr talent zur schau tragen?
und so kam es auch. irgendwann schleuderte ihr ein neidischer mann die worte "halt dein pickeliges maul" entgegen und die runde löste sich erstickt auf, kein laut fiel mehr.

Freitag, 7. August 2009

no future als normalzustand

wir sind gerade dabei, mehrere generationen kinder zu verlieren, ins nichts zu schicken.
das wurde mir heute hautnah klar, als ich mit einer studienabsolventin sprach, die in drei geisteswissenschaftlichen fächern erfolgreich abgeschlossen und nun bereits eine odyssee der jobsuche hinter sich hat. frauen, gut ausgebildet, denkt man, das war es doch, was so wichtig war und geschehen musste. aber pustekuchen, sie rennen genauso gegen die wand wie der jugendliche hartz IV-empfänger, der sich an seiner bierflasche festhält.
die lage ist gar nicht mehr vermittelbar, würde ein kabarettist es ironisch ausdrücken: no future ist der normalzustand.
das zahlgeld und kreditgeld hat sich schon lange, und von fachleuten ungebremst, vom sichtgeld abgekoppelt, das gesamte finanzsystem ist ein einziges spielcasino. die realwirtschaft ist automatisiert.
eine kuh, die früher beim bauern fast zur familie gehörte, ist zur reinen produktionsmasse geworden, und so wie ihr ergeht es in der industriegesellschaft allen anderen tieren und pflanzen auch.
nun schließlich kommt der mensch an die reihe, finanziell ausschlachtbar vor allem die frau. schon preisen private zellbanken ihr nabelschnurblut an.
wann endlich werfen die jobsuchenden den kram hin und verbünden sich mit migranten, subproletarierinnen, straßenkindern, facharbeitern, studentinnen, leiharbeitern, künstlern, hartzIV-empfängerinnen, intellektuellen, um den kapitalismus abzuschaffen, wie jutta ditfurth es in ihrem buch "zeit der zorns" (droemer) ersehnt: "törichte milieubeschränkungen sollten überwunden werden. denn menschen sind uns mehr wert als dinge".

Montag, 3. August 2009

ausdruck durch aufdruck...

kleidung ist ausdruck. und besonders mit aufdruck.
in der s-bahn gestern ein junger mann mit t-shirtaufdruck "kaltes bier und heiße weiber sind die besten zeitvertreiber".
mein müllmann trägt "tausche frau gegen schnaps".
der berühmte philosophie-professor philip kitcher aus new york bevorzugt eine krawatte mit dem stadtplanauszug von manhattan drauf.
ich habe zwei favorisierte shirts, mit denen ich mich gelegentlich gern auf pressekonferenzen von kollegen der bürgerlichen presse abgrenze. bisher erging es mir damit noch nicht so wie dem kameramann in kroatien mit seinem shirt-aufdruck "Ich brauche keinen Sex, die Regierung besorgt's mir jeden Tag.", dessen produktionsfirma deshalb komplett gekündigt wurde. er versteigerte daraufhin das shirt im internet. oder dem ehemaligen mtv-moderator, der zum atomwaffenversuch frankreichs seinerzeit ein shirt mit der aufschrift "hiroshima" trug, was ihm sein chef schnell untersagte.
eines dieser shirts schenkte mir panne von der punk-partei. es steht in fraktur "arbeit ist scheiße" drauf und ist leider derzeit fast untragbar, weil ich damit regelmäßig tumulte verursache und beschimpft werde.
das andere ist bedruckt mit "betreutes trinken" vorn, hintendrauf ein aufgehängter toter hahn. die leute zucken zusammen, wenn sie mich damit sehen. offenbar haben sie eine sucht zu verbergen. es ist ein geschenk aus der sonder bar in heidelberg, wo die grüne fee und alraune-schnaps ausgeschenkt wird, bis man zum hausberg hochzufliegen meint. ein warnschild vor der tür "caution! drunken people crossing", warnt grammatisch nicht ganz richtig, aber mit einem kriech-piktogramm recht eindrucksvoll dekoriert, vor den folgen.
als die mode der zerlöcherten jeans begann, dachte ich, das müsse doch auch bei shirts möglich sein und zerriss meins dekorativ. als ich aber damit fenster putzte, fiel ein nachbar im gegenüberliegenden haus fast aus dem fenster. und auf der straße rannte eine bekannte entsetzt auf mich zu: "was ist dir passiert?". da stellte ich die ausführung dieser idee wieder
ein, sehe aber inzwischen, dass viele pop-stars so zerrissen auf die bühne kommen. aber das tägliche leben ist eben keine bühne. wenn auch für eine künstlerin manchmal so langweilig, dass eine provokation die nötige würze bringt.
ich könnte mir mal eins bedrucken lassen, jetzt zur wahl, mit "basisdemokratie".

Sonntag, 2. August 2009

meine gegend




fotos aus meiner gegend:



























nur den riesenschlitten, der vorgestern vorm bordell braunstraße hielt, traute ich mich nicht zu fotografieren. sein kennzeichen: Mi-HY-666, ist das nicht widerlich?