Mittwoch, 1. September 2010

Wie läuft das eigentlich mit dem Lobbyismus?

Man hört ja oft von Lobbyismus.
Aber konkret kommt man damit selten in Berührung.
Mit der Deutschen Umwelthilfe war ich aber mal auf einer Pressereise zum Thema Mehrwegflaschen.
Wir besichtigten unter anderem die Firma O-I (Owens-Illinois ist der weltweit größte Hersteller von Behälterglas. Jeder zweite Glasbehälter, der auf der Welt hergestellt wird, wird entweder direkt oder unter Lizenz von O-I produziert. O-I unterhält 80 Produktionsstätten in 22 Staaten auf fünf Kontinenten) in Rinteln.
Dort, in den Büroräumen der menschenleeren High-Tech-Fabrik mit dem enormen Energie-Input, machte uns Journalisten der Marketing-Mann unmissverständlich klar, O-I hätte dringenden Bedarf an Altglas.
Anschließend übernachteten wir in einem edlen Hotel im ehemaligen Bischofssitz Rheda-Wiedenbrück, dem 4-Sterne-Romantik-Hotel Ratskeller (Video unter http://www.ratskeller-wiedenbrueck.de), nahmen ein ebenso edles Abendessen (Entenbraten mit Klößen, glaub ich z.B.) gemeinsam mit der PR-Beauftragten von O-I ein.
Nachts konnten wir in jedem Zimmer auf LCD die Wahlnacht von Obama miterleben.
Zum Schluss der Reise, und da habe ich noch viele Fotos, sahen wir, wie Arbeiter das dreckige Leergut sortierten, ein Job vor allem für Ausländer, schien mir.
Mitgenommen hatte ich meinen Freund, Spitzname "Dr. Pfand", der vor allem die Flaschen im hannoverschen Veranstaltungszentrum Glocksee zur großen Dankbarkeit der Veranstalter absammelt.
Von da an ahnte ich, für wen er ungewollt mitsammelte: zur Material-Lieferung für O-I.

Und übrigens: Bis Ende Juli 2007 war das Unternehmen auch bei Plastikverpackungen weltweit mit Standorten in Nordamerika, Südamerika, Australien, Europa und Asien vertreten. Die O-I plastic Gruppe wurde dann allerdings an Rexam PLC veräußert.

Schauen Sie sich zum Thema Plastik mal folgenden Film an.

Plastik tötet
http://www.plastic-planet.at/derfilm/filmtrailer.html


Wie die Deutsche Umwelthilfe (DUH) diese Pressereise arrangierte, das mutet schon merkwürdig an.
Als ich das kritisch hinterfragte, sprach die O-I-PR-Beauftragte, die seltsamerweise noch im Pressebus mitfuhr, meinen Fotografen "Dr. Pfand" an, sie wolle ihm Fotos abkaufen.
Der antwortete, da müsse sie sich an mich wenden, das fand ich nett von ihm, das macht nicht jeder.
Mich aber ignorierte die smarte Dame diesbezüglich trotz des Hinweises. Ich denke mal, aus Vorsicht.



Heute kam nun diese Presseinformation der DUH:



Deutsche Umwelthilfe stoppt irreführende Werbekampagne der Dosenlobby

Forum Getränkedose GbR unterschreibt Unterlassungserklärung – Getränkedose ökologisch nicht auf Augenhöhe mit Mehrweg – Unterschrift erfolgte erst nach Einreichung eines Antrags auf einstweilige Verfügung beim Landgericht Hannover – DUH-Bundesge­schäftsführer Resch: „Getränkedosen sind Mehrwegflaschen ökologisch unterlegen – Stopp der die Verbraucher täuschenden Imagekampagne ist ein Erfolg für die Umwelt und die DUH“

Berlin, 01. September 2010: Wenige Stunden nachdem die Deutsche Umwelthilfe e.V. (DUH) beim Landgericht Hannover den Antrag auf Erlass einer einstweiligen Verfügung eingereicht hat, knickte die Dosenlobby doch noch ein. Das Forum Getränkedose GbR, hinter dem die Getränkedosenproduzenten Ball Packaging Europe, Rexam und Crown Bevcan Europe stehen, leistete am gestrigen Dienstag die zuvor verweigerte Unterschrift unter die von der DUH verlangten Unterlassungserklärung. Die Dosenhersteller verpflichten sich damit, folgende Aussagen weder wörtlich noch sinngemäß zu wiederholen:

* „Die Getränkedose ist jetzt auf Augenhöhe mit Mehrweg“
* „Die Dose ist eine umweltfreundliche Verpackung, die ökologisch auf Augen­höhe mit Mehrwegflaschen liegt. Das bestätigt jetzt eine neue Ökobilanz.“
* „Neue Ökobilanz des IFEU-Instituts zeigt: Getränkedosen sind ökologisch konkurrenzfähig“

Zuvor hatten die Getränkedosenhersteller die Frist zur Unterzeichnung der von der DUH verlangten Unterlassungserklärung – auch nach einem von der DUH gewährten nochmaligen Aufschub – verstreichen lassen. Die Reaktion erfolgte dann Stunden, nachdem die DUH am Dienstag beim Landgericht Hannover die entsprechende einstweilige Verfügung beantragt hatte.

„Die Dosenlobby bestätigt damit, dass sie über Monate versucht hat, die Verbraucher mit einer dreist irreführenden Kampagne zu täuschen. Sie bediente sich dabei einer von ihr selbst beauftragten Studie, die die behaupteten Ergebnisse jedoch nicht hergab. Am Schluss versuchten die Dosenhersteller mit Tricks und Taktiererei den fälligen Kotau zu vermeiden. Damit sind sie gescheitert. Das ist ein Erfolg für die Umwelt und die DUH“, sagt DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Die Getränkedose sei bezüglich der Umweltauswirkungen in der Praxis eben keineswegs auf Augenhöhe mit umweltfreundlichen Mehrwegsystemen. Jede derartige Behauptung diene einzig dem Zweck, die Verbraucher zu verunsichern, die sich längst aus guten Gründen von der Dose abgewandt haben. Einziges Ziel des Forums Getränkedose sei es, den Absatz an Dosen auf dem deutschen Getränkemarkt wieder anzukurbeln und damit die Geschichte zurückzudrehen.

„Eine derart dreiste Form der Täuschung des Verbrauchers habe ich selten erlebt“, erklärt Remo Klinger, von der Berliner Anwaltskanzlei Geulen & Klinger, der die DUH in der juristischen Auseinandersetzung vertritt. Die Dosenindustrie sei „mit der Unterwerfung lediglich einer gerichtlichen Verurteilung zuvorgekommen“.

Seit Monaten hatten die Dosenhersteller versucht, der Getränkedose einen grünen Anstrich zu verleihen und so Marktanteile im Getränkemarkt zurückzugewinnen. Zentraler Baustein in der Kampagne war dabei eine beim Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg GmbH (IFEU-Institut) vom Forum Getränkedose in Auftrag gegebene Ökobilanz. Da die Getränkedose sich in der Studie aber nur unter extrem praxisfernen Annahmen annähernd mit den umweltfreundlichen Mehrwegflaschen messen konnte, berücksichtigten die Dosenhersteller in ihrer Kommunikation ausschließlich solche realitätsfernen Szenarien. Aus den zusammenhangslos aber gezielt ausgewählten Extremszenarien wurden in den Imageprospekten und Pressemitteilungen allgemeine „Umweltargumente für die Getränkedose“ destilliert. In einer 35 Seiten langen sogenannten Handreichung stellte das IFEU-Institut daraufhin unter anderem klar, dass Pressemitteilungen mit Schlagzeilen, die eine pauschale ökologische Gleichwertigkeit oder gar Überlegenheit von Getränkedosen gegenüber Mehrwegflaschen suggerierten, die Ergebnisse der aktuellen Ökobilanz falsch wiedergäben.

Eine ausführliche Stellungnahme der DUH und der Stiftung Initiative Mehrweg zu der genannten „Ökobilanziellen Untersuchung verschiedener Verpackungssysteme für Bier“ des IFEU-Institutes kann unter



http://www.duh.de/pressemitteilung.html?&tx_ttnews[tt_news]=2374



heruntergeladen werden.



Für Rückfragen:

Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer, Deutsche Umwelthilfe e.V., Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, Mobil: 0171 3649170, E-Mail: resch@duh.de

Dr. Remo Klinger, Rechtsanwaltskanzlei Geulen & Klinger, Schaperstraße 15, 10719 Berlin, Tel.: 030 88472-80, Mobil: 0171 2435458,E-Mail: klinger@geulen.com

Maria Elander, Leiterin Kreislaufwirtschaft, Deutsche Umwelthilfe e.V., Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, Tel.: 030 2400867-41, Mobil: 0160 5337376,
E-Mail: elander@duh.de

Gerd Rosenkranz, Leiter Politik & Presse, Deutsche Umwelthilfe e.V., Hackescher Markt 4, 10178 Berlin, Tel.: 030 2400867-21, Mobil: 0171 5660577, E-Mail: rosenkranz@duh.de

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