BUND fordert unverzüglichen Stopp der Haldenabdeckung.
Hannover, den 31. August 2010: In der Nacht zum 27. August ergoss sich gegen 02:30 eine Schlamm-Lawine aus schwermetallhaltigem REKAL-Material über die Kreisstraße zwischen Mesmerode und Bokeloh. Der giftige Matsch ist nach längeren ergiebigen Regenfällen von der durchnässten Südflanke des „Kalimandscharo“, der Kalihalde des Werkes Sigmundshall, abgerutscht. Die Energie der abgehenden Schlammlawine reichte aus, den um die Kalihalde gezogenen Graben und den Schutzwall mühelos zu überwinden, auf 50 m Breite die Einzäunung und die gepflanzten Gehölze nieder zu walzen und anschließend die angrenzende Kreisstraße zu überqueren und noch knöchelhoch unter Schlamm zu begraben.
Da der Klimawandel auch vor der Region Hannover nicht Halt macht, ist auch in Zukunft zu erwarten, dass nicht vorhersehbare Starkregenereignisse stattfinden. So kam dieses Unglück nicht unerwartet: Der BUND hatte erstmals bereits Anfang 2005 in seiner Stellungnahme zur Erweiterung der Kalihalde Sigmundshall das Niedersächsische Landesbergamt (LBEG) auf die fehlerhaften Standsicherheitsberechnungen für die Haldenabdeckung hingewiesen. Auch in der Folgezeit hat der BUND immer wieder auf die mangelhafte und falsch berechnete Standsicherheit aufmerksam gemacht, zuletzt in seiner erfolgreichen Klage gegen die Abdeckung der Kalihalde mit REKAL-Material. Nur weil das beklagte LBEG in Berufung ging, ist das erstinstanzliche Urteil noch nicht rechtskräftig geworden. Andernfalls wäre uns die Schlamm-Lawine vermutlich erspart geblieben.
BUND-Experte Dr. Ralf Krupp: „In den Berechnungen hatte das verantwortliche Braun-schweiger Ingenieurbüro die bodenmechanischen Werte für trockenes Abdeckmaterial ver-wendet. Richtig wäre hingegen die Bestimmung und Verwendung der relevanten Parameter im wassergesättigten Zustand gewesen, denn die Abdeckung darf schließlich auch bei star-ker Durchnässung nicht abrutschen. Dann hätte jedoch der für die Genehmigung erforderli-che Standsicherheitsnachweis nicht erbracht werden können, und die für K+S lukrative Scheinverwertung des REKAL-Abfalls wäre vermutlich gescheitert.“
Dass die Scherfestigkeit des REKAL-Materials bei Durchnässung stark absinkt, war auch dem früheren Werksleiter auf Sigmundshall, Dr. Diekmann, bekannt, wie aus einer seiner Veröffentlichungen hervor geht. Wie es scheint, bestand aber zwischen der Bergbehörde, dem Ingenieurbüro und der Fa. Kali und Salz Einigkeit darüber, dass man die Hinweise des BUND ignorieren könne.
Das Giftschlamm-Unglück hat aber noch einen weiteren Planungsfehler zu Tage gefördert: Offenbar ist der um die Halde herum eingerichtete „Sicherheitsstreifen“ überhaupt nicht in der Lage, abrutschende Massen zurück zu halten. Auch in diesem Punkt ist die Kalihalde mit ihrer Abdeckung nicht sicher.
Der BUND fordert daher K+S und die Niedersächsische Bergbehörde auf, die Abdeckung der Kalihalde mit REKAL-Material unverzüglich zu beenden. Spätestens in der Berufungsinstanz zu dem genannten Klageverfahren wird das Thema jedoch ohnehin wieder erörtert werden müssen. Man darf dann auf die Würdigung des Vorfalls vom 27. August durch das OVG Lüneburg gespannt sein.
Mehr Informationen auf der website www.bund-hannover.de unter Themen: „Bergbaufolgen“. Der BUND hat die Region Hannover heute offiziell zu dem Vorfall befragt. Die Fragen an die Region Hannover sind auch auf der Website des BUND zu finden.
ViSdP.: Sibylle Maurer-Wohlatz dienstlich (0511) 66 00 93, mobil: (0176) 63 29 83 93
e-Mail: bund.hannover@bund.net
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