Freitag, 31. Dezember 2010

Kann meinen Garten nicht vergessen - noch ein hannoversches Requiem



Zum diesjährigen Neujahrsempfang der Stadtverwaltung am 5. Januar werden in Zusammenarbeit mit dem Bezirksverband Hannover der Kleingärtner viele GartenfreundInnen eingeladen.
Seit längerem versucht die Stadtverwaltung wohl, etwas mehr Lockerheit ins Kleingartenwesen zu bekommen.
Aber ich sehe da schwarz.
Vor einigen Jahren hatte ich ein kleines Stück Land in der Kolonie Königsworth gepachtet und naturgemäß bewirtschaftet, so dass es schließlich dafür sogar einen Spaten als Auszeichnung gab, den Garten Nr. 15 nahe der späteren Alfred-Müller-Allee, nach dem lieben Gartenfreund benannt, der bis zu seinem Tod gelegentlich auch an meinem Zaun stand, um einen Plausch zu halten.
Ja, Gemeinschaft war schon da, die jährlichen Laubenfeste mit Tanz und Katerfrühstück gleich um die Ecke wurden unvergesslich. Aber dazwischen ließen die Hollywoodschaukel-Gartenbesitzer nicht locker. Ständig gab es Vorschriften, die eingehalten werden sollten. Schließlich warf ich das Handtuch.
Der Endzustand des kleinen Gartens ist auf dem Foto zu sehen, das ich dieser Tage machte. Man intervenierte nämlich offensichtlich auch bei meinen Nachfolgern so lange, bis das Stückchen nun endlich wie aus dem Baumarkt-Katalog kopiert aussieht: Ordentliches Gartenhaus und möglichst wenig Vegetation.
Weg ist die Laubenhecke, weg der wunderbare Quittenbaum ebenso wie der knorrig-niedrige Apfelbaum, weg das Schilf am Teich, weg mein Teehäuschen (Flachdächer seien nicht erlaubt, hieß es damals) und bestimmt auch die vielen seltenen Blumensorten.
Kleingärtnerische Seelenverwandte, wie zum Beispiel der Dichter Kersten Flenter, versuchten sich mit Ausschank von Schnäpschen einzuschmeicheln, Erwin Jordan von den Grünen meinte mal zu mir, man müsse sich da mehr zusammenschließen, um sich zu wehren.
Fakt bleibt, dass ein Promi wie der ehemalige Gartenamtsmitarbeiter Dröge, unbelastet jeglicher Vorschriften an der Wasserkunst einen verwunschenen "geheimen" Garten anlegen durfte, während Leute, die direkt unter den Augen der diversen Kleingarten-Kommitees wirtschaften, sich gelegentlich vorkommen wie von der Stasi kujoniert.
Habe meinen Gartennachbarn Maulwürfe mit unterirdischen Rauchbomben vernichten sehen und hören, dem ich nie gut genug Unkraut jätete, um schließlich entnervt einen Gärtner mit Giftspritze für die Randzonen zu bestellen.
Eine Bekannte meinte damals, ich sollte doch alles durch ein Ohr rein, durchs andere wieder hinauslassen. Aber da hat sie sich in der Einschätzung hannoverschen Vereinswesens geirrt, das beweist dieses Foto meines Gartens im Nachfolgezustand.
Hier herrscht nun Ordnung wie auf dem Friedhof. Heil Herzog Wittekinds Stamm. ip

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