Die Apothekerkammer Niedersachsen fordert die Krankheitserreger im Keim zu ersticken
Hannover, 02. Februar 2011 – Jährlich ziehen sich 500.000 bis eine Million Patienten in deutschen Kliniken Infektionen zu, die sie bei ihrer Einweisung noch nicht hatten. Bis zu 50.000 Menschen sterben daran. Gelegentlich können Infektionen durch Erreger ausgelöst werden, die resistent gegen mehrere Antibiotika sind – am häufigsten durch den Keim MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus).
Mit dem Wissen um diese Gefahr stellen täglich Mitarbeiter in den Krankenhausapotheken, wie zum Beispiel in der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) unter Leitung von Heike Alz, Chemotherapeutika her und mischen Ernährungslösungen. “Auch die Zunahme antibiotika-resistenter Keime erfordert eine absolut sorgfältige Antiinfektivaauswahl. So überprüft der Klinikapotheker in der Medizinischen Hochschule patientenindividuell die Auswahl aller Reserveantibiotika. Die Arzneimittelkommission an der MHH hat seit Jahren eine Expertengruppe etabliert, die auf Basis der Antibiotikaverbräuche und -leitlinien Empfehlungen ausspricht und Fortbildungen durchführt'', kommentiert Alz. „Damit übernehmen die Apotheker eine große Verantwortung“, ergänzt Magdalene Linz, Präsidentin der Apothekerkammer Niedersachsen.
Ein Teil der Bevölkerung beherbergt den MRSA-Erreger ohne krank zu werden. Besonders im Rachen und in der Nasenhöhle siedelt sich dieser Keim an, von dort wandert er leicht auf die Hände und gelangt so auf alles, was der besiedelte Mensch berührt: Handtücher und Türklinken, aber auch medizinische Instrumente. Normalerweise verhält sich der Erreger unauffällig, weil das körpereigene Immunsystem ihn in Schach hält. Probleme gibt es erst, wenn die Körperabwehr geschwächt ist, durch Krankheiten, aber auch wenn die Bakterien direkt über Wunden in den Körper gelangen.
Der Anstieg von Infektionen durch MRSA in Deutschland ist bedenklich. Neben dem unkritischen Einsatz von Antibiotika ist häufig die unzulängliche Umsetzung der prophylaktischen Hygienemaßnahmen und die fehlende Schulung des medizinischen Personals Grund für den starken Anstieg der Keim-Besiedlung von Patienten in deutschen Krankenhäusern sowie in Alten- und Pflegeheimen. Die eigentlich erlernte Gründlichkeit wie die der Handhygiene wird vernachlässigt. Zeitdruck und Personalabbau verschlimmern die Situation.
Doch Hygiene lässt sich verbessern. Seit 2008 nehmen zahlreiche Kliniken, so auch die Medizinische Hochschule Hannover, an der bundesweiten Aktion „Saubere Hände“ teil. „Bis zu 50 Millionen Bakterien sitzen vor einer Händedesinfektion auf einer Fingerspitze“, erklärt Iris Chaberny, Leiterin Arbeitsbereich Krankenhygiene des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene.
Die MHH setzt mit Hilfe von Schulungen, Postern und Checklisten mehr Sauberkeit durch. Getreu dem Motto „Saubere Hände von Anfang an“ werden die Studierenden, Auszubildenden der MHH-Schulen, Pflegekräfte und Ärzte weitergebildet. „Durch gezielte Fortbildungsmaßnahmen versuchen wir, das Bewusstsein der Mitarbeiter für
Infektionsgefahren weiter zu schärfen. So können Gefahrenquellen frühzeitig erkannt und beseitigt werden“, kommentiert der renommierte Intensivmediziner und Direktor der Klinik für Pneumologie der Medizinischen Hochschule Tobias Welte. „Und das mit Erfolg. Werden die Hände immer desinfiziert, macht das schon 90 Prozent der Miete aus“, ergänzt Iris Chaberny.
„Die Fachkompetenz ist in der MHH und allen Kliniken der Region vorhanden. Dennoch müssen wir uns permanent verbessern, um mit planvollen Schritten gegen die Erreger und den Killerkeim MRSA vorzugehen. Von daher begrüßen auch wir die Forderung der Apothekerkammer Niedersachsen, das MRSA-Problem offensiv anzugehen“, erläutert der MRSA-Netzwerker Reinhard Schierholz der Region Hannover.
Die Apothekerkammer Niedersachsen ist eine Einrichtung der beruflichen Selbst-verwaltung aller niedersächsischen Apothekerinnen und Apotheker. Als Körperschaft des öffentlichen Rechts ist die Kammer zuständig für die Aus-, Fort- und Weiterbildung des pharmazeutischen Personals und die Überwachung der Apotheken. Sie berät ihre Mitglieder bei pharmazeutischen und berufsrechtlichen Fragen sowie bei Betriebs-gründungen und -änderungen.
Dieser Artikel ist eine Presseinformation, kopiert und eingefügt.
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