Dienstag, 23. Februar 2010

fleißige sozialschmarotzer...

ich kenne einen hartz4-empfänger, der zum monatsende nur noch hundefutter und bier im kühlschrank hatte.
als er einen 1-euro-job bekam, blühte er auf, ging zum frisör, war so fleißig, dass die arbeitgeber ihn auch nach ablauf des jahres weiter beschäftigten, aber plötzlich war wieder schluss.
ich kenne eine hartz4-eempfängerin, die sich nicht ins soziale netz hängen will und fleißigst zeitungen austrägt und auch bei mir im haushalt mal mithilft.
dadurch kommt sie über die gleitzone in steuerklasse 6, wo ihr höchstabzüge blühen.
und die arbeitgeber müssen in bezug auf finanzamt, krankenkasse usw. einen riesen-papierkram erledigen.
die minijob-zentrale riet deshalb, mir doch jemand zu suchen, der von diesen bedingungen frei ist, auch das steuerbüro äußerte, man müsse für diese abrechnungen fast betriebswirtschaft studiert haben.
die frau, akademikerin von der ausbildung her, rechnet minutiös jeden cent ab, eine ehrliche haut, die dadurch nur ärger mit dem job-center hat, nichts als ärger.
ich kenne den dritten fall, einen flaschensammler, der jedes wochenende in der glocksee sammelt, um nicht beim sozialamt stehen zu müssen.
als er im tiefschnee seine flaschen zu rewe zog, traf ihn zu neujahr ein vorderwand-infarkt.
ich kenne keinen sozialschmarotzer in florida, auf teneriffa, oder in sonst einem südlichen gefilde, ich kenne überhaupt keinen.
aber ob wir hier was bloggen oder nicht, die bildzeitungs-hetze ist wiedermal politisch gewollt, die richtung vorgeben.

klaus-dieter gleitze schreibt heute:
Im Europäischen Jahr (EJ) gegen Armut und soziale Ausgrenzung 2010
stagniert die Armut in Niedersachsen auf skandalös hohem Niveau und wird
als Folge der aktuellen Wirtschaftskrise zunehmen. Darauf weist die
Landesarmutskonferenz Niedersachsen anlässlich der *nationalen
Auftaktveranstaltung zum Europäischen Jahr gegen Armut und soziale
Ausgrenzung am 25.02.2010 in Berlin hin.*
Mehr dazu in der PM der LAK im Anhang.
Mit der Bitte um Berichterstattung und freundlichen Grüssen
Klaus-Dieter Gleitze
LAK Niedersachsen

Landesarmutskonferenz Niedersachsen

Hannover, den 23.02.2010

Landesarmutskonferenz Niedersachsen zur Auftaktveranstaltung „Europäisches Jahr gegen Armut und soziale Ausgrenzung 2010“

Im Europäischen Jahr (EJ) gegen Armut und soziale Ausgrenzung 2010 stagniert die Armut in Niedersachsen auf skandalös hohem Niveau und wird als Folge der aktuellen Wirtschaftskrise zunehmen. Darauf weist die Landesarmutskonferenz Niedersachsen anlässlich der nationalen Auftaktveranstaltung zum Europäischen Jahr gegen Armut und soziale Ausgrenzung am 25.02.2010 in Berlin hin.
(Details http://www.mit-neuem-mut.de/portal/generator/11124/veranstaltungskalender.html )
Horst Peter Ludwigs, Sprecher der LAK Niedersachsen, gibt zu bedenken: „Die Armutsquote in Niedersachsen beträgt ca. 15%, zunehmend sind Menschen trotz Erwerbsarbeit bedroht. Damit ist ein Trend zu mehr Altersarmut vorgezeichnet. Damit der Schwerpunkt „Integration statt Ausgrenzung - Selbstbestimmte Teilhabe für alle Menschen!“ des EJ 2010 nicht bloße, konsequenzlose Absichtserklärung bleibt, ist eine verstärkte Anstrengung aller Akteure nötig! Statt über die Betroffenen zu reden, soll der Dialog mit ihnen gefördert werden.“
Martin Fischer als Sprecher der LAK Niedersachsen erklärt:“ Wie weit die Lebenswirklichkeiten auseinander gedriftet sind, zeigen nicht zuletzt diskriminierende und realitätsferne Äußerungen im Rahmen der aktuellen Hartz IV Debatte aus bestimmten politischen Kreisen. Die LAK Niedersachsen strebt die Einrichtung einer Koordinierungsstelle für Betroffenenbeteiligung in Niedersachsen an. Durch die Einbeziehung der Betroffenen in Hilfe- und Beratungsstrukturen soll ihre aktiven Beteiligung gestärkt werden.“
Die LAK Niedersachsen fordert u.a. den Ausbau der niedersächsischen Armuts- und Reichtumsberichterstattung und den Aufbau echter Ganztagsschulen mit Kostenerstattung für bedürftige Kinder bei Beförderung und Mittagessen. Die LAK schließt sich daher zu diesen Fragen den entsprechenden Forderungen der Landtagsfraktionen von „Die Linke“ und „Bündnis 90/ die Grünen“ an und unterstützt die dahingehenden Anträge im niedersächsischen Landtag.
Sie wird das Europäische Jahr gegen Armut auch in Kooperation mit der Nationalen Armutskonferenz (NAK) mit Aktionen begleiten.
Anbei Informationen zur Landesarmutskonferenz Niedersachsen.
Für Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen

Horst-Peter Ludwigs, Sprecher LAK Nieders. Martin Fischer, Sprecher LAK Nieders.
(Nieders. Flüchtlingsrat; Fon: 0162-8539676) (Diakonie; Fon: 0511-3604-190)

Klaus-Dieter Gleitze
(LAK Niedersachsen; Fon: 0511-2102067)


und fügte noch ein historisches dokument von 1995 an:


Gründungserklärung Landesarmutskonferenz Niedersachsen
Die unterzeichnenden VertreterInnen der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege in Niedersachsen, des DGB-Landesbezirks Niedersachsen / Bremen, von Verbänden und von Initiativen auf Landesebene beschließen hiermit die Gründung einer "Landesarmutskonferenz Niedersachsen".
Das Ziel der Landesarmutskonferenz ist eine konzertierte Aktion gegen Armut und Arbeitslosigkeit auf Landesebene."
Die Armutssituation in Niedersachsen spitzt sich zu:
 Immer mehr Menschen sind von Einkommensarmut, bedingt durch Scheidung, Niedrigrenten, geringe Erwerbseinkommen etc. betroffen
 Überschuldung und drohender Ausschluss aus dem Zahlungs- und Kreditsystem greifen bereits bis in mittlere Einkommensschichten
 prekäre Beschäftigungsverhältnisse und Erwerbslosigkeit führen zu einer zunehmenden Spaltung der Gesellschaft
 Wohnungslosigkeit ist für einen zunehmend größer werdenden Personenkreis Bestandteil einer oft ausweglosen Armutskarriere
Dieser Entwicklung gegenzusteuern soll zentrale Aufgabe der "Landesarmutskonferenz Niedersachsen" sein.
Die Dramatik der gegenwärtigen Entwicklung, in der Betroffene eher Diffamierung und Ausgrenzung als Solidarität erfahren, erfordert die Bündelung und Abstimmung der politischen Akteure, die sich für soziale Gerechtigkeit in unserer Gesellschaft einsetzen. Neue institutionelle Arrangements der Kooperation, Koordination und Selbstorganisation sind notwendig. Hierzu gehört die Institutionalisierung einer Landesarmutskonferenz in Niedersachsen. Sie soll ein neues Instrument
gemeinsamer Aktionen sein, als politische Initiatorin, Moderatorin und Koordinatorin wirken.
Gemeinsam mit den Betroffenen, den regionalen und örtlichen Initiativen soll deren sozialpolitischen Forderungen auch landespolitisch ein besonderes Gewicht gegeben werden. Zu den konkreten Aufgaben soll gehören, den gesellschaftlichen Skandal von Armut im Reichtum zu verdeutlichen, Ursachen und Verursacher zu benennen und Vorschläge zur Bekämpfung der Armut auf Landesebene zu entwickeln.
Diese Erklärung wurde unterzeichnet von:
DGB-Landesbezirk Niedersachsen/Bremen, Dr. Wiebke Buchholz-Will (Sprecherin)
ZEPRA e.V. - Landesarbeitsgemeinschaft der Arbeitslosenprojekte für Erwachsene, Dr. Michael Meilwes (Sprecher)
Diakonisches Werk der Ev.-luth. Landeskirche Hannover e.V., Alfred Loschen
Ev. Fachverband Wohnung und Existenzsicherung e.V., Alfred Loschen
Deutscher Kinderschutzbund Nds., Antje Möllmann
Verbraucherzentrale Niedersachsen e.V., Bernd Wickler
Debet e.V., Dr. Michael Meilwes
Landesarbeitsgemeinschaft Soziale Brennpunkte e.V., Klaus-Peter Meier
Arbeiterwohlfahrt Niedersachsen - Landesarbeitsgemeinschaft für die AWO-Bezirksverbände Weser-Ems, Braunschweig und Hannover, Annette Hiller
Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband - Landesverband Niedersachsen e.V., Barbara Heidrich
Caritasverbände, vertreten durch den Caritasverband für die Diözese Osnabrück e.V., Heinz Schawe
Deutsches Rotes Kreuz, Landesverband Niedersachsen e.V., Andreas Bergmann
Seniorenschutzbund Graue Panther e.V., W. Wolters
Arbeitskreis der Niedersächsischen Kontaktstellen für Selbsthilfegruppen, Stefan Kröger
Deutscher Mieterbund - Landesverband Niedersachsen, Ulrich Stöver

Hannover, den 22.06.1995

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