Sonntag, 3. August 2008

carlyle is here

der carlyle-fonds verlor 16 milliarden (!) im jahr 2008 laut zeit-dossier über die global zocker vom 31.juli 2008 ( der ausdruck zocker in meiner letzten city-ihme-zeitung stammt übrigens genuin von mir, nirgendwo abgeschrieben).
was nun treibt die immobilien-abteilung des fonds in hannover um, die betonburg ihme-zentrum aus den 70ern total zu entkernen und zu behaupten, im herbst 2009 würden dort lauter funktionsfähige geschäfte einziehen? selbst bei größter anstrengung kann ich dort des kaisers neue kleider nicht sehen.
allein die versorgungsstruktur für die neuen geschäfte wieder einzubauen (wasser, strom, sanitär, usw.) kann niemals in so kurzer zeit geschehen.
außer computeranimierten darstellungen in photoshop-manier, bildern, wie sie jede fotoagentur liefert, gibt es nur herrliche durchblicke zwischen zwei stadtteilen durch die nackten restpfeiler zu sehen.
in die finanzierung des ihme-zentrums waren die beiden banken nord lb und west lb eingestiegen, die ja auch in den derivate-handel und globale spekulation verstrickt sind. ihr erster developer fürs ihme-zentrum war konrad schätzle, der mit seiner citybau kg den koloss am hannoverschen fluss ihme baute. irgendwann fühlte der sich von den banken fallengelassen, machte pleite, beschuldigte den damaligen nord-lb chef dr. dierksen, für einen erheblichen rabatt im ihme-zentrum das höchste penthouse hannovers von ihm bekommen zu haben (gerüchte sprachen von goldenen wasserhähnen in der einrichtung).
später kam helmut totilla held als manager ins ihme-zentrum. ich habe erlebt, wie er mit dem inzwischen verstorbenen westlb-chef friedel neubert auf dem ihme-platz stand. der allgemein nicht beliebte neubert (privat übte er sich im schießen, er hat auch tui-chef frenzel in seine fatal mächtige position gehoben), stauchte ihn zusammen wie ein stück dreck. sein adjutant baumann legte sich mehrmals mit architektin marianne adrian an, die mit ihrer familie ebenfalls ein penthouse im ihme-zentrum bewohnte. marianne adrian äußerte gegenüber mir, niemals zuvor einen ähnlich ignoranten, eiskalten typ wie baumann kennengelernt zu haben.
schließlich kamen developer frank-michael engel, wohnhaft in tutzing am starnberger see, und brune consulting. ihr erster prospekt trug die überschrift "wir machen den dampfer flott".
engel verkaufte plötzlich klammheimlich an die im new yorker luxushotel carlyle 1987 gegründete gleichnamige gruppe, vor deren verflechtung mit rüstungsindustrie, wirtschaft, politik sowie der familie bush gewarnt wird, nachdem er hannovers damaligen oberbürgermeister schmalstieg, der bei einem symbolischen "Durchbruch"-fototermin mit einem gabelstapler gegen die wand fuhr, der lächerlichkeit preisgegeben hatte.
nun also habe ich die teilnehmer am kriegsgeschäft direkt in der nachbarschaft, nur einige hundert meter fußweg weit entfernt. in hannover herrscht in den medien beängstigendes wohlwollen gegenüber carlyle. bei einem auf bürgernähe bewusst bescheiden konzipierten, schlecht besuchten "baustellenfest" gab es kein kritisches wort in den medien. man will hier offenbar des kaisers neue kleider sehen, nur ich sehe sie nicht.
stattdessen soll das gegenüberliegende ufer des ihme-zentrums (seit investor engel "lindenpark" genannt) komplett als hochwasserschutz-maßnahme abgegraben werden. eine neue u-bahn-linie in diese richtung ist im gespräch. das erinnert mich an boston in neuengland, wo herrliche grünflächen entstanden, weil die gesamte u-bahn, auch aus "heimatschutzgründen", für riesensummen in den untergrund gelegt wurde. aber was geht hier in hannover vor?
ich schreibe das deshalb alles hier, weil es mir bei wikipedia immer wieder jemand rausredigiert. und natürlich in meiner city-zeitung. die nächste erscheint anfang september.

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