Sonntag, 9. September 2018

Hannover: Alma Rosé statt "Neues Haus"

Sehr geehrte Damen und Herren,
vor der Komposition meiner Oper „Das Frauenorchester von Auschwitz“ 2003-2006 habe ich mich über 20 Jahre mit dem Orchester und seiner Dirigentin Alma Rosé beschäftigt. Alma Rosé war aber viel mehr als die Dirigentin des Frauenorchesters in Auschwitz, wo sie 1944 auch ermordet wurde.
Sie war die Tochter einer hochrangigen Wiener Musikerfamilie, Tochter des berühmten Geigers Arnold Rosé und eine Verwandte Gustav Mahlers. Schon früh zur Geigerin
ausgebildet, spielte sie im Streichquartett ihres Vaters, hatte aber auch den Ehrgeiz, Dirigentin zu werden, unerhört in damaliger Zeit. Sie erreichte dieses Ziel sogar und
gründete ein hochprofessionelles Damenorchester, die „Wiener Walzermadln“, mit denen sie jahrelang durch Europa tourte, bevor das wegen der Naziherrschaft unmöglich wurde. Nach Ihrer Verhaftung und Deportation nach Auschwitz wurde Alma Rosé zur Dirigentin des Frauenorchesters in Auschwitz-Birkenau, das sie durch ihre überaus professionelle Leitung bis zu ihrem Tod im April 1944 erhalten konnte.
Dadurch konnte sie zahlreichen Frauen und Mädchen, die im Orchester mitspielten, das Leben retten. Viele von ihnen lebten noch lange danach, einige wenige sogar noch heute,
und alle bewahrten Alma Rosé ein ehrendes und dankbares Andenken.
Ich denke, diese überaus eindrucksvolle Musikerinnenbiographie rechtfertigt die Umbenennung des Vorplatzes der Musikhochschule Hannover in Alma-Rosé-Platz in besonderem Maße.
Mit freundlichen Grüßen,
Stefan Heuke, Komponist

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