Montag, 12. Juni 2017

Rommel kann kein Bundeswehr-Vorbild sein


Entgegen vorheriger Aussagen sollen Kasernen nun doch weiter nach dem Wehrmachts-General benannt sein. Friedensgesellschaft wirft Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen vor, gegenüber rechten Bundeswehr-Kreisen eingeknickt zu sein.
Im Mai hatte sich Ursula von der Leyen im Rahmen des Skandals um rechtsextreme Soldaten noch klar geäußert: „Ich finde, die Bundeswehr muss nach innen und außen klar signalisieren, dass sie nicht in der Tradition der Wehrmacht steht“, so die Ministerin damals. Einige Bundeswehr-Kasernen sollten daher umbenannt werden. Nach Protesten aus der Bundeswehr änderte von der Leyen nun ihre Meinung und verkündete am Wochenende in einer nach dem Wehrmachts-Generalfeldmarschall Rommel benannten Kaserne im ostwestfälischen Augustdorf, dass die Einrichtung ihren Namen behalten dürfe. Die Begründung dafür ist, dass die Kaserne 1961 am 20. Juli, dem Jahrestag des Hitler-Attentats, nach Rommel benannt wurde: „Was das Eine mit dem Anderen zu tun hat, ist schleierhaft“, zeigt sich Michael Schulze von Glaßer von der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK) dazu verwundert: „Rommel hat eine Beteiligung am Hitler-Attentat klar abgelehnt und war daher nicht Teil des Widerstands innerhalb der Wehrmacht“, so der stellvertretende politische Geschäftsführer der Friedensorganisation.
 
Die DFG-VK protestierte am Wochenende bundesweit gegen Militär-Werbung am „Tag der Bundeswehr“. Ein Standort dabei war auch Dornstadt bei Ulm, wo es auch eine Rommel-Kaserne gibt. Knapp einhundert Aktivistinnen und Aktivisten forderten auf Transparenten „Rommel-Kaserne sofort umbenennen!“. Der in der DFG-VK-Aktive Thomas Haschke, Anmelder der Aktion vor der Kaserne, erläuterte zu dem Fall: „In der Kaserne gab es Widerstand gegen eine Abweichung der aktuellen Heroisierung von Wehrmachts-Soldaten.“ Die DFG-VK wirft der Ministerin daher mangelnde Durchsetzungsfähigkeit gegenüber der Truppe vor: „Rommel und andere Wehrmachts-Offiziere, die für die Nazi-Diktatur gekämpft haben, können keine Vorbilder für eine parlamentarische Armee sein, die nach eigenen Angaben mündige Soldaten haben will“, kritisiert Thomas Haschke. DFG-VK-Bundessprecherin Cornelia Mannewitz ergänzt: „Es reicht auch nicht, die Namen auszuwechseln. Rechte Intellektuelle in der Bundeswehr fordern seit Jahren die Abkehr vom Bild des ‚Bürgers in Uniform‘ und eine Rückbesinnung auf den Kameradschaftsgeist der Wehrmacht. Dieser Geist muss ausgetrieben werden, am besten gleichzeitig mit einer Schließung der Kasernen.“ Die Friedensaktivistinnen und -aktivisten der DFG-VK kündigten weitere Proteste dazu an, bis die Rommel-Kasernen umbenannt sind und die Bundeswehr sich nicht mehr positiv auf die Wehrmacht bezieht.


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