Montag, 29. November 2010

neues aus meinem stadtteil - flüchten oder standhalten?

samstag sind die letzten deutschen mieter aus dem nebenhaus ausgezogen, dem verrotteten haus des verwalters rauch, der oldtimer-lieberhaber ist und den tegernsee als sauberes urlaubsziel schätzt.
die bulgaren dort nehmen sich nun wohl erst recht in jeder art und weise freiheiten, von ohrenbetäubendem lärm angefangen.
am freitag stand ein dicker wagen mit städtischem halteschild hinter der windschutzscheibe davor.
ich klopfte erfreut an dieselbe, dachte, es sei endlich das gesundheitsamt wegen der auf dem gehweg liegenden riesenknochen und sonstigen essensreste, aber der mann motzte mich an, ich solle ihn in ruhe lassen und stiefelte in das haus.
was er da wohl wollte?
die ausziehenden mieter sagten, es sei eine unglaubliches rein und raus dort, 24 stunden am tag.
an der neu eingerichteten glocksee-bushaltestelle in der braunstraße gegenüber vom bordell sah ich eine unendlich langbeinige schönheit mit langem blondem haar auf den bus warten, konnte mir aber nicht vorstellen, dass diese grazie wirklich auf den bus angewiesen ist.
seit die bäume am ihme-ufer weggeholzt sind, hege auch ich häufiger gedanken, den immer weiter herunterkommenden stadtteil zu verlassen. das rotlicht- und drogen-milieu dürfte sich dadurch nämlich nahtlos von der city bis nach linden rüber erweitern.
aber andererseits brauche ich ruhe zum schreiben.
um auf den grund der dinge zu sehen, sind umzüge reines gift, bemerkte schon virginia woolf.

ich quatsche also eine weile mit herbert, dem ex-knacki, an der ida-arenhold-brücke zum ihme-zentrum rüber, über die zerstückelte leiche letztes silvester, die mein lieber netter nachbar, ein umwelttechniker, der zwei häuser weiter wohnt, entdeckt hatte (hoffentlich bleibt der wenigstens noch hier wohnen).
herbert meint, die polizei hätte die freier der ermordeten hobby-prostituierten in der kanalstraße mit speichelproben abtesten müssen. das sei bestimmt einer von außerhalb gewesen.
zu dem schon so lange aus dem ihme-zentrum verschwundenen türkischen mädchen äußert er sich, das könnte nach holland zwangsverheiratet worden sein.
und dann noch die sache mit dem narbengesicht, das die frau auf der ida-arenhold-brücke vergewaltigt hätte.
von der sache wusste ich noch gar nichts.
keine sichere gegend hier, meint sogar er.
schwerlich etwas dagegen zu halten.
ein passendes umfeld für die tatort-dreharbeiten neulich.
flüchten oder standhalten?
herr oberbürgermeister, was meinen Sie denn dazu? ip

Keine Kommentare: