Freitag, 21. November 2008

Mythos
Cholesterin

Cholesterin gilt als gefährlich für die Arterien. Zu viel davon in der Nahrung oder im Blut soll zum Herzinfarkt oder zum Schlaganfall führen. Aber die Cholesterin-Theorie ist aufgrund einer Fülle von Befunden so nicht mehr zu halten.
Funktion
des Cholesterin
Cholesterin ist für Menschen und Tiere ein lebenswichtiger Stoff. 1 bis 2 Gramm werden jeden Tag hergestellt, nur 0,1 bis max. 0,5 Gramm täglich mit der Nahrung aufgenommen. Je mehr wir mit der Nahrung aufnehmen, desto weniger produziert unser Körper davon.
Arterienverkalkung
Bei dieser Erkrankung kommt es zu einer Entzündung in der Mittelschicht der Arterien. Diese Schicht quillt auf und es lagern sich Fettsäuren und Cholesterin ein. Zunächst kann sich diese Veränderung wieder zurückbilden, später wird sie durch Kalkbildung irreversibel.
Durch Einrisse oder Rauigkeiten an der inneren Oberfläche der betroffenen Arterie können sich Blutgerinnsel bilden, die dieses Gefäß verstopfen und so einen Herzinfarkt oder Schlaganfall auslösen.
Geburt der Cholesterin-Theorie
Sie stützte sich auf folgende Beobachtungen:
• In den Arterienverkalkungen finden sich reichlich Cholesterin-Einlagerungen.
• Bei einer angeborenen Krankheit mit sehr hohen Cholesterin-Werten im Blut, treten schon ab dem 30. Lebensjahr Arterienverkalkungen und Herzinfarkte auf.
Erste Zweifel
an der Theorie
• Bei der angeborenen Erkrankung mit den sehr hohen Cholesterinwerten treten Herzinfarkte zwischen dem 30. und 50. Lebensjahr sehr häufig auf. Wer jedoch das Alter von 60 erreicht, hat danach ein viel niedrigeres Herzinfarktrisiko, obwohl die Cholesterinwerte weiterhin unverändert hoch bleiben.
• 1936 untersuchten 2 New Yorker Gerichtsmediziner jeden Leichnam, der ihnen wegen eines unnatürlichen Todes zur Untersuchung geschickt wurde, sehr genau auf das Ausmaß der Arterienverkalkung. Es ergab sich dabei kein Zusammenhang zwischen dem Cholesterin im Blut und dem Grad der Arterienverkalkung.
Cholesterin und
Herzinfarktrisiko
Hierzu sind viele Studien ausgewertet worden:
• Cholesterin in der Nahrung:
Es findet sich statistisch nur ein schwacher Zusammenhang: Wenn mehr Cholesterin verzehrt wird, steigt die Herzinfarktrate im Durchschnitt leicht an. Allerdings sind die Befunde sehr widersprüchlich: In Ost-Finnland ist die Herzinfarktrate deutlich höher als in West-Finnland oder auf Korfu höher als auf Kreta, obwohl sich der Lebensstil und die Ernährungsgewohnheiten jeweils nicht unterscheiden. Oder in der Schweiz ist der Fettverzehr nach dem Kriege gesteigen, die Zahl der Herzinfarkte jedoch gesunken.
• Cholesterin im Blut
Aus einer Vielzahl von Untersuchungen ergibt sich: Nur für Männer unter 45 Jahren ist das Cholesterin im Blut ein sehr schwacher Risikofaktor für einen Herzinfarkt. Dies gilt nicht für ältere Männer und überhaupt nicht für Frauen.
Risikofaktor = Ursache?
Wenn sich statistisch eine Eigenschaft als Risikofaktor herausstellt, bedeutet das nicht, dass damit die Ursache gefunden worden wäre. Die Statistik kann einen Zusammenhang nur rechnerisch beschreiben.
Ein Beispiel hierzu: Der Schaden, der bei einem Feuer entsteht, ist in der Regel umso höher, je mehr Feuerwehrleute an der Löschung beteiligt waren. Die Zahl der Feuerwehrleute ist - rein statistisch gesehen - ein Risikofaktor, aber nicht die Ursache für die Schadenshöhe.
Weniger Cholesterin = weniger Herzinfarkte?
Wenn das Cholesterin tatsächlich eine Ursache der Arterienverkalkung wäre, müsste eine Verringerung dieser Substanz - in der Nahrung oder im Blut - eine messbare Reduktion der Zahl der Herzinfarkte oder Schlaganfälle bewirken.
• Cholesterinsenkung durch Diät:
Weltweit gab es rund 60 Studien dazu: Eine cholesterinarme Diät senkt weder das Cholesterin im Blut noch die Rate der Herzinfarkte.
• Cholesterinsenkung durch Medikamente:
Bei Studien mit der neusten Substanzgruppe, der Statine ergab sich:
o Behandelt man Menschen, die bis auf einen erhöhten Cholesterinspiegel gesund sind, sinkt die Herzinfarktrate tatsächlich leicht ab. Aber die Gesamtsterblichkeit bleibt gleich, d.h. die Lebenserwartung wird nicht verlängert! Die Behandlung lässt die Menschen zwar weniger am Herzinfarkt erkranken, dafür sterben sie an anderen Erkrankungen und leben auch nicht länger.
o Behandelt man Menschen, die bereits einen Herzinfarkt oder Schlaganfall erlitten haben, dann zeigt sich eine sinnvolle Wirkung: Es sinken die Zahl der Herzinfarkte, die Sterblichkeit durch die Herzerkrankung und auch die Gesamtsterblichkeit. Die Behandlung wirkt sich für etwa 3 bis 5 % der Behandelten positiv aus.
Jedoch: Der positive Effekt der Medikamente ist völlig unabhängig sowohl von der Höhe des Cholesterinspiegels im Blut als auch von der erreichten Cholesterinsenkung. Das spricht dafür, dass diese Medikamente gar nicht durch die Cholesterin-Senkung wirken, sondern über andere Eigenschaften wirken, nämlich ihre antientzündlichen und blutdrucksenkenden Effekte.
Die Medikamente verringern als Nebenwirkung die Produktion von Coenzym Q10, das für die Herzleistung wichtig ist.
Warum hält sich
die Cholesterin-Theorie so beharrlich?
Die erste große Studie zu diesem Thema wurde in den USA 1948 aufgelegt. Die veröffentlichten Statistiken waren beeindruckend: Je höher das Cholesterin, desto mehr Herzinfarkte.
Leider stellte sich erst 20 Jahre später nach Abschluss der Studie heraus, dass sie gefälscht waren. Tatsächlich war auch hier nur für Männer bis 45 Jahre das Cholesterin ein schwacher Risikofaktor für Herzinfarkte. Da diese Studie aber bis dahin ein hohes Ansehen genoss, beeinflusste sie nachhaltig die Fachwelt.
Die Nahrungsmittelindustrie stellte sich mit fett- und cholesterinarmen Produkten darauf ein. Und die Pharmaindustrie entwickelte cholesterinsenkende Medikamente. Beide Gruppen haben ein lebhaftes wirtschaftliches Interesse daran, dass Cholesterin weiterhin als schädlich gilt.
Nach Untersuchungen aus den USA haben Hochschullehrer der Medizin zu 80 % wirtschaftliche Interessenkonflikte, weil sie von Pharma- oder Nahrungsmittelfirmen Gutachten- und Forschungsaufträge oder Beratungs- und Vortragshonorare erhalten. Die Zahlen kann man ohne Weiteres auf Deutschland übertragen. Transparency International spricht hier sehr drastisch
Zusammenfassung:
1. Cholesterin ist nicht die Ursache der Arterienverkalkung und auch nicht von Herzinfarkt und Schlaganfall.
2. Eine cholesterinarme Diät ist ohne Nutzen.
3. Die Gabe von Medikamenten zur Cholesterinsenkung ist nur sinnvoll,
a. wenn Beschwerden durch Durchblutungsstörungen der Herzkranzgefäße bestehen,
b. wenn sich ein Herzinfarkt oder Schlaganfall ereignet haben - zur Vorbeugung eines weiteren.
4. Wer cholesterinsenkende Medikamente einnimmt, sollte seinen Coenzym Q10-Spiegel überprüfen lassen.
Weitere Informationen:
• Im Internet: de.wikipedia.org/wiki/Cholesterin
• U. Ravnskov: Mythos Cholesterin, Hirzel Verlag Stuttgart
• U. Pollmer, S. Warmuth: Lexikon der populären Ernährungsirrtümer, Piper Verlag München
© 2008
Dr. med. Klaus Borcherding, Hannover, alle Rechte vorbehalten.
Wichtiger Hinweis: Die Informationen geben die Erfahrungen des Autors und den medizinischen Wissensstand am Ausgabedatum wieder. Durch die Weiterentwicklung der medizinischen Erkenntnisse kann ein Teil der Informationen mit der Zeit überholt sein. Daher können sie eine aktuelle ärztliche Beratung und Behandlung nicht ersetzten.
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