Mittwoch, 12. November 2008

breaking the waves im Hause Karl Marx

durch den einbau einer neuen treppe musste ich einige bücherregale umsetzen und da fiel mir grad von der edition sonne&freiheit ein text von paul lafargue in die hände, dem schwiegersohn von karl marx, dessen persönliche erinnerungen an karl marx ich erneut mit interesse las. insbesondere über die weiblichen mitglieder der familie marx:
"niemand hat je in höherem maße das gefühl der gleichheit besessen als frau marx, und dies obgleich sie in einer deutschen aristokratenfamilie geboren und erzogen war. für sie existierten keine sozialen unterschiede und klassifikationen... heine, der unerbittliche satiriker, fürchtete marx' spott, aber er hegte eine große bewunderung für den scharfen und feinfühlenden geist von dessen frau...marx hatte so hohe achtung vor der intelligenz und dem kritischen sinn seiner frau, dass er mir 1866 sagte, er habe ihr alle seine manuskripte mitgeteilt, und er lege großen wert auf ihr urteil.
frau marx hat viele kinder gehabt. drei davon starben in zartem alter, in der periode der entbehrungen, welche die familie nach der revolution im jahre 1848 durchzumachen hatte, als sie, nach london flüchtet, in zwei kleinen zimmerchen der dean street, soho square, lebte. ich habe nur die drei töchter der familie kennengelernt. als ich 1865 bei marx eingeführt wurde, war die jüngste, die jetzige frau aveling, ein reizendes kind mit dem charakter eines knaben. marx behauptete, seine frau habe sich im geschlecht geirrt, als sie dieselbe als mädchen zur welt brachte...
neben den genannten zählte die familie marx noch ein wichtiges glied: fräulein helene demuth. in einer bauernfamilie geboren, war sie noch ganz jung, fast ein kind, lange vor der verheiratung der frau marx (anm. die aus der familie der herzoge von argyll abstammte), als dienstmädchen zu ihr gekommen. als sich dieselbe verheiratete, verließ helene sie nicht, sie widmete sich vielmehr der familie marx mit einer solchen hingabe, dass sie sich selbst völlig vergaß....marx spielte schach mit ihr, und es geschah oft, dass er die partie verlor...
frau marx starb am 2. dezember 1881, wie sie gelebt hatte, als kommunistin und materialistin. der tod hatte keine schrecken für sie. als sie fühlte, dass der moment der aufösung gekommen, rief sie aus: "Karl, meine kräfte sind gebrochen". dies waren ihre letzten, deutlich vernehmbaren worte. sie wurde am 5. dezember auf dem friedhof zu highgate in der abteilung der "verdammten" (unconsecrated ground = ungeweihte erde) bestattet...
nach dem tode seiner frau war marx' leben nur noch eine kette stoisch ertragener physischer und moralischer leiden, die sich noch verschärften, als ein jahr darauf auch seine älteste tochter, frau longuet, plötzlich starb. er war gebrochen und erholte sich nicht wieder. er entschlummerte, vor seinem arbeitstisch sitzend, am 14. märz 1883, in seinem siebenundsechszigsten jahre."

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