Montag, 18. März 2019

Über die Martin-Neuffer-Brücke zu Hannover und die seltsamen Namensriten dortselbst




Martin Neuffer war Oberstadtdirektor von Hannover, danach Intendant des NDR, und er war einer der wenigen sehr geistreichen Männer hier. Allein seine Rundbriefe der Privatinitiative Kunst waren in jeder einzelnen Ausgabe eine literarische Kostbarkeit.
Aber was Neuffer vor allem intendierte, war das Straßenkunstprogramm, mit dem er diese Provinzstadt in die Liga der Kulturhauptstädte katapultierte. Es gab einen Riesenaufstand gegen die Nanas, die heute jedes Souvenir schmücken. Er kreierte den „Stadtimagepfleger“, aber nur durch mein Genöle, wieso denn nach Neuffer-Vasall Mike Gehrke statt Flohmarktgründer Reinhard Schamuhn die Promenade am Flohmarkt benannt wurde, bekam Neuffer dann schnell noch die Ehrung mit dem Brückennamen.
Es ist so eine Sache mit diesen Namensgebungen. Nicht nur Stadtbürokraten verewigen sich gern in Straßen und Plätzen. Leinert bekam seine Brücke, August Holweg einen Platz nach ihm benannt (OB "Schmalle" lebt ja noch...),Noske sein Ehrengrab (dazu noch einmal mein Vorschlag zu einem ausgleichenden Rosa-Luxemburg-Denkmal im Anhang dieses Artikels). Und auch in anderen Institutionen,zum Beispiel bei der Baugenossenschaft Spar- und Bauverein, hörte ich große Gelüste im Vorstand, es möge doch ein Platz nach einem Vorstandsmitglied umbenannt werden, und der Anfrager gehörte nicht zu den Intelligentesten.
Ganz schlimm der ellenlange Horst-Schweimler-Weg von Ricklingen an die beliebten Badeteiche nach einem Vereinsmeier, der sich von den Inserenten der von ihm betreuten Anzeigenblätter (inzwischen von Druckerei Petersen an einen Destroyer verkauft, wie auch Illmers blatt in misburg an madsack), seine Villa ausbauen ließ (zum Beispiel durch Heizungsfirma Bodmann), die er dann aufgrund seiner erotischen, frauenverachtenden Episoden verlassen musste, und in eine Luxuswohnung von der Baufirma Neldel umzog, die auch den umstrittenen Betonbau an der Bauerwiese baute... Der jüngste Sohn meint zwar, seine Mutter hätte den inzwischen Verstorbenen gezähmt.  So wie der Vater ungeniert über seine Frauen herzog, bezweifle ich das.
Doch zurück zum sprachgewandten, kunstsinnigen Neuffer. Ohne ihn hätten zahlreiche kulturelle Symbiosen in Hannover nicht stattgefunden. Ich selbst rechne mir zu, auf seine Leistungen in Text und Foto mehrfach hingewiesen zu haben. Er rief dann auch bei mir an und hielt dazu einen Vortrag im Pavillon. Es entstanden daraus Bücher über die Straßenkunst, und auch die von mir erdachte und initiierte geniale Beleuchtung der drei warmen Geschwister des Heizkraftwerkes der Stadtwerke ist quasi noch ein Ausläufer. (https://ingeburgpeters.blogspot.com/2019/01/hannovers-gigantischste-straenkunst.html)
Neuffer machte Bund und Länder als „Einkaufsgemeinschaft für Kulturgüter“ lächerlich. Inzwischen arbeitet die Kunst-Mafia überall ungeniert dem Tourismus zu. Millionen besuchen Museen. Da muss ständig ein tägliches außergewöhnliches Massenerlebnis her.
Neuffers Nanas haben in Hannover seinerzeit eine wahre Hölle der Emotionen und des Hasses entfesselt. Und auch 2019 zählen Außenskulpturen immer noch zu den bevorzugten Opfern von Vandalismus, neben Telefon- und Wartehäuschen und Bänken. Dieselben Leute, die die größten kommerziellen Scheußlichkeiten dulden, toben sich an der Kunst aus.
Keinen Furor erzeugte bisher die völlig verkitschte Skulptur „Göttinger Sieben“ am Niedersächsischen Landtag Hannover. Das erregt in mir gemischte Gefühle: Wie populistisch ist man hier noch immer?  Und by the way: Die nächste documenta wird von einer bisherigen Sparkassenstiftungschefin geleitet… Neuffer, redivivus!!!
Ingeburg Peters

Wer hilft mit, dies Denkmal für Hannover durchzusetzen?

Kolbes Menschenpaar am Maschsee, von der Fritz-Behrens-Stiftung gesponsort



An der Ecke gegenüber fehlt doch was… ip-fotos
Hannover und die Kunst, das ist so eine Sache. Die riesige Gandhi-Büste am Clara-Zetkin-Weg ist ein Geschenk, okay. Irgendwo musste sie hin. Straßenkunst-Initiator Martin Neuffer sieht sie ja nicht mehr…Kunst bewegt die Menschen im Idealfall. Und da habe ich als Aktions-Künstlerin in Schwesternschaft zu Schlingensief/Beuys/Heller einen Vorschlag für eine Skulptur an “Führers” Maschsee. Am Halbrund Maschsee gegenüber vom “Menschenpaar” mit dem idealisierten Akt von Kolbe fehlt nämlich ein kontrastierendes Pendant.Meine Idee ist, dort eine körperbehinderte kleine Jüdin mit schiefer Hüfte zu realisieren, mir fiele momentan nur Balkenhol aus Fritzlar als ausführender Bildhauer ein: Rosa Luxemburg, die in der Hand Goethes “Faust” hält, den Finger in dem Passus “Im Garten”, der die Misere des abgekoppelten Finanzsystems besser erkannte als Marx. Da wäre ein direkter, geistreicher Bezug zum Marmor-Denkmal Königin Sophie im Großen Garten Herrenhausen gegeben, die den Finger in Leibnizens Theodizee-Buch hält. Kurz vor ihrer Ermordung las Luxemburg im Faust. Beteiligt an dem unschönen Akt war Noske, späterer Oberpräsident von Hannover.Übrigens: Ernst Thälmann saß in Hannover in Isolationshaft. Über Rosa Luxemburg, Wilhelm II. konterkarierend, der in Hannover fröhliche Urständ in zahlreichen Feierlichkeiten und Publikationen erlebt, habe ich von einem Praktikanten diesen Artikel erarbeiten lassen:http://www.heise.de/tp/artikel/38/38794/1.html Da hätte Hannover einiges gut zu machen, finde ich, und sprach bereits Sponsoren an: ein Geschäftsmann jüdischen Glaubens antwortete “Was geht mich Rosa Luxemburg an?” “Das bekommen Sie bei der Stadt nicht durch”, winkte Stiftungsvorsitzender ab. Tja, die blitzgescheite Sau (Zitat aus dem Artikel oben) geht uns Schlafmützen, die dabei zusehen, wie unsere Existenzgrundlage verzockt wird, ne Menge an. Ob Rat und Verwaltung Hannover wohl die Größe besäßen, der berühmten Leiche aus dem Landwehrkanal ein zeitgemäßes künstlerisches Denkmal zu setzen…? Bitte benutzen Sie den Spendenbutton auf meiner Site, um die Sache voranzubringen.



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