Dienstag, 1. August 2017

Drei Jahre nach dem IS-Angriff auf Jesiden im Nordirak: "Befreite Kinder sind schwer traumatisiert und brauchen Hilfe!"


Der IS-Angriff auf Jesiden im Sinjar-Gebirge im Nordirak vor drei Jahren (3. August 2014) hatte über 10.000 Tote zur Folge und zwang rund 400.000 Jesiden zur Flucht. Tausende wurden von der Terrormiliz verschleppt und versklavt. "Mädchen und junge Frauen wurden als
Sklavinnen verkauft oder IS-Kämpfern als Ehefrau versprochen. Auch sehr junge Mädchen wurden nicht verschont. Jungs wurden zu Kindersoldaten ausgebildet", sagt Katharina Ebel, SOS-Nothilfe-Koordinatorin im Nordirak. Von den insgesamt 6.417 offiziell als vermisst Gemeldeten konnten 1.628 Kinder, 1.094 Frauen und 334 Männer laut Angaben der Behörde zur Ermittlung von
IS-Entführungsfällen in Dohuk in den letzten drei Jahren befreit
werden. Von den anderen 3.361 fehlt noch immer jede Spur. Nach der
IS-Gefangenschaft sind die Qualen nicht vorbei: "Vor allem die Kinder sind schwer traumatisiert und brauchen dringend Hilfe."
Psychologische Hilfe erhalten derzeit 800 Kinder und deren Mütter von den SOS-Kinderdörfern im Rahmen eines Modellprojekts im Flüchtlingslager Khanke bei Dohuk. Die SOS-Kinderdörfer sind eine der wenigen NGOs in der Region, die sich intensiv um die psychologische
Betreuung von Kindern und Jugendlichen bemühen. "In achtwöchigen
Trainings versuchen wir die Selbstheilungskräfte der Kinder und
Jugendlichen durch 20 verschiedene Techniken zu aktivieren. So sollen sie lernen, die grauenhaften Erfahrungen zu verarbeiten und wieder Herr über ihre Emotionen werden", erklärt Ebel, die das SOS-Projekt leitet.
Neben psychologischer Unterstützung gibt die Hilfsorganisation den Kindern, Frauen und Familien nach dem IS-Terror auch eine Lebensperspektive: So werden Alleinerziehende beispielsweise in einem
Café ausgebildet und Kinder erhalten Schulunterricht. "Damit verhindern wir auch, dass die Kinder arbeiten gehen. Denn viele sehen, wie ihre Mütter um jeden Cent zu kämpfen haben, und wollen
deshalb helfen, anstatt zu lernen. Deshalb ist es wichtig, dass Mütter und Familien auf eigenen Beinen stehen und Einkommen generieren, damit die Kinder zur Schule gehen können", berichtet Ebel.
Das SOS-Hilfsprojekt und die psychosoziale Arbeit im Nordirak werden
laut Ebel nach der Befreiung Mossuls noch lange wichtig bleiben, da täglich neue Kinder mit schweren Traumata im nur 80 Kilometer nördlich gelegenen Dohuk eintreffen.
Dies ist eine Presseinformation, kopiert und eingefügt

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