Donnerstag, 10. Dezember 2009

Waldersee, die chinesischen Guerillas und die SPD-Stadt Hannover


Zum gestrigen Thema Militär und Hannover noch eine Ergänzung.
Die Straßen des noblen Zooviertels tragen Generals-Namen, schon unangenehm genug.
Aber was dachten sich Rat und Verwaltung eigentlich bei der Straßenbenennung "Walderseestraße" nach Alfred von Waldersee (das Foto zeigt sein Denkmal am hannoverschen Stadtwald Eilenriede, geschaffen von Hoetger), dem Oberbefehlshaber eines multinationalen Truppenkontingents und Anführer des deutschen Strafkommandos, das 1888 zur Niederschlagung des chinesischen Boxeraufstands nach Peking entsandt worden war. Diese zivilen Guerillas wehrten sich gegen die Inbesitznahme durch Ausländer (heute würde man sagen, gegen die Global Players).
Gegen „Widerstandsnester“ der „Boxer“ unternahm er teils blutige Strafexpeditionen und setzte somit die von Kaiser Wilhelm II. in seiner "Hunnenrede" geforderten Vergeltungsmaßnahmen in die Tat um. Man erinnere sich: In der Hunnenrede formulierte der Kaiser erstmals das danach bald "geflügelt" werdende Wort von der "Gelben Gefahr", das jetzt wieder modisch zu werden droht, obwohl China im Vergleich zu den USA nach wie vor der gefesselte Riese ist, die lohngünstige Werkbank der Welt.
1897 wurde Waldersee noch einmal politisch auffällig mit der (erfolglosen) Forderung repressiver Maßnahmen gegen die Sozialdemokratische Partei Deutschlands, von der er meinte, dass sie die größte Gefahr für das deutsche Kaiserreich darstellen würde und forderte, jedoch wieder erfolglos, eine Allianz von Kirche, Bürgertum und Militär, um Deutschland zu retten. 1898 wurde er Generalinspekteur der III. Armee-Inspektion in Hannover, 1900 zum Generalfeldmarschall ernannt.
Die SPD-Stadt Hannover hätte also eigentlich allein schon deshalb wenig Grund gehabt, die lange Straße entlang der Eilenriede nach ihm zu benennen, geschweige denn, was seine an den Chinesen begangenen Kolonial-Morde angeht.

Und damit wir alle nicht vergessen, auf welchem Boden Adolf Hitler gedeihen konnte, hier noch ein kleiner Auszug aus der berüchtigten Hunnenrede Kaiser Wilhelms II.:
Eine große Aufgabe harrt eurer: ihr sollt das schwere Unrecht, das geschehen ist, sühnen. Die Chinesen haben das Völkerrecht umgeworfen, sie haben in einer in der Weltgeschichte nicht erhörten Weise der Heiligkeit des Gesandten, den Pflichten des Gastrechts Hohn gesprochen. Es ist das um so empörender, als dies Verbrechen begangen worden ist von einer Nation, die auf ihre alte Kultur stolz ist. Bewährt die alte preußischen Tüchtigkeit, zeigt euch als Christen im freudigen Ertragen von Leiden, mögen Ehre und Ruhm euren Fahnen und Waffen folgen, gebt an Manneszucht und Disziplin aller Welt ein Beispiel […] Kommt ihr vor den Feind, so wird er geschlagen. Pardon wird nicht gegeben, Gefangene nicht gemacht. Wer euch in die Hände fällt, sei in eurer Hand. Wie vor tausend Jahren die Hunnen unter ihrem König Etzel sich einen Namen gemacht, der sie noch jetzt in der Überlieferung gewaltig erscheinen läßt, so möge der Name Deutschlands in China in einer solchen Weise bekannt werden, daß niemals wieder ein Chinese es wagt, etwa einen Deutschen auch nur scheel anzusehen![1]




(verwendet habe ich einige Infos aus Wikipedia sowie des hannoverschen Sinologen und Buchhändlers Ulrich Boese)

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