Dienstag, 22. Juli 2008

Unwiederbringliche Augenblicke der Schönheit


Sie ist mehr als engagiert, sie brennt für kunstvolle Stoffe lichterloh. Es ist eine Leidenschaft. Erika Knoop zieht zur Not Leute bis auf die Haut aus, wenn sie sie überreden konnte, ihr ihre wundervoll gearbeiteten Beinkleider oder Wämschen zu überlassen. Sei es nun in Tibet oder in Indien. Es ist ein Wettlauf mit der Zeit, denn die alten Handwerke verschwinden in rapidem Tempo. Flinke zarte Männerhände, die zauberhafte Muster sticken, werden kommen immer weniger zum Einsatz. Heutzutage kann ein Computer Sari-Muster vorgeben, aber gegenüber dem handgearbeiteten Stück ist ein das Unterschied in Lichtjahren. In ihrem Museum kann man das sehr schön besichtigen.

Knoop opfert Zeit und Geld und studiert nach Feierabend Kunstgeschichte, um all ihre gesammelten Kostbarkeiten, die sie im Museum für Textile Kunst in der Borchersstraße jetzt der Öffentlichkeit zugänglich machte.

Zauberhafte Spitzen, Klöppelarbeiten, die es heute nicht mehr gibt, ein Wald von zartesten Geweben umgibt die Besucher. Perlenbestickte Königinnengewänder, Herrscherroben aus Afghanistan und Usbekistan, uralte schwarze Hochzeitskleider und natürlich die indische Sammlung mit Materialien, die in Indien inzwischen einzeln per Chip gesichert werden.

Dabei bespiegelt die Ausstellung keinesfalls nur die Leistung der hannoverschen Couturiere Erika Knoop, sondern zeigt auch legendäre Modelle des in Hannover seinerzeit hoch angesehenen Ateliers Klingenspor, roben von Prinzessinnen, japanische Kimonos in warmen Tönen, die heute wieder hochaktuell sind. Einige Stoffe sind derart kostbar, dass Knoop erhebliche Überzeugungsarbeit bei ihrer wohlhabenden Klientel einsetzen muss, dass dieser handbemalte Crepe nun wirklich nicht zur Verarbeitung freigegeben werden kann. Oder das die bestickten Miniaturen von Pfauen oder Reiher einfach unwiederholbar sind. Unikate der Superlative, von Hannovers Pionierin auf dem Gebiet hochwertiger Garderobe. Sie fertigt für arrivierte Künstler und Künstler-Gattinnen, für Adelshäuser und wird hoffentlich in der vom Sprengel-Museum geplanten Textilkunst-Ausstellung einen Ehrenplatz erhalten: Erika Knoop und ihr Museum für Textile Kunst.

Adresse: Borchersstraße, Hannover-Kirchrode


Keine Kommentare: