vor 25 jahren habe ich das kunstfest am aegi veranstaltet.
ein bildhauer, der hauptberuflich als zeichner in der anatomie der mhh tätig war, modellierte schmalstiegs kopf, es wurden kunstkekse verteilt, mein künstler-freund burkhard heiss beschallte das in den cafés sitzende publikum mit seinen texten. nigel packham verbreitete fotokopierkunst, eine andere künstlergruppe fertigte siebdrucke von den ärschen der passanten an, jomü aus jeinsen zeigte seine werke bei drähne, und viele aktionen mehr.
das wichtigste ergebnis war, dass die kreissparkasse damals mit einer kunstförderung großen stils begann und der künstlerverein eine stattliche spende für mittellose künstler aus der aktion erhielt.
gestern war ich nun beim kunstfest herrenhausen.
es war jämmerlich, und das lag nicht am schlechten wetter.
ich dachte wehmütig an das erste "Große Fest" in herrenhausen, das harald böhlmann als damaliger hannoverscher kulturamtsleiter und späterer dezernent mit unendlicher liebe zum detail organisiert hatte.
aus jedem der themengärten erschallten damals sphärische klänge, um die große fontäne herum, deren wasserbecken mit platten abgedeckt war, fand ein barockes musikspiel von überirdischer schönheit statt.
und mittendrin das publikum: lustwandelnd wie einst leibniz und sophie.
gestern also zuerst caprificus, die maschinenoper, die mit geschlechtsteilen herumwirbelt, auch schon mal ein weibliches von innen zeigt, was der hannoveraner harald klenner (für mich nach wie vor illegitim) schon vor 40 jahren tat.
das beste an diesem sonst unterdurchschnittlichen spektakel sind die kinder, die am schluss lebendig vor dem zelteingang stehen und lieder singen, und denen dabei die burger-king-pappkrönchen nichts anhaben, ihre inbrunst und natürlichkeit nicht schmälern können.
dann wurde in der orangerie "pate leibniz" geboten, es hätte besser paté heißen sollen, es war eine üble manscherei mit leibniz' ideen (viel Haute volée im publikum, von tom ziehe über professor hansen bis britta hoge).
der tänzer der aufführung rannte wild geworden durch den saal, rief "I took a trip", flagellierte sich den bauch und rammte sich die standfüße einer eisenbarriere in denselben, wie man es schon vor jahren in graz und anderswo im umfeld von peter weibel erdulden konnte.
genau diese barrieren sah man dann allenthalben, als die publikumsherde in den großen garten zum "chorus"-konzert getrieben wurde.
hinter hecken versteckt drang "da pacem domine" hervor, aber das vorangeschubste publikum konnte die botschaft "gib frieden, herr, in unserer zeit" nicht erfassen; in solch einer großen gruppe kommt es doch zum wortwechsel untereinander, denn der mensch ist ein kommunikationstier.
kein vergleich also mit böhlmanns damaliger inszenierung, wo jeder sich in ruhe auf seine individuelle rezeption einpendeln konnte.
auch die kulturamtsleiterin drewermann schob gefrustet ihre mutter im rollstuhl durch den kies, für gehbehinderte war das konzert ohnehin das desaster schlechthin.
und ich stelle fest, dass die propheten im eigenen lande, und besonders in hannover, immer noch nichts gelten. eine trivialität, ja? aber für diese desorganisation brauchte es wirklich keine intendanz.
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