Thyssen-Forschungsprojekt: De- und
Restabilisierungen des europäischen Grenzregimes. Ethnographische
Erkundungen aktueller Lösungsprozesse
Das Forschungsprojekt "De- und Restabilisierungen
des europäischen Grenzregimes. Ethnographische Erkundungen aktueller
Lösungsprozesse" nimmt die gegenwärtige Krise der europäischen
Migrations- und Grenzpolitik, wie sie sich seit dem Sommer letzten
Jahres mit einer stark angestiegenen Zahl von nach Kerneuropa kommenden
Flüchtlingen zunehmend manifestiert hat, zum Ausgangspunkt
ethnografischer Vor-Ort-Forschungen der einsetzenden Lösungs- und
Restabilisierungsversuche.
Die anlaufenden Stabilisierungsversuche, die auf sehr verschiedenen
Lösungsvorstellungen sowie Visionen von "Europa" (geografisch als auch
politisch) beruhen, gilt es vor Ort in den besonders betroffenen
südeuropäischen Grenz-Regionen der Türkei, Griechenlands sowie von
Ländern des "Balkans" zu erkunden. Mit drei regionalen Teams wird das
Forschungsprojekt im Sinne einer "multi-sited ethnography" der Frage
nachgehen, wie - d.h. mit Hilfe welcher Politiken, Praktiken, Diskurse
und Akteure ? die Kontrolle über die Bewegungen der Migration gerade
wieder hergestellt werden soll und welche Effekte und Implikationen dies
für die Gestalt der (Schengen-)Grenze als auch für das EU-europäische
Projekt insgesamt hat.
Projektleitung: Prof. Dr. Sabine Hess und Dr. Vassilis Tsianos (Fachhochschule Kiel)
Team: Marianthi Anastasiadou, Dr. Barbara Beznec, Dr. Firat Genç, Dr.
Gerda Heck, Bernd Kasparek, Dr. Brigitta Kuster, Athanasios Marvakis,Panagiota Amarilis Mezidou, Dr. Dimitris Parsanoglou, Marc Speer
Projektzeitraum: 15.4.2016 - 15.10.2016
Webseite
"Kritische Begleitung des EU-Türkei-Deals dringend notwendig"
Mit HarekActgeht heute ein neuer Blog zu türkisch- europäischer Migrationspolitik online
"HarekAct bietet aktuelle Analysen von Migrationspolitiken mit
Türkeibezug. In Zeiten des EU-Türkei-Deals ist eine umfassendere
kritische Analyse des türkisch-europäischen Grenzregimes dringend
notwendig", erklär Lülüfer Körükmez, Mitredakteurin von HarekAct. "Dazu
werden Wissenschaftler_innen und Aktivist_innen aus der Türkei,
Deutschland und Österreich mit diesem transnationalen Blog einen
wichtigen Beitrag leisten."
Während die EU zwecks Abschottung ihrer Außengrenzen die Zusammenarbeit
mit der Türkei intensiviert, mangelt es an unabhängigen Analysen und
Informationen über die Politiken und Praktiken vor Ort. Die dortige
kritische Zivilgesellschaft wird zunehmend eingeschüchtert und eine
freie Forschung und Berichterstattung damit zunehmend erschwert. Die
Bedeutung der Türkei für das europäische Grenzregime wächst gleichzeitig
rasant.
"In dieser Situation ist eine unabhängige, kritische Informationsquelle,
die die Kräfte der Zivilgesellschaft bündelt und stärkt,
unverzichtbar", führt Lülüfer Körükmez weiter aus. Aktivist_innen und
Interessierte, aber auch Wissenschaftler_innen und Journalist_innen
sollen das Angebot von HarekAct nutzen können, um migrationspolitische
Diskurse, Debatten und Aktivitäten mitverfolgen, initiieren und
kommentieren zu können.
HarekAct wird auch Informationen veröffentlichen, die sich im Mainstream
der medialen Berichterstattung nicht finden, um der wachsenden und
politisch gewollten Intransparenz entgegenzuwirken. Gemeinsam wollen wir
regelmäßig geprüfte Analysen, wissenschaftliche Texte und Berichte, die
vor Ort entstanden sind, veröffentlichen oder gebündelt aufbereiten.
Hierzu laden wir insbesondere auch weitere Aktivist_innen, kritische
Wissenschaftler_innen und Journalist_innen ein, mit eigenen Berichten
und Analysen zum Blog beizutragen und so die aktivistische
Zusammenarbeit zu stärken. Wir veröffentlichen und verlinken ihre
Beiträge gerne auf unserer Plattform. "Davon erhoffen wir uns
Synergieeffekte und insgesamt eine Stärkung der türkischen und
europäischen Zivilgesellschaft, auch durch die internationale
Vernetzung", so Gerda Heck, eine weitere Mitredakteurin von HarekAct.
Derzeit sind bereits ein Briefing über die dortige migrationspolitische
Lage, ein Kommentar zu den immer gefährlicheren Migrationsrouten als
auch eine umfassende Analyse des EU-Türkei-Deals und der Situation von
Migrant_innen im türkisch-griechischen Grenzraum online abrufbar. Zudem
befindet sich auf HarekAct ein Interview mit einem Geflüchteten, der im
Rahmen des EU-Turkei-Deals von Griechenland in die Türkei abgeschoben
worden ist. Darüber hinaus bietet die Seite rechtliche
Hintergrundinformationen und eine Sammlung relevanter Medienberichte.
HarekAct ist ab 20. Juni 2016 abrufbar unter: http://harekact.bordermonitoring.eu
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