Land fördert Verbundprojekt zur Aufnahme und Integration geflüchteter Frauen
(pug) Gibt es in Deutschland einen Unterschied bei der Aufnahme und
Integration geflüchteter Männer und Frauen? Mit dieser und ähnlichen
Fragen beschäftigt sich in den kommenden drei Jahren ein
Forschungsverbund der Universitäten Osnabrück, Göttingen und Oldenburg.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen auch Vorschläge
entwickeln, inwieweit Ungleichbehandlung künftig vermieden werden kann.
Das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur finanziert
das Vorhaben „Gender, Flucht, Aufnahmepolitiken – Prozesse
vergeschlechtlichter In- und Exklusionen in Niedersachsen“ mit rund
500.000 Euro.
Medienberichte über sexuelle Gewalt in Unterkünften für Geflüchtete
haben in den vergangenen Monaten auf die unsichere Situation und
Schutzbedürftigkeit insbesondere weiblicher Geflüchteter aufmerksam
gemacht. Aber nicht nur bei der Aufnahme, auch bei Maßnahmen und
Angeboten zur Integration von Geflüchteten stehen Frauen häufig vor
besonderen Herausforderungen. Einige Kommunen haben mittlerweile
begonnen, spezifische Angebote für geflüchtete Frauen zu entwickeln.
Allerdings liegen bislang kaum Erkenntnisse über Formen und Ausmaß
dieser Bedingungen und Folgen für die geflüchteten Frauen vor.
Das Göttinger Teilprojekt „Geschlecht als differenzierende Kategorie im
Aufnahmeprozess“ will hier Abhilfe schaffen. Es untersucht am Beispiel
der niedersächsischen Städte Göttingen, Oldenburg und Hannover, wie die
besondere Schutzbedürftigkeit weiblicher Geflüchteter und anderer
vulnerabler Gruppen unter ehrenamtlichen Helfern, Unterkunftsbetreibern
und kommunalen Trägern verhandelt wird und welche konkreten Maßnahmen
daraus folgen. „Wir beobachten eine breite Kluft zwischen einer
zunehmenden Sensibilität und schön klingenden Schutzkonzepten
einerseits, andererseits aber weiterhin eine Aufnahmepraxis, die
Schutzbelange ganz hinten anstellt“, erläutert Prof. Dr. Sabine Hess vom
Institut für Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie der Universität
Göttingen.
Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler konzentrieren sich in ihrem
Städtevergleich unter anderem auf konkrete Formate wie Handreichungen
oder die Errichtung von „Schutzräumen“ und ihre lokale Umsetzung.
Darüber hinaus wollen sie die Seite der Geflüchteten selbst mit in die
Forschung einbeziehen – deren Bedürfnisse, Selbstbilder und Alltagsleben
– und deutsche Vorstellungen von Schutz und Emanzipation mit denen
geflüchteter Frauen abgleichen.
Kontakt:Prof. Dr. Sabine Hess Georg-August-Universität Göttingen Institut für Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie Heinrich-Düker-Weg 14, 37073 Göttingen
Telefon (0551) 39-25349 E-Mail: shess@uni-goettingen.de Internet: www.uni-goettingen.de/de/208718.html
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