Dienstag, 28. März 2017

Geschlecht und Flucht

Land fördert Verbundprojekt zur Aufnahme und Integration geflüchteter Frauen
(pug) Gibt es in Deutschland einen Unterschied bei der Aufnahme und Integration geflüchteter Männer und Frauen? Mit dieser und ähnlichen Fragen beschäftigt sich in den kommenden drei Jahren ein Forschungsverbund der Universitäten Osnabrück, Göttingen und Oldenburg. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen auch Vorschläge entwickeln, inwieweit Ungleichbehandlung künftig vermieden werden kann. Das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur finanziert das Vorhaben „Gender, Flucht, Aufnahmepolitiken – Prozesse vergeschlechtlichter In- und Exklusionen in Niedersachsen“ mit rund 500.000 Euro. Medienberichte über sexuelle Gewalt in Unterkünften für Geflüchtete haben in den vergangenen Monaten auf die unsichere Situation und Schutzbedürftigkeit insbesondere weiblicher Geflüchteter aufmerksam gemacht. Aber nicht nur bei der Aufnahme, auch bei Maßnahmen und Angeboten zur Integration von Geflüchteten stehen Frauen häufig vor besonderen Herausforderungen. Einige Kommunen haben mittlerweile begonnen, spezifische Angebote für geflüchtete Frauen zu entwickeln. Allerdings liegen bislang kaum Erkenntnisse über Formen und Ausmaß dieser Bedingungen und Folgen für die geflüchteten Frauen vor. Das Göttinger Teilprojekt „Geschlecht als differenzierende Kategorie im Aufnahmeprozess“ will hier Abhilfe schaffen. Es untersucht am Beispiel der niedersächsischen Städte Göttingen, Oldenburg und Hannover, wie die besondere Schutzbedürftigkeit weiblicher Geflüchteter und anderer vulnerabler Gruppen unter ehrenamtlichen Helfern, Unterkunftsbetreibern und kommunalen Trägern verhandelt wird und welche konkreten Maßnahmen daraus folgen. „Wir beobachten eine breite Kluft zwischen einer zunehmenden Sensibilität und schön klingenden Schutzkonzepten einerseits, andererseits aber weiterhin eine Aufnahmepraxis, die Schutzbelange ganz hinten anstellt“, erläutert Prof. Dr. Sabine Hess vom Institut für Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie der Universität Göttingen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler konzentrieren sich in ihrem Städtevergleich unter anderem auf konkrete Formate wie Handreichungen oder die Errichtung von „Schutzräumen“ und ihre lokale Umsetzung. Darüber hinaus wollen sie die Seite der Geflüchteten selbst mit in die Forschung einbeziehen – deren Bedürfnisse, Selbstbilder und Alltagsleben – und deutsche Vorstellungen von Schutz und Emanzipation mit denen geflüchteter Frauen abgleichen. Kontakt:Prof. Dr. Sabine Hess Georg-August-Universität Göttingen Institut für Kulturanthropologie/Europäische Ethnologie Heinrich-Düker-Weg 14, 37073 Göttingen
Telefon (0551) 39-25349 E-Mail: shess@uni-goettingen.de Internet: www.uni-goettingen.de/de/208718.html


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