Montag, 27. Dezember 2021

Isabella Eckerle zu #Corona: Konsequenzen international ziehen! Keiner ist sicher, solange nicht die ganze Welt sicher ist.


Prof.Dr. Isabella Eckerle (*1980) leitet seit 2018 das Zentrum für neuartige Viruserkrankungen an der Universitätsklinik Genf (Schweiz). Die Spezialistin für zoonotische #Virus-Erkrankungen forscht zu #Corona-Viren und beschäftigt sich unter anderem mit der Rolle von Kindern bei der Übertragung von #SARS-CoV-2.

Eckerle: „Ich finde es faszinierend, wie Gesundheit mit ganz vielen anderen Bereichen verknüpft ist. Die Arbeit in der Tropenmedizin hat mir den Blick geöffnet: Im Humanmedizinstudium ist man sehr fokussiert auf den Menschen und auf die Medizin bei uns – die Tropenmedizin hat mir gezeigt, wie viel enger als bei uns in tropischen Ländern der Einfluss der Umwelt und der Einfluss von Tiererregern auf den Menschen sind. #COVID hat nun deutlich gezeigt, dass wir auch in Europa und in Deutschland nicht so weit weg davon sind, wie viele glauben.

Aus Sicht des Virus sind Menschen nur Säugetiere

Der breiten Öffentlichkeit ist nicht klar, dass Gesundheit nicht der Mensch und die Humanmedizin auf der einen Seite und das Tier und die Tiermedizin oder Ökologie auf der anderen Seite ist – tatsächlich ist alles eng miteinander verknüpft.

Aus der Sicht eines Virus ist der Mensch nur ein Säugetier unter vielen, ihm ist es egal, ob es einen neuen Wirt in einem Schwein, einem Kamel oder einem Menschen findet. Und da wir nur ein Teil des gesamten Ökosystems sind, betrifft das, was in einem anderen Teil des Ökosystems passiert, natürlich auch uns. Ich glaube, dass man in Zukunft zur Prävention von Pandemie noch viel mehr in diesem Bereich arbeiten muss.

Es ist schwer, Vorhersagen zu treffen, denn das Feld der neuartigen Viren ist einfach unberechenbar und man wird immer wieder überrascht. Ich glaube aber, dass wir bei guten Durchimpfungsraten vielleicht nach diesem Winter den Punkt erreichen könnten, an dem Corona kein großes gesundheitliches Thema mehr sein wird – zumindest in Europa.

Global gesehen wird Corona aber noch lange ein Problem bleiben, da viele Länder kaum Zugang zu Impfstoffen oder nur Impfstoffe haben, die eine weniger gute Immunantwort hervorrufen.

Dieses Szenario begünstigt natürlich das Aufkommen von Mutanten: Wenn man viele Menschen mit geringer Immunantwort hat, bietet das dem Virus „Trainingsmöglichkeiten“, sich so zu entwickeln, dass es diese kleine Immunantwort auch noch überwindet.

Wir wissen nicht, in welche Richtung es gehen könnte

Diese Varianten sind einfach eine große Unbekannte – es ist das erste Mal in der Geschichte der neueren Medizin, dass man eine solche Eintragung eines neuen Erregers in einer Population auf einem derartigen Niveau hat. Wir haben keine Vergleichsgruppe, die zeigt, in welche Richtung es gehen könnte.

Aber was man sagen kann: Die vier bekannten Erkältungs-Corona-Viren sind relativ stabil, und man geht davon aus, dass sich bei SARS-CoV-2 wohl irgendwann ein Gleichgewicht einstellen wird zwischen einem Virus, das alle seine Tricks ausgereizt hat, und einer Immunität in der Bevölkerung. Das Virus wird zwar nicht verschwinden, aber es wird sich wahrscheinlich einreihen in die saisonalen Erkältungsviren. In der klinischen Medizin und der Virologie wird SARS-CoV-2 natürlich ein Thema bleiben, das wird sicher die Forschung der nächsten zehn bis 15 Jahre dominieren.

Zoonosen entstehen dort, wo Ökosysteme zerstört werden und Menschen in Bereiche vordringen, in denen sie vorher nicht waren – etwa, wenn man den Regenwald abholzt, um Nutztierfarmen aufzubauen oder Ackerbau zu betreiben. Dann kommen Wildtiererreger mit dem Menschen oder auch mit Nutztieren in Berührung.

Ein Verdächtiger als Entstehungsort von SARS-CoV-2 sind die sehr großen Pelztierfarmen in China. Man weiß, dass diese Tiere sehr empfänglich sind für solche Viren, wie man ja auch bei den vielen Infektionen in den Nerzfarmen in Europa gesehen hat. Da muss man sich natürlich fragen: Warum gibt es solche Farmen noch, wenn wir wissen, dass sie eine derartige Gefahr darstellen?

Konsequenzen müssen aber natürlich international gezogen werden. Keiner ist sicher, solange nicht die ganze Welt sicher ist.

Rücksicht nehmen! Sich einschränken!

Positiv ist, dass sehr viele Menschen Rücksicht genommen und sich an die Einschränkungen gehalten haben, die waren nur nicht so laut wie die Gegner der Maßnahmen.

Ich finde es toll, dass ich mit meinem Baby auf dem Arm von zu Hause aus an internationalen Konferenzen teilnehmen kann, anstatt tagelang von zu Hause weg zu sein – ich hoffe, das ist etwas, das wir beibehalten.“

Ausführliche Fassung unter www.uni-heidelberg.de/de/universitaet/heidelberger-profile

 

Mittwoch, 15. Dezember 2021

Die Frau, die Metropolis schrieb

Die Drehbuchautorin, Schriftstellerin, Theater-Schauspielerin und Regisseurin Thea von Harbou (1888-1954) hat einen wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung des deutschen Films ausgeübt; ihre Drehbücher waren von Anfang an mit den – aus heutiger Sicht – bekanntesten Regisseuren der Zeit wie z.B. Joe May, F.W. Murnau, Fritz Lang, Veit Harlan und Rolf Hansen verknüpft.

Wahrgenommen wird sie aber heute – wenn überhaupt – vornehmlich nur noch als die ideologisch und künstlerisch fragwürdige Ehefrau von Fritz Lang, wird zumindest im Zusammenhang mit den gemeinsamen Filmen wie z.B. METROPOLIS (1927), SPIONE (1928), FRAU IM MOND (1929) und M – MÖRDER UNTER UNS (1931) als Drehbuchautorin mit erwähnt.

Das Buch beinhaltet u.a. zahlreiche Interviews mit Zeitzeugen, die Thea von Harbou persönlich, sowohl privat als auch beruflich, erlebt haben.

Außerdem findet der Leser, neben einem ausführlichen Essay zu Leben, Werk und Bedeutung von Thea von Harbou, Beiträge, die – teilweise – neue Sichtweisen auf ihre Biografie werfen: von ihrer Cousine Anne-Marie Durand-Wever, ihrer Sekretärin Hilde Guttmann, dem Regisseur Arthur Maria Rabenalt, dem Indien-Kenner Lothar Günther über ihre Beziehungen zu Indien und von dem Herausgeber des Buches über ihre unbekannte Lebens- und Arbeitssituation in den Jahren 1945-1949.

 Direktbestellungen bitte an den Verlag: verlag@medianet-edition.de oder über die Rückantwort!

Die Auslieferung des Buches erfolgt ab dem 12. Januar 2022!

Thea von Harbou. Die Frau, die METROPOLIS schrieb. Texte & Interviews. 143 Seiten, 3 Abb., Kassel: MEDIA Net-Edition 2021. ISBN: 978-3-939988-25-0