Dienstag, 25. Oktober 2016

Tolle Musik hören und gleichzeitig Gutes tun? Das geht!

Foto von Fury in the Slaughterhouse: Marco Sensche
Benefiz CD mit exklusiven Songs von Fury in the Slaughterhouse und den Abstürzenden Brieftauben
Zum fünften Mal findet in diesem Jahr "DIE!!! Weihnachtsfeier für Obdachlose und Bedürftige" im Hannover Congress Centrum, unter der Schirmherrschaft von Fury in the Slaughterhouse statt. Initiator Manfred Ilsemann und die Organisationsgruppe sind schon fleißig am planen für die Veranstaltung am Sonntag, dem 11.12.2016.Die Besucher, ca. 650 Erwachsene und ca. 350 Kinder erhalten nicht nur ein Menü, können sich frisieren lassen oder in der Kleiderkammer umschauen, sie bekommen auch große Geschenketüten. Um diese Geschenketüten zu befüllen, sind die Organisatoren auf Sach- und Geldspenden angewiesen.Insgesamt 22 Bands und Künstler haben sich jetzt zusammengetan und Lieder für diese CD beigetragen, die es ab einer Spende von 10,- gibt.
100% dieser Einnahmen kommen dem Projekt zu Gute. Besonders freuen sich die Organisatoren, dass zwei Songs exklusiv auf der CD zu finden sind: "Fury in the Slaughterhouse feat. Maybebop - Won't Forget These Days (A-Cappella)", das von Radio FFN zur Verfügung gestellt wurde und "Abstürzende Brieftauben - Zeit zum wandern". Die Brieftauben sind gerade mit ihrem neuen Album auf Platz 16 der deutschen Albumcharts eingestiegen und haben den Titel während einer Tour Pause eingespielt. Insgesamt 79 Minuten erwarten den Zuhörer. Die Coverzeichnung stammt vom hannoverschen Cartoonisten Natke. Die CD gibt es in Hannover bei:Decius Comix 25 Music Ohrwurm Waschweiber sowie online: www.phantastische-zeiten-shop.de www.legendenshop.de
Mehr Informationen zur Feier: http://weihnachtsfeier-fuer-hannover.de Hier alle Titel der CD:Fury in the Slaughterhouse feat. Maybebop - Won't Forget These Days (A-Cappella)Terry Hoax - What are we here forAbstürzende Brieftauben - Zeit zum wandernMarquess - Mas Osssy - The Beauty of the Tree Maciek - Stormy Weather Geier Sturzflug und Freunde - Könige der Welt Matthias Brodowy - Stadt mit Keks Wingenfelder - Hey Cowboy Mike Leon Grosch - Besser als perfekt Carry Me - Dieser Moment Milou & Flint - Excuse Moi Zöller & Konsorten - Dadadadam Stoppok - Man weiss es nicht Wohnraumhelden Liga - Wellen in den Pudding Garage 3 - Aber geil ist es auch Combo Colossale - Julia SpVgg Linden Nord - Komm und bedien Dich Klang und Leben - Ich brauche keine Millionen klar - Kannst Du mal die Welt anhalten Werner Nadolnys jane - All my friendsJutta Weinhold - Black Bone Song



Samstag, 22. Oktober 2016

Am Ende entscheiden nationale Zulassungsstellen darüber, ob ein Medikament an den Markt kommt


Hannover- Die ethische Verantwortung beginnt beim eigenen Handeln. Was kaufe ich? Wie wichtig sind mir ein fairer Handel, eine faire Bezahlung, kurze Lieferwege, um Ressourcen zu schonen und den CO2-Ausstoß zu reduzieren?Das alles sind nicht nur Fragen der persönlichen Einstellung sondern des bewussten Handelns mit Blick auf eine gerechtere Welt. Ethische Verantwortung eben, deren Rahmenbedingungen von Politik, Wirtschaft und Wissenschaft festgezurrt werden. Die ethische Verantwortung der Pharmaindustrie bei der Medikamentenentwicklung, insbesondere bei den klinischen Prüfungen, stand im Fokus eines spannenden Vortragsvormittags mit hochkarätigen Referenten, den Prof. Dr. Gerhard Fortwengel sowie Prof. Dr. Nadia Tornieporth zusammen mit ihren Mitarbeitenden  anlässlich des 1. Weltbioethiktags initiiert hatten.Fortwengel lehrt an der Fakultät III, betreut den Masterstudiengang „Medizinisches Informationsmanagement“ und ist Leiter der deutschen Einheit des Internationalen Netzwerks des UNESCO Lehrstuhls für Bioethik. Im Rahmen des UNESCO-Netzwerkes ist er verantwortlich als EU-Koordinator des Welt-Bioethik-Tages für alle Netzwerkgruppen mit Sitz in der EU.Seine Kollegin Prof. Dr. Nadia Tornieporth arbeitet im Bereich klinische Studien und Arzneimittelsicherheit.Ihre Forschungsschwerpunkte sind unter anderem die Entwicklung und Überwachung von Arzneimitteln und Impfstoffen von der Präklinik bis nach der Marktzulassung und die Qualität in der klinischen Forschung. „Früher hat Forschung Ethik ausgeklammert. Unliebsame Studien, die nicht die gewünschten Erkenntnisse fundamentierten, wanderten in die Schublade.Das war gestern.Mittlerweile gibt es einen Ethik-Kodex, der den persönlichen Vorteil des Menschen in den Fokus stellt und dem sich die Forschung schon aus ganz pragmatischen Gründen verpflichtet fühlt.Denn am Ende entscheiden nationale Zulassungsstellen darüber, ob ein Medikament an den Markt kommt oder nicht. Und die Entscheidung fußt auf den Studien und deren transparenten wie validen Daten“, sagte Prof. Dr. med. Frank von Sonnenburg, Leiter des Klinischen Studienzentrum am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität München, zum Start in den Veranstaltungstag im vollen Hörsaal der Fakultät III an der Expo Plaza.Der Facharzt für Infektions- und Tropenmedizin ist als gefragter Experte seit Jahren an der klinischen Prüfung von Dengue-Impfstoffen beteiligt. An der HsH präsentierte er jetzt aktuellste Erkenntnisse.„Das Dengue-Fieber ist eine Viruserkrankung, die von Mücken übertragen wird, und vor allem in Slums und Großstädten der dritten Welt immer wieder epidemisch ausbricht“, sagte von Sonnenburg. Zweieinhalb Milliarden Menschen leben im Dunstkreis des Dengue-Virus. 55 Millionen erkranken jährlich daran, 22 000 sterben.Nicht die Todesrate erzwingt die 500 bis 800 Millionen teure Entwicklung eines wirksamen Impfstoffs, sondern die Tatsache, dass beim Ausbruch einer Epidemie die Krankenhäuser überlaufen werden und das Gesundheitssystem quasi zusammenbricht.„Eigentlich ist das Dengue-Fieber eine harmlose Krankheit, die Epidemie ist das Problem und die Tatsache, dass es vier Sero-Typen gibt.Sero-Typen sind Variationen von Subspezies von Bakterien oder Viren.Sie stellten bei der Erforschung des Dengue-Fiebers den entscheidenden Grund dafür dar, warum man sich Jahrzehnte nicht an die Entwicklung des Impfstoffs herangetraut hat.Denn hätte man Sero-Typ eins erfolgreich bekämpft, wäre Sero-Typ zwei erstarkt und die nächste Epidemie umso schlimmer ausgefallen. Darum forderte die WHO ein Impfserum, dass alle vier Sero-Typen erfolgreich bekämpft“, sagte von Sonnenburg.Keine leichte Aufgabe.Die klinischen Studien wurden seit 2010 in vier Phasen mit unterschiedlichen Probandengruppen in Mexiko, Thailand, Südostasien und Südamerika durchgeführt.Mittlerweile ist der Impfstoff in Südamerika zugelassen.Als zweite Referentin nahm Dr. Opokua Ofori-Anyinam die Studierenden „mit“ nach Afrika, einem Kontinent, der gerne und häufig für klinische Testreihen ausgewählt wird.Die gebürtige Ghanaerin ist Senior Managerin bei GlaxoSmithKline Biologicals für die klinische Entwicklung von Impfstoffen in Belgien und ist die anerkannte „Stimme“ der Ethik und Transparenz.„80 Prozent der Menschen leben außerhalb der EU und der USA.Daher ist es wichtig, sich den Herausforderungen der globalisierten klinischen Forschung zu stellen“, sagte Ofori-Anyinam.Afrika bietet sich für klinische Tests aus vielerlei Gründen an. Neben den geringeren Kosten und einer eher unkritischen Haltung, sich als Proband zur Verfügung zu stellen,  sind die Menschen dort nicht durch die Einnahmen anderer Medikamente „vorbelastet“.Um nicht die Gesundheitspflege gegen die Experimentierfreudigkeit auszuspielen, sei es deshalb umso wichtiger, die klar definierten ethischen Standards auch lokal zu verankern.„Dafür muss man die unterschiedlichen gesellschaftlichen und kulturellen Eigenarten mit berücksichtigen, die politischen Kräfte mit einbinden, damit am Ende jeder Proband sowie die Gesellschaft im Land der Studiendurchführung einen Vorteil hat  – weil es genau darum geht“, sagte Ofori-Anyinam.Zum Finale des erstmalig stattgefundenen Weltbioethiktages gab es noch eine weitere Premiere:Den im Juni während der Summerschool der HsH von Studierenden produzierten Film „Within my small circle - Bioethik im Alltag“  - 13 Minuten, die zum Nachdenken über Konsum und gelernte Verhaltensmuster im Umgang mit Ressourcen anregen soll, sowohl im Rahmen als auch  außerhalb der Medikamentenforschung. Der Film wird in Kürze über YouTube zu sehen sein und wurde bereits am Weltbioethiktag in Griechenland und Israel gezeigt. Im kommenden Jahr wird der Film darüber hinaus auf der Globalen Bioethik Konferenz in Limassol/Zypern gezeigt werden.
Dies ist eine Presseinformation, kopiert und eingefügt


Freitag, 21. Oktober 2016

Stopp der Lieferung von Brennelementen aus den niedersächsischen Uranfabriken

Der sofortige Stopp der Lieferung von Brennelementen aus den niedersächsischen Uranfabriken an die maroden AKW in Frankreich und Belgien ist eine von mehreren Forderungen, unter denen ein breites Bündnis von Anti-Atom-Initiativen für Samstag, den 29.10.16, zur Demonstration in Lingen aufruft. Die Auftaktkundgebung startet um 13.00 Uhr am dortigen Bahnhof. Neben einem Demozug durch die Innenstadt sind auch Reden von internationalen Gästen aus Frankreich, Belgien und Russland geplant. Außerdem wird es musikalische Beiträge von „Peace Development Crew“ und vom Liedermacher Gerd Schinkel geben. Das Ende der Veranstaltung ist für 16.30 Uhr angedacht.
Aus verschiedenen Städten planen Gruppen gemeinsame Anreisen mit Bussen oder mit der Bahn. Nähere Infos hierzu, aber auch zu weiteren organisatorischen Fragen rund um die Demo, findest Du auf dieser Internetseite. Kommt zahlreich, nehmt Eure Anti-Atom-Fahnen mit und helft so, die Brennelementeherstellung in Lingen und die Urananreicherung in Gronau zu beenden!


Donnerstag, 20. Oktober 2016

Trittin, einer der wichtigsten Politiker der Opposition, redet schön wie ein Regierungssprecher

ich bin ja ein halbwegs ruhiger Mensch, aber manchmal könnte auch ich aus der Haut fahren. Gestern hat die Bundesregierung den Gesetzentwurf für die Regelung der Folgekosten der Atomkraft beschlossen. Das ist schon schlimm genug, denn damit können sich die AKW-Betreiber freikaufen und die absehbaren Kostensteigerungen bei der Atommüll-Lagerung muss die Allgemeinheit tragen – der Abschied vom Verursacher-Prinzip. Oder wie die Neue Osnabrücker Zeitung schreibt: „Ein mieser Deal zulasten der Steuerzahler“.
Was mich aber so richtig auf die Palme brachte, war der Auftritt von Jürgen Trittin, Co-Vorsitzender der Atom-Finanz-Kommission, im ARD-Morgen-Magazin. Zuerst argumentiert er mit dem rhetorischen Mittel der Relation: „Das Verursacherprinzip haben wir besser gesichert als es vorher der Fall gewesen ist.“ Das ist nicht falsch. Ein Tropensturm ist auch weniger schlimm als ein Hurrikan, kann aber trotzdem gewaltige Schäden anrichten.
Klar: Hätte der Staat in Sachen Atom-Folgekosten gar nichts unternommen, wäre es noch schlimmer gekommen. Aber das, was jetzt beschlossen wurde, ist eben längst nicht ausreichend. Man hätte es deutlich besser machen können, sogar ohne den Bestand der Konzerne zu gefährden. Dazu hatte .ausgestrahlt der Kommission konkrete Vorschläge gemacht.
Doch Trittin legt noch einen drauf. Er behauptet, dass mit den 23 Milliarden, die die AKW-Betreiber jetzt an den Staat überweisen müssen, sichergestellt sei, dass das Geld am Ende ausreicht. Und so redet er weiter: „Das ist sehr solide finanziert“ und „wir sind zu dem Ergebnis gekommen, die Rückstellungen sind angemessen.“ Er weiß selbst, dass das nicht stimmt und es ist ungeheuerlich, was er da sagt.
Wer das hört, fragt sich, wann die Grünen eigentlich zuletzt eine kritische Stimme bei atompolitischen Entscheidungen gewesen sind. Was kann einer Regierung Besseres passieren, wenn sie ein höchst umstrittenes Gesetz auf den Weg bringt, als dass einer der wichtigsten Politiker der Opposition es im Morgenmagazin wie ein Regierungssprecher schönredet? Da können sich auch die Stromkonzerne freuen, deren Aktienkurse angesichts des Gesetzes kräftig angestiegen sind. Denn die Börse hält das Risiko, das jetzt von RWE, Eon und Co jetzt auf die Allgemeinheit übergeht, für deutlich gravierender als Jürgen Trittin es bewertet.
.ausgestrahlt und das Umweltinstitut München haben im Rahmen der Verbändeanhörung zum Gesetzentwurf eine gemeinsame Stellungnahme abgegeben.
Inzwischen habe ich übrigens meinen kühlen Kopf zurück. Nicht, weil ich es weniger schlimm finde, was die Regierung da mit Unterstützung der Grünen macht. Sondern weil ich derzeit auf Vortragstour in Süddeutschland bin und täglich bei den Veranstaltungen auf viele aktive Menschen treffe, die die Atompolitik nicht denen in Berlin überlassen, sondern sich immer wieder selbst einmischen.
Weitere aktuelle Informationen in diesem Newsletter:
1. „Freigemessen und vergessen“ – neues .ausgestrahlt-Faltblatt jetzt bestellen
2. Blick über den .ausgestrahlt-Tellerrand
Herzliche Grüße
Jochen Stay
und das ganze .ausgestrahlt-Team
1. „Freigemessen und vergessen“ – neues .ausgestrahlt-Faltblatt jetzt bestellen
Der verantwortungslose Umgang mit dem AKW-Abrissmaterial ist Thema eines neuen informativen .ausgestrahlt-Faltblatts: Atomschutt landet auf Hausmülldeponien, strahlendes Metall aus den Reaktoren wird recycelt und kann in Kochtöpfen oder Zahnspangen wieder auftauchen, ohne dass es jemand bemerkt. Wir beschreiben die Mängel des gängigen Verfahrens und benennen Alternativen. Du kannst das Faltblatt - auch in größeren Stückzahlen – kostenlos im .ausgestrahlt-Shop bestellen, zum Verteilen, Auslegen, Weitergeben.
Schau Dich bei dieser Gelegenheit ruhig mal im Shop um. Vielleicht findest Du noch weitere spannende Materialien, die Du dann gleich mitbestellen kannst.
Vieles im Shop ist kostenlos, obwohl Gestaltung und Druck natürlich Geld kosten. Das funktioniert nur, weil es immer wieder Menschen gibt, die für unsere Arbeit spenden. Das geht hier.
2. Blick über den .ausgestrahlt-Tellerrand
29.10.: Überregionale Demonstration in Lingen „Uranfabriken schließen“
Erklärvideo: Hinkley Point soll Militär-Subventionen maskieren.
19.11.: Seminar des BUND NRW in Hamm: Kugelhaufenreaktoren, Thorium und Transmutation: Die letzten Strohhalme der Atomlobby
Fußballverein Alemannia Aachen setzt Zeichen gegen AKW Tihange.


AWO würdigt Grete Hofmann - Umgebauter Saal im Ahrbergviertel erhält Namen der Mitbegründerin der Arbeiterwohlfahrt in Hannover

Hannover/Linden. Nach Monaten umfangreicher Umbaumaßnahmen des Saales in der Deisterstraße 85 im Ahrbergviertel im Stadtteil Linden hat der Raum den Namen Grete Hofmann-Saal erhalten. Dr. Silke Lesemann, Vorsitzende der AWO Region Hannover e.V. , hat im Beisein von Thomas Hermann (Bürgermeister der Landeshauptstadt Hannover) und den AWO Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern offiziell den Namen gegeben. Damit würdigt die AWO Region Hannover e.V. das soziale Engagement von Grete Hofmann und insbesondere ihr Wirken für die AWO, die sie 1946 in Hannover mitbegründete und der sie über Jahrzehnte hinweg vorstand. Grete Hofmann ist Trägerin der Marie-Juchacz-Plakette der Arbeiterwohlfahrt und des Großen Niedersächsischen Verdienstordens. Über Jahrzehnte wirkte sie mit Sachverstand und Herz an der Spitze der AWO in der Stadt Hannover. Als Fürsorgehelferin, als Vorsitzende der Landesarbeitsgemeinschaft und des Hilfswerks der Freien Wohlfahrtspflege, als Senatorin und Ratsfrau, als Jugendschöffin und Laienrichterin war sie unermüdlich zum sozialen Wohle der hannoverschen Bürgerinnen und Bürger tätig.



Jüdische Hohe Feiertage wie das Neujahrsfest,Versöhnungstag,Lichterfest (Chanukka) werden in der Villa Seligmann begangen

Hannover. Vom 30. Oktober bis zum 01. Dezember 2016 lädt die Villa Seligmann zu einem bunten Strauß an Veranstaltungen ein. Und dieses Jahr - das verrät das Thema bereits - darf gefeiert werden, denn die Anlässe häufen sich geradezu: Die jüdischen Hohen Feiertage wie das Neujahrsfest, der Versöhnungstag, aber auch das Lichterfest (Chanukka) werden in dieser Zeit begangen, ein festlicher Reigen an Veranstaltungen mit neuen und alten Gesichtern erwartet uns ungeduldig und - der Villa darf zum 110. Geburtstag gratuliert werden. www.villa-seligmann.de.


Donnerstag, 6. Oktober 2016

Oskar Negt will, dass wir ein Stück Macht über die eigenen Verhältnisse haben! Buch-Rezension von Ingeburg Peters


Wir haben Flüchtlinge, würde der Dichter Rilke sagen. Wirklichkeit ist das, was der Fall ist, schrieb Philosoph Wittgenstein.
Und nun - 3mal dürfen Sie raten, wer - hat unser berühmter hannoverscher Ableger der Frankfurter Schule - keine Geistesgröße im Format Kant, der sein Königsberg ein Leben lang nicht verließ; aber immerhin beruft er sich auf ihn - Vielschreiber Oskar Negt also, 82 Jahre, natürlich zu dem Thema Flucht auch noch etwas in der Schublade, wie er zu allem etwas Gebildetes beizusteuern hat. Ja, er war sogar selbst Flüchtling. Zitiert Marx, dass niemand vertrieben werden dürfe.
Das frisch ausgebrütete literarische Ei heißt ÜBER LEBENSGLÜCK, eine autobiografische Spurensuche, erscheint bei Steidl in Göttingen, dem ästhetischen Verlag, der auch für die Gewerkschaft und Karl Lagerfeld druckt.
Negt fordert nachdrücklich eine Lösung für das Flüchtlingsproblem, wer hätte das gedacht.
Und berichtet über die glückliche Kindheit von Adorno in Amorbach und seine eigene Phantasieentwicklung beim Spielen im Hof als unabdingbar nötige, ein Leben lang schützende Glückserfahrungen, die helfen, Vertreibung zu überstehen. Dass Schutz vielleicht etwas mit Frauen zu tun haben könnte, wird nicht erwähnt, obwohl er doch während der Flucht die ganze Zeit am Rockzipfel seiner Schwestern hing.
Nun - in der Lenaustraße, das ist die beinharte Straße mit dem Namen des romantischen Dichters Nikolaus Lenau in Hannover-Mitte, der mit vollem Namen Niembsch Edler von Strehlenau hieß, wohin GlockseeSchuleGründer Negt "seine" späten Kinder in die Krabbelgruppe brachte, dort also wird derzeit in Nr. 11 die gesamte Mieterschaft rausgesetzt, für ein Hotel, wie es heißt, denn Hannover verdient sehr gut am Tourismus.
Das daneben liegende Haus 11A wurde vom vormaligen Eigentümer mit einer von mir stammenden Hostel-Idee an den Käufer gebracht und beherbergt nun Appartements (selbstredend falsch geschrieben), aus denen geldgierig zu meinem Hinterhaus herübergeblickt wird, als sei das auch bald dran.
Es heißt, das Vorderhaus Lenaustr.12 solle auch verkauft werden, die Studenten müssen alle raus, Hotel rein. Gentrifizierung vom Brutalsten also.
Ich erwarte Sie zum Tee, Herr Negt, um über Lebensglück zu sprechen, den bevorstehenden Krieg, die Angst der Wohnungseigentümer im Ihme-Zentrum, unser aller Sorge vor Vertreibung.
Ach nein, lassen wir's, es wird doch nur ein gelehrter Diskurs werden. Über Proust und dessen kindlicher Liebe zu Combray und so weiter. Kein Happy End in Sicht.




Dienstag, 4. Oktober 2016

Mein Deutschland am Samstag vor dem Tag der Einheit - eine lokale Nachlese

Das Glas des Fahrkartenautomaten zerschlagen. Jemand ruft Allahu, den Rest verkneift er sich.
Am Bahnhof Unmassen von Polizeiwagen in Erwartung der Fußballfans.
Gruppen von ausländischen Demonstranten welcher Richtung auch immer.
Im Bahnhof Sicherheitskräfte, die die sich dort zum Schlafen Niederlassenden beharken.
Am Steintor aufgrund der IAA sehr viele Asiaten zu sehen.
In der U-Bahn eine fröhliche syrische Familie, Snickers schleckernd und Punica aus der Dose trinkend; die ältere Tochter blond gefärbt und die Haare nach hinten gestylt, dazu eine ausgefallene Brille tragend.
Später dann eine polnische Familie, kesse Oma, zwei Töchter, ein Schwiegersohn und zwei müde Kinder in der Karre.
Beide Gruppierungen konnten kein Wort Deutsch und ich hatte auch nicht den Eindruck, dass sie es zu lernen beabsichtigen, wie es mir außerdem bereits vor Längerem eingedeutschte Türken klarmachten.
Wir verständigten uns aber sehr gut nonverbal.
Mit einem Buch von  www.edition-temmen.de "Entdeckungsreise ins eigene Land"- über Wanderungen durch die Lüneburger Heide auf den Spuren der Sternstunden Deutscher Sprache - in der Hand, kam ich mir dennoch seltsam antiquiert und deplatziert vor. Ungefähr wie die letzte Deutsche.
Ingeburg Peters