Fotografien und Installationen 1. April – 16. Juli 2017
Das
Sprengel Museum Hannover bietet vom 1. April bis zum 16. Juli 2017 mit
circa sechs Werkgruppen, vier Installationen und ausgewählten
Einzelwerken
erstmals umfassend Einblick in das Schaffen von Petra Kaltenmorgen.
Seit
den frühen 1990er-Jahren arbeitet die Künstlerin mit großer Konsequenz
an einem Werk, das nahezu meditative Züge trägt. Ihre inzwischen
vielgestalte
Bildwelt entwickelte sich über zweieinhalb Jahrzehnte zu einem
poetischen Paralleluniversum. Es ist bevölkert von Sofaecken,
Halsketten, Brillengläsern, Platzdeckchen, Kaugummi, Stecknadeln,
Blumen, zerknüllten Papieren, alten Taschenlampen, Landkarten,
Zeitungsausrissen
... Auf den häufig großformatigen, zumeist analog entstehenden
Fotografien von Petra Kaltenmorgen und in ihren Installationen finden
diese Dinge die ihnen eigens angemessenen Bildräume – Räume, in denen es
nicht um ihre Funktionen oder ihren Nutzen, in denen
es vielmehr um ihr Sein geht: Ein schlicht rot-weiß-kariertes
Platzdeckchen liegt bildmittig auf schwarzem Grund vor einem imaginären
Horizont, der Schwarz von ‚noch schwärzer’ trennt. Der umlaufende kurze
Fransensaum scheint das Deckchen in der Dunkelheit
zu verankern, und wie eine Wasseroberfläche bei leichter Brise schlägt
der schlichte Stoff zart Wellen: Zwischen Schweben und Lasten, zwischen
Ruhe und Bewegung, entsteht eine fragile Balance, die stillschweigend
grundsätzliche Fragen aufwirft. Möglichkeiten
von Stabilität, Halt und Dauer, von Sein und Vergehen werden hier wie
in anderen Serien auf immer neue, erstaunliche Weise erkundet: Subtil
fährt das Licht über die einbeinige Kante eines warmbraun gepolsterten
Sitzmöbels, auf dem ein paar stecknadelgespickte,
benutzte Kaugummis oder seltsam beschnittene Spielkarten liegen. Diese
Dinge und ihre Balancen im Raum sind zu schlicht und zu irritierend
zugleich, als dass sie schnelle Rückschlüsse auf was auch immer
suggerieren würden. Stattdessen fordern sie, im visuellen
Nachvollzug feinsinnigster fotografischer Umsetzungen, einen
verlangsamten, behutsamen Blick von gesteigerter Aufmerksamkeit. In ihm
wird diese Bildwelt als höchst poetische, komplexe Meditationen über die
Fragilität von Existenz als Sein im Raum erfahrbar.
In
seiner unaufgeregten Konsequenz und seiner ungewöhnlich poetischen
Strenge nimmt das Schaffen von Petra Kaltenmorgen in der Fotografie der
Gegenwart
eine besondere, bisher kaum angemessen gewürdigte Position ein. Geboren
1964 in Hirschfeld (Hunsrück), lebt die Künstlerin seit Ende der
1980er-Jahre in Hannover. Nach einer Ausbildung als Glasmalerin
studierte sie von 1989 bis 1995 an der Fachhochschule Hannover
bei Rolf Bier, Ralph Kull und Heinrich Riebesehl. Bei letzterem war sie
Meisterschülerin.
Die
Ausstellung im Sprengel Museum Hannover ist die bisher umfangreichste
Präsentation dieses Werks und die erste große Museumsausstellung der
Künstlerin.
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