Göttinger Politologe gewinnt Nachwuchspreis
Robert Lorenz ist der erste Preisträger von Opus Primum. Der Göttinger Politikwissenschaftler erhält den mit 10.000 Euro dotierten Förderpreis der VolkswagenStiftung für seine packende Analyse der ersten Anti-Atom-Bewegung in Deutschland.
Im Frühjahr 1957 bedienten sich 18 Kernphysiker einer uralten Methode, Politik zu machen: Sie verfassten ein politisches Manifest, die „Göttinger Erklärung“, mit der sie zu Ikonen der friedensbewegten Anti-Atomwaffenproteste avancierten. In seiner im transcript Verlag erschienenen Dissertation „Protest der Physiker“ geht Robert Lorenz (Jg. 1983) den politischen Wesenszügen der erklärten Nichtpolitiker nach, untersucht ihre Motive und Wirkung. Er fragt, weshalb ehrwürdige Nobelpreisträger wie Max Born, Otto Hahn und Werner Heisenberg öffentlich die Bundesregierung angriffen, und beleuchtet, wie der Physiker Carl Friedrich v. Weizsäcker zum prominenten „Friedensphilosophen“ aufsteigen konnte.
„Robert Lorenz verarbeitet ein historisches Thema mit hochaktuellem Bezug und verbindet in seinem Werk Wissenschaftsgeschichte, Politikwissenschaften, Publizistik und Naturwissenschaften. Mit seinem kreativen Schreibstil fesselt der Autor seine Leser von der ersten Seite an. Die gründliche Aufbereitung und Darstellung des Forschungsstandes unterstreichen die herausragende Qualität seiner Dissertation“, heißt es in der Begründung der Jury. Sie musste sich aus einer Shortlist von zehn hervorragenden Titeln für die beste wissenschaftliche Nachwuchspublikation entscheiden. Insgesamt gingen 79 Vorschläge für Opus Primum ein.
Mit diesem Förderpreis möchte die VolkswagenStiftung den wissenschaftlichen Nachwuchs stärken und unterstreichen, dass Wissenschaftsvermittlung für die deutsche Forschung eine zentrale Aufgabe ist. Opus Primum wird am 23. Oktober 2011 zusammen mit dem NDR Kultur Sachbuchpreis verliehen.
Die Preisverleihung findet im Rahmen einer festlichen Matinee zum Abschluss des Göttinger Literaturherbstes in der historischen Aula der Universität statt.
Der in diesem Jahr erstmals mit 15.000 Euro dotierte NDR Kultur Sachbuchpreis geht an Bettina Stangneth. Mit ihrem Buch „Eichmann vor Jerusalem. Das unbehelligte Leben eines Massenmörders“ habe die Autorin das etablierte Eichmann-Bild entschieden korrigiert, so die Jury zu ihrer Endauswahl. In ihrer Begründung heißt es: „Jetzt wird erkennbar, dass Eichmann den im Prozess abgegebenen beflissen-servilen Kleinbürger exklusiv für sein Strafverfahren kreiert hat. Bettina Stangneth widerspricht damit Hannah Arendts These von der „Banalität des Bösen“ in entscheidenden Punkten.“
Bis Hier: Pressemitteilung der VolkswagenStiftung http://www.volkswagenstiftung.
Anmerkung der Redaktion zum Sachbuchpreis an Bettina Stangneth: Es gibt keinen Totenschein für Eichmann, darauf weist die Journalistin Gaby Weber hin, die schon sehr lange über den charmanten Schwerkriminellen arbeitet. Auf Ihrer Website http://gabyweber.com/ findet sich viel heikles Material, das sie in Zusammenhang mit ihren Recherchen aufgedeckt hat. Meine Empfehlung: Unbedingt dort informieren! ip
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