Vulgärsprachlich hat sich für die sich derzeit
ausbreitende Grippeepidemie „Schweinegrippe“
eingebürgert, die Fachleute sprechen
von „Neuer Grippe“. Wie sehr müssen wir uns
vor dieser neuen Epidemie fürchten?
Grippeviren verwandeln sich ständig
Grippeviren vermehren sich unpräzise. Es
entstehen dabei viele Nachkommen, die in ihrem
Bauplan von ihren Vorfahren abweichen.
Die allermeisten davon können gar nicht
überleben. Jedoch hin und wieder entsteht
dabei zufällig ein Nachkomme, der doch
überlebensfähig ist und dann andere Eigenschaften
als seine Vorfahren aufweist. Dadurch
kennt ihn das Immunsystem derjenigen
Lebewesen, die er gerne befallen
möchte, nicht und ist noch nicht immun dagegen.
Ganz anders verhalten sich zum Beispiel Masernviren.
Diese vermehren sich sehr präzise
und produzieren immer gleiche Nachkommen.
Wenn man als Kind Masern durchgemacht
hat oder gegen Masern geimpft worden
ist, werden vom Immunsystem zeitlebens
Antikörper im Blut vorrätig gehalten. Wenn
der Mensch dann später wieder mit dem Masernvirus
in Berührung kommt, so können
diese Antikörper sofort gegen diesen Virus
vorgehen; man ist immun dagegen.
Die quasi schlampige Vermehrung der Grippeviren
produziert zwar viel Ausschuss, birgt
aber die Möglichkeit in sich, dass eine neue
für seine Opfer noch unbekannte Variante
entsteht. Außerdem können verschiedene Viren
sich miteinander vereinigen, wodurch hin
und wieder auch eine neue, überlebensfähige
Abart entstehen kann.
Auswirkungen einer Grippeepidemie
Jeder neue Stamm des Grippevirus kann eine
Epidemie auslösen. Die große Sorge ist, dass
erneut eine weltumspannende Epidemie wie
in den Jahren 1918-1920 entsteht, die als Spanische
Grippe bezeichnet wurde. Sie soll zwischen
25 und 50 Millionen Todesopfer gefordert
haben.
Als nun der neue Grippevirus in Mexiko entdeckt
wurde, waren die Fachleute für das öffentliche
Gesundheitswesen alarmiert: Die
Sterblichkeit lag mit 3 % ungewöhnlich hoch.
Da eine neue weltumspannende Epidemie,
eine so genannte Pandemie, befürchtet werden
musste, haben diese Fachleute entsprechende
Warnungen ausgesprochen und
auch auf die rasche Entwicklung eines Impfstoffes
gegen diesen Virus gedrängt.
Erfreulicherweise zeigt die Neue Grippe in
den europäischen Ländern einen günstigeres
Bild: Nach Statistik der europäischen Überwachungsbehörde
waren bis zum 13.08.2009
in Europa 35.860 Fälle an Neuer Grippe bestätigt
worden, von denen 55 gestorben sind.
Die Sterblichkeit beträgt in Europa somit derzeit
0,15 %. Mit der Ausbreitung der Erkrankung
hat die Sterblichkeit in den letzten
Wochen leicht zugenommen: Sie ist von 0,11
auf jetzt 0,15 % angestiegen. Daher ist bei
einer weiteren Ausbreitung der Neuen Grippe
auch mit einer gewissen Zunahme der Sterblichkeit
zu rechnen. Dennoch ist für den
Einzelnen das Risiko, an dieser neuen Grippeinfektion
zu sterben, relativ klein.
Die Fachleute für das öffentliche Gesundheitswesen
sehen es aus einer anderen Perspektive:
Bei einer Epidemie könnten sich hier
in Deutschland 10 Millionen Menschen anstecken.
Dies würde etwa 15.000 bis 25.000
Todesfälle nach sich ziehen.
So viele Erkrankte zu behandeln, würde unser
Gesundheitswesen vor eine erhebliche Herausforderung
stellen. Auch würde dadurch
das öffentliche Leben stark beeinträchtigt
werden, ganz abgesehen vom wirtschaftlichen
Ausfall durch die Fehltage. Daher mahnen
sie Vorkehrungen für den Ernstfall an.
Ältere Menschen, die durch das hohe Fieber
einer Grippe besonders gefährdet wären,
werden von dieser Erkrankung sehr wenig befallen.
Man nimmt an, dass die älteren Menschen
aus früheren Grippewellen Antikörper
in sich tragen, die gegen den jetzigen Virus
auch wirksam sind. Allerdings könnte es auch
daran liegen, dass die jüngeren Menschen
mehr Kontakte haben und daher die Möglichkeit
der Ansteckung einfach höher ist.
Behandlungsmöglichkeiten
Für die Behandlung einer Grippe stehen die
Arzneimittel Tamiflu® und Relenza® zur Verfügung.
Sie wirken nur genau in dem Moment,
in dem der Grippevirus beim Menschen
auf die Schleimhaut trifft und in diese eindringen
will. Vor dieser Infektion und wenn
die Infektion schon stattgefunden hat, sind sie
wirkungslos. Sie haben bei früheren Grippeepidemien
nur eine begrenzte Wirksamkeit
bewiesen. Außerdem werden zunehmend
Resistenzen der Grippeviren gegen diese
Medikamente beobachtet.
Während wir Bakterien gut mit Antibiotika
behandeln können, gibt es keine Arzneimittel,
die Viren im Menschen angreifen
können. Daher ist AIDS bisher noch nicht
heilbar, hier können wir lediglich die Vermehrung
der Viren medikamentös eindämmen.
Grippe lässt sich homöopathisch gut behandeln.
Bei einer Epidemie benötigen fast
alle Erkrankten dasselbe Arzneimittel, da die
Symptome meist identisch sind.
Impfung gegen die Neue Grippe
Inzwischen wird mit Hochdruck ein Impfstoff
gegen die neue Grippe entwickelt. Da in möglichst
kurzer Zeit für möglichst viele Menschen
eine Impfung bereitgestellt werden
soll, hat man sich entschieden, die Dosis pro
Impfung kleiner als sonst bei einer Grippeschutzimpfung
zu halten und dafür eine Verstärkersubstanz
hinzuzufügen. Hier besteht
jedoch eine gewisse Unsicherheit. Die Kürze
der Zeit reicht nicht aus, um zu prüfen, ob die
hinzugefügte Verstärkersubstanz die Verringerung
an Impfdosis tatsächlich wieder
wettmacht. Bei der normalen Grippeschutzimpfung
hat man mit solchen Verstärkersubstanzen
keine positiven Erfahrungen gemacht.
Es ist auch zu befürchten, dass der
Impfstoff wegen des Zeitdrucks hinsichtlich
seiner Nebenwirkungen nicht so gründlich
geprüft wird. Das tatsächliche Nutzen-Risiko-
Verhältnis dieses neuen Impfstoffes ist schwer
abzuschätzen.
Aus früheren Grippeepidemien weiß man,
dass die Grippeschutzimpfung für den Einzelnen
nur von begrenzter Wirkung ist. Hierzu
hat man nach einer Grippeepidemie einen
Bevölkerungsquerschnitt gezogen und diesen
hinsichtlich der gesundheitlichen Folgen
durch die Epidemie untersucht. Bei den unter
65-jährigen und sonst gesunden Menschen
ließ sich nicht feststellen, dass die Geimpften
gesünder durchgekommen sind als die Ungeimpften.
Erst bei den über 65-jährigen Menschen
und bei denen, die an einer nennenswerten
Krankheit litten, war ein Vorteil für
die Impfung zu erkennen.
Wahrscheinlich ist der gesundheitliche Vorteil
für den Einzelnen durch die Impfung gegen
die Neue Grippe nicht sehr groß. Die Verantwortlichen
für das öffentliche Gesundheitswesen
propagieren sie jedoch, da sie die
Ausbreitung der Grippe verhindern wollen
und damit die Zahl der schwer Erkrankten
und der Todesfälle.
Unsicherheit der Prognosen
Nicht nur bei dieser Neuen Grippe ist es
schwierig Prognosen zu erstellen. Fast alle
Prognosen aus den letzten 10 bis 20 Jahren zu
sich ausbreitenden Infektionskrankheiten
waren falsch. Das liegt an der unsicheren Datenlage.
Außerdem haben es die für Sicherheit
zuständigen Fachleute immer schwer:
Haben sie eine Gefahr zu hoch eingeschätzt,
werden sie ebenso gescholten, als wenn sie sie
zu niedrig eingestuft haben.
Zusammenfassung:
Erfreulicherweise stellt sich nach dem bisherigen
Verlauf die Neue Grippe in Europa als
eine nicht sehr gefährliche Erkrankung dar.
Allerdings kann es durchaus zu sehr vielen
Erkrankungsfällen in unserem Land kommen,
so dass die Fachleute für das öffentliche Gesundheitswesen
entsprechende Vorkehrungen
sowohl im Gesundheitswesen als auch im
übrigen öffentlichen Leben zu Recht anmahnen.
© 2009
Dr. med. Klaus Borcherding, Hannover,
alle Rechte vorbehalten.
Wichtiger Hinweis: Die Informationen geben die Erfahrungen
des Autors und den medizinischen Wissensstand
am Ausgabedatum wieder. Durch die Weiterentwicklung
der medizinischen Erkenntnisse kann ein
Teil der Informationen mit der Zeit überholt sein. Daher
können sie eine aktuelle ärztliche Beratung und Behandlung
nicht ersetzten.
Gemeinschaftspraxis Dres. Borcherding, GbR
Dr. med. Klaus Borcherding
Facharzt für Innere Medizin
Homöopathie, Umweltmedizin
Orthomolekulare Medizin
Dr. med. Ingrid Borcherding
Ärztin – Homöopathie, Naturheilverfahren
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