Freitag, 28. August 2015

KONTUR, FARBE, LICHT: DAS WESENTLICHE ZEIGEN GABRIELE MÜNTER 1877-1962

PRESSEMITTEILUNG

11. September 2015 – 10. Januar 2016
Mit der Ausstellung „Kontur, Farbe, Licht: Das Wesentliche zeigen - Gabriele Münter 1877-1962“ würdigt die Stiftung Ahlers Pro Arte eine der wichtigsten Künstlerinnen des deutschen Expressionismus. Die Retrospektive vereint rund 50 Gemälde aus allen Schaffensphasen Münters, von ihren frühen, tastenden Versuchen im spätimpressionistischen Stil bis hin zu späten, teils abstrakten Arbeiten. Einen Höhepunkt bilden die farbintensiven Gemälde aus der Zeit des „Blauen Reiters“. Daneben wird mit rund 30 Beispielen auch das reiche zeichnerische und grafische Werk Münters vorgestellt. Arbeiten ihrer künstlerischen Wegbegleiter aus der Zeit bis 1914, darunter Wassily Kandinsky, Alexej von Jawlensky und Franz Marc, aber auch Adolf Erbslöh und Alexander Kanoldt, ergänzen die Schau. Die Ausstellung soll deutlich machen, worin die wesentliche Qualität der Kunst Münters liegt: Sie reduzierte und konzentrierte das Motiv durch klare Konturen und delikat komponierte Flächen reiner Farbe ohne Binnenstruktur und Perspektive. Damit näherte Münter sich dem, was sie selbst das „Fühlen eines Inhalts“, das „Geben eines Extraktes“ nannte.
Gabriele Münter fällt bereits als Kind durch ihr zeichnerisches Talent auf. Das Kunststudium in Düsseldorf und München empfindet sie als rückständig, bis sie Ende 1901 in die „Phalanx“-Kunstschule eintritt, an der auch Kandinsky lehrt. Binnen kurzer Zeit wird sie seine Schülerin und Geliebte. Nach der heimlichen Verlobung 1903 verbringt das Paar mehrere Jahre auf Reisen. Im Sommer 1908 arbeiten Münter und Kandinsky gemeinsam mit Jawlensky und Werefkin in Murnau und finden dort zu einem bahnbrechend neuen, expressiven Malstil. 1909 ist Münter Gründungsmitglied der „Neuen Künstlervereinigung München“, zwei Jahre später Teil des „Blauen Reiters“. Die farbkräftige, zur Abstraktion neigende Malerei der Gruppe erregt Aufsehen, empört und begeistert. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs setzt der vielversprechenden Entwicklung Münters und ihrer Freunde ein jähes Ende.Kandinsky flieht nach Russland, sie selbst emigriert 1915 nach Schweden, wo sie sich rasch einen Namen macht. Als Münter 1920 nach Deutschland zurückkehrt, dauert es Jahre, bis ihre künstlerische Entwicklung wieder Fahrt aufnimmt. Der aufkommende Nationalsozialismus bringt zunehmende Einschränkungen mit sich. Die Kriegsjahre verbringt Münter mit ihrem neuen Lebensgefährten Johannes Eichner zurückgezogen in Murnau. Erst mit der 1949 in München gezeigten Ausstellung „Der Blaue Reiter“ lebt die bis heute anhaltende Begeisterung für die Künstlergruppe neu auf. Seit einigen Jahren rückt besonders das Werk Münters in den Blickpunkt und wird als eigenständig und wichtig neben dem ihrer Kollegen und Freunde gewürdigt. Ein Werkverzeichnis der Gemälde befindet sich in Vorbereitung und wird bei seinem Erscheinen die Bedeutung der Künstlerin noch deutlicher machen.In Hannover wurde Münter erstmals 1951 eine große Ausstellung gewidmet, in der Kestnergesellschaft, gemeinsam mit dem Werk von Paula Modersohn-Becker. In den gleichen Räumlichkeiten zeigte die Stiftung Ahlers Pro Arte 2008 die Ausstellung „Gabriele Münter: Die Jahre mit Kandinsky – Bilder und Fotografien“, in der Münter in ihrer bislang noch wenig bekannten Rolle als Fotografin vorgestellt wurde. Mit der kommenden Retrospektive, konzipiert durch Dr. Christian Torner, den Kurator der ahlers collection, feiert die Stiftung ihr zwanzigjähriges Bestehen. Die Jubiläumsschau zu Gabriele Münter ist auch eine Hommage an den Unternehmer Jan Ahlers, der Ende 2013 überraschend verstarb und das Gesicht der Stiftung Ahlers Pro Arte über Jahrzehnte geprägt hat.Neben Werken aus der ahlers collection enthält die Ausstellung wichtige Leihgaben aus Museen und privaten Sammlungen aus ganz Deutschland und darüber hinaus. Texte zum Katalog trugen u.a. Dr. Isabelle Jansen (Leiterin der Gabriele Münter- und Johannes Eichner-Stiftung, München) und Dr. Cathrin Klingsöhr-Leroy (Direktorin des Franz Marc Museums, Kochel a. See) bei.


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