Samstag, 21. März 2009

der kleine mann am 1. mai

der deutsche gewerkschaftsbund hat derzeit eine kampagne zum 1. mai gestartet gegen rechtsradikale, neonazis und rassisten.
dazu hier ein paar historische rückblenden:
nach dem rassisten schleyer wurde eine halle benannt, seine märtyrerposition als opfer der terrororganisation raf war aber hierfür ausschlaggebend.
ich erinnere auch an die historische tatsache, dass die jüdische marxistin rosa luxemburg am ende der weimarer republik in einem phaeton-auto unter tolerierung von hannovers späterem oberpräsidenten noske (spd), zur regierungszeit von friedrich ebert, mit einem gewehrkolben bewusstlos geschlagen wurde, dann das gesicht zerdroschen, schließlich eine kugel durch den kopf gejagt bekam, und in den landwehrkanal geworfen wurde.
der wackere mann, der sie schließlich an einem wehr fand, erhielt die ihm zustehende, nur formal ausgesetzte, hohe belohnung nicht, im gegenteil bestand eine totale informationssperre darüber in der presse (nachzulesen im nautilus-verlag: Die Leiche im Landwehrkanal).
ebenso dicht hielten übrigens die zeitungen nochmal später in sachen RAF bei der mogadischu-entführung. da konnte spd-kanzler schmidt merkwürdigerweise die gesamte presse zum stillschweigen bringen, wie ging das eigentlich in einem freiheitlichen land?
abgesehen von all diesen rechtsradikalen merkwürdigkeiten, die schon lange oder weniger lange her sind, boomt deutschland derzeit aktuell in einem einzigen wirtschaftszweig trotz oder wegen finanzkrise gewaltig: in der waffenproduktion (laut Telepolis, Heise-Verlag).
dazu habe ich meinen 88jährigen onkel adolf befragt, einen herzensguten menschen, der seine an parkinson erkrankte ehefrau unter großen finanziellen und zeitlichen opfern zuhause und später im pflegeheim bis zum tod begleitete und der auch für viele weitere menschen zum wohltäter geworden ist. er ähnelt ein wenig mandela, so liebevoll und weise.
aber onkel adolf war einst ss-mann wie schleyer und hat auch eine entsprechende strafe verbüßt.
mit 19 kam er blutjung zum heer. er erzählt: "die leute hatten nach der wirtschaftskrise keine arbeit, um ihre hungernden kinder zu ernähren. da schien hitler der retter. er versprach arbeit, wurde angehimmelt, in etwa so wie du, liebe nichte, den beatles zugejubelt hast.
die katholische kirche segnete damals sowohl waffen als auch soldaten.
aber als der krieg verloren war, rief sie von der kanzel aus zur buße auf.
da gab es manche, die fühlten sich verraten und warfen mit steinen auf die pfaffen.
krieg ist ein schmutziges geschäft.
der sohn meines nachbarn ist übrigens gerade im bundesdeutschen auftrag in afghanistan im einsatz."
meine historischen schlaglichter sollen zum nachdenken anregen:
geht in euch, ihr bunten, ihr braunen, ihr roten, schwarzen, gelben, ihr dechanten und juristen, ihr parlamentaristen und finanzleute.
und schaut mal nach den blinden flecken in eurer vergangenheit und gegenwart.
gerade jetzt zur beginnenden vorösterlichen fastenzeit.
kampagnen wie "hannover steht auf - gegen rechts" sind gut, gewissensprüfung und suche nach dem inneren schweinehund sowohl rechts, links, als auch in der mitte, noch viel viel wichtiger. nicht allein der kleine mann, der am 1. mai keinen platz für seinen rassismus bekommen soll, sollte angeklagt werden, sondern die gesellschaftlichen voraussetzungen, die seine haltung ermöglichen.
Ingeburg Peters

Keine Kommentare: