Hertie-Stiftung:
Analyse zeigt, dass viele Angebote an Bedürfnissen von Geflüchteten
vorbeigehen – Deutscher Integrationspreis zeigt passgenaue Beispiele
Frankfurt.Viele
Hilfsangebote für Geflüchtete gehen an deren Bedürfnissen vorbei. Das
zeigt eine Analyse von Anne-Marie Kortas, Kollegiatin des
Hertie-Innovationskollegs in Berlin. Die Hertie-Stiftung unterstützt in
Zukunft mithilfe des von ihr neu initiierten Deutschen
Integrationspreises Hilfsprojekte, die sich in besonders überzeugender
Weise der Integration von Geflüchteten in Deutschland widmen.
Die
erste Euphorie der Hilfsbereitschaft rund um Geflüchtete ist vorbei.
„Die eigentliche Integrationsarbeit beginnt erst jetzt“, sagt
John-Philip Hammersen, Geschäftsführer der Gemeinnützigen
Hertie-Stiftung. Da die Zahl der Asylanträge in Deutschland weiterhin
sehr hoch ist und verstärkt Geflüchtete auf den Arbeitsmarkt drängen,
ist es umso wichtiger, dass die aktuell noch hoch motivierten
freiwilligen Helfer effektiv arbeiten. „Diese Helfer sind jedoch unter
erschwerten Bedingungen aktiv, weil viele Hilfsprojekte an den
Bedürfnissen von Geflüchteten vorbeigehen. Sie engagieren sich,
erreichen aber nicht immer ihre Ziele. Es ist daher wichtig,
Hilfsangebote in Zukunft noch stärker auf den praktischen Nutzen für
Geflüchtete hin zu bewerten und auszurichten.“
Analyse: Viele Angebote nicht relevant oder mangelndes Vertrauen in Angebotsgeber
Wie
eine Analyse von Anne-Marie Kortas, Kollegiatin am Berliner
Hertie-Innovationskolleg ergab, nehmen Geflüchtete viele Angebote nicht
an, weil sie diese als nicht relevant erachten oder weil den Anbietern
nicht ausreichend vertraut wird. Hinzu kommt, dass viele Maßnahmen
aufgrund unzureichender externer Kommunikation nicht wahrgenommen
werden. Anne-Marie Kortas führte im Rahmen ihres vom
Hertie-Innovationskolleg unterstützten Projekt „Diversität und
Migration“ offene Interviews und Workshops mit Geflüchteten aus
verschiedensten Ländern – darunter Syrien, Irak, Tunesien, Afghanistan –
durch.
Aus
den Gesprächen entwickelte Kortas insgesamt zehn Hauptbedürfnisse auf
Seiten der Geflüchteten: Arbeit, Wohnen, Einheit der Familie, Deutsch
lernen, Informationen zur Realität in Deutschland,
Integrationsverständnis, menschlicher Kontakt, passende Angebote,
Rückzugsräume für Männer, Wahrnehmung als Individuum.
Überblickswissen und Austausch mit Deutschen besonders gewünscht
Viele
neu angekommene Geflüchtete wünschten sich vor allem einen Überblick zu
verschiedenen Bereichen – beispielsweise zu ihren Rechten und Pflichten
im Asylprozess, aber auch zu kulturellen Feiertagen oder auch zum
deutschen Arbeitsmarktsystem. Damit die Geflüchteten aktiv werden
können, müssen sie zunächst ihr Umfeld und dessen Mentalität besser
verstehen. Viele Geflüchtete äußerten zudem den Wunsch nach einem
Integrationsplan, der ihnen darlegt, was von ihnen erwartet werde und
welche Schritte sie gehen müssen.
Besonders
wichtig sei den Geflüchteten der Kontakt zu Deutschen, um die sozialen
Regeln in Deutschland zu verstehen und sich so schneller integrieren zu
können.
„Viele
Geflüchtete kommen aus Ländern mit einer mündlichen Kultur, während in
Deutschland eher eine schriftliche Kultur vorherrscht. Daher haben
Gesprächsangebote sowie Projekte, bei denen sich Geflüchtete mit
Einheimischen austauschen können, eine große Bedeutung“, sagt Anne-Marie
Kortas.
Deutscher Integrationspreis: 46 Projekte gehen ins Crowdfunding
Der
von der Hertie-Stiftung neu initiierte Deutsche Integrationspreis
möchte in Zukunft vor allem Projekte fördern, bei denen Geflüchtete
selbst mitwirken. „Mit dem Deutschen Integrationspreis möchten wir
Projekte auszeichnen, die in besonderem Maße den Austausch zwischen
Deutschen und Geflüchteten fördern und damit Integration ermöglichen“,
sagt John-Philip Hammersen.
Rund
250 Projekte bewarben sich bei diesem Wettbewerb. 46 besonders
überzeugende Angebote wurden von der Hertie-Stiftung ausgewählt und
gehen ab dem 21. März 2017 auf der Crowdfunding-Plattform „Startnext“ in
die Finanzierungsphase. Die 20 Projekte, die beim Crowdfunding die
meisten Unterstützer gewinnen, erhalten von der Hertie-Stiftung eine
Anschubfinanzierung von bis zu 15.000 Euro pro Projekt. Alle Projekte,
die die Finanzierung schaffen, gehen in die Umsetzung. Nach sechs
Monaten prüft eine Jury die Erfolge. Die besten drei Projekte erhalten
den Deutschen Integrationspreis, der nochmals mit insgesamt 100.000 Euro
dotiert ist. Die Verleihung des Preises findet Ende Oktober 2017 statt.
dies ist eine Presseinformation, kopert und eingefügt
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