Das
derzeit feuchte und nicht zu kalte Wetter ist ideal um einer weiteren
wichtigen Arbeit im Weinberg nachzugehen - dem Biegen. Die Rebe gehört
zu den Lianengewächsen und ist deshalb bestrebt nach oben zu wachsen.
Bevor der Mensch die ersten Reben kultivierte, wuchsen die Urreben gerne
an den Stämmen von Bäumen zum Licht empor. Auf dem Weg dorthin wurde
keine Zeit mit der Ausbildung von vielen Seitentrieben oder Trauben
vergeudet.
Das
obige Bild vom wilden Wein verdeutlicht dieses Wachstumsverhalten sehr
schön. Wenige Triebe wuchsen sehr schnell in die Baumkrone, um sich dort
über das Blätterdach des Baumes zu werfen. Erst jetzt wurden einige
wenige und kleine Früchte gebildet, die einzig zur Vermehrung beitragen
sollten. Im Gegensatz zur Kulturrebe ist die Wildrebe zweihäusig, d.h.
es gibt männliche und weibliche Pflanzen. Die Bestäubung erfolgt über
Insekten und die Ausbreitung der Samen durch Vögel.
Als
der Mensch bei der Rebe ins Spiel kam, wurde das Hauptaugenmerk auf die
Früchte gelegt. Die Rebe musste also dazu gebracht werden, mehr und
größere Früchte zu produzieren. Dies gelang nur durch Selektion und das
"Fesseln und Knebeln" der Rebe. Indem der Mensch die Rebe am
Höhenwachstum hinderte, zwang er diese ihre Kraft und Nahrung in andere
Bahnen zu lenken - die Früchte.
Dazu
dienende Maßnahmen waren z.B. der Rückschnitt der Reben auf wenige
Triebe. Oben rechts sehen sie eine geschnittene Anlage mit 2
Fruchtruten, die auch bereits eingekürzt wurden. Der Laubschnitt im
Sommer unterstützt ebenfalls das Traubenwachstum. Und dann gibt es noch
das Biegen. Bei dieser Arbeit werden die Reben nach unten gebogen, um
das Höhenwachstum von vorne herein einzuschränken.
Die
geschnittene Rute wird jetzt über den oberen Biegdraht gelegt und am
unteren Biegdraht mit einem papierummantelten Drähtchen befestigt. Dann
wird das überstehende Ende der Rute unmittelbar hinter dem Biegdraht
eingekürzt. Das Biegen funktioniert sehr gut bei feuchtem Wetter, da die
Reben dann besonders geschmeidig sind und nicht so leicht brechen.
Da
häufig bereits im Winter mit dem Biegen begonnen wird, sind Handschuhe
mit Fingerfreiheit für die filigrane Arbeit von großem Nutzen. Damit die
Biegedrähtchen Daumen und Zeigefinger nicht aufscheuern, schützen wir
diese mit Heftpflaster.
So
sieht das Endergebnis aus - ein Flachbogen auf dem Draht und einen
Rundbogen über den Draht. Je weniger Augen (Knospen für das
Triebwachstum) auf der Rute, desto geringer wird der Ertrag. Auf dem
Bild sehen sie am Rundbogen 7 Augen und am Flachbogen 5 Augen. Auf dem
Bild darunter sehen sie die Rebanlage eines Nachbarn, der deutlich
längere Ruten mit entsprechend mehr Augen gebogen hat.
Ein
Bogen hat 14 Augen und der andere 11. Die Augenzahl ist damit pro Stock
doppelt so groß und somit wird von vorneherein das potentielle
Ertragsniveau weit nach oben geschraubt. Da wir qualitätsorientiert
arbeiten, begrenzen wir den Ertrag schon über kurze Ruten. Besonders
begrenzen wir die Menge im unseren Burgunderanlagen, wo wir nur zwei
kurze Ruten flach auf den oberen Biegdraht legen.
Zum
Biegen gehört die Fixierung des Rebstamms am Draht. Dadurch wird die
gesamte Anlage stabilisiert und lose Reben behindern nicht das Befahren
und Bearbeiten des Weinbergs.
Mit
Schlauchband wird der Stamm angebunden. Das grüne Schlauchband ist
elastisch und dehnt sich mit dem Wachsen der Rebe aus, ohne diese zu
erdrosseln. Nach dem Biegen der Reben erwarten wir den Austrieb und
wünschen uns allen ein sonniges Frühjahr ohne Spätfrost....
Mit besten Grüßen von der Saar, Weingut Johannes Peters
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