Mit der Einzelausstellung »What Would I Do In Orbit?« der belgischen
Künstlerin Anne-Mie Van Kerckhoven (*1951, lebt in Antwerpen)
präsentiert der Kunstverein Hannover nach den Gruppenausstellungen
»Digital Conditions« (2015) und »Digital Archives« (2016) erneut eine
Ausstellung, die sich mit digitalen Fragestellungen auseinandersetzt.
Ausgangspunkt
des Werkes von Anne-Mie Van Kerckhoven bildet das menschliche Gehirn
mit seinen analytischen wie auch irrationalen Möglichkeiten von
Wahrnehmung und Erkenntnis. Stets wird Logik bei Van Kerckhoven durch
Absurdität und mentale Brüche konterkariert, und dem Analytischen wird
das Mystische hinzugefügt, ohne dies als Gegensatz zu verstehen. Die
Ausstellung »What Would I Do in Orbit?« im Kunstverein Hannover umfasst
Werke aus insgesamt vierzig Jahren der zunächst als Grafikerin
ausgebildeten Künstlerin.
Van
Kerckhoven beschäftigte sich früh mit Forschungen zu künstlicher
Intelligenz, wodurch Bildsprachen bestimmend wurden, die durch
wissenschaftliche Bildverfahren geprägt sind: Diagramme, zeichnerische
Animationen und Text-Bild-Schemata. Bereits in den 1980er-Jahren
benutzte sie gleichwertig digitale und analoge Ausdrucksformen und
übertrug die digital konstruierten Welten in den Raum. In Zeichnungen,
Malereien, Drucken und Filmen setzt die Künstlerin meist weibliche
Körper wie »Selfies« als Protagonistinnen ein. Charakteristisch in ihrem
Werk ist der biografische Beginn in der Gegenkultur von Punk,
Feminismus und im generationstypischen AntiAkademismus, der einerseits
Popästhetik, andererseits eine hochkomplexe Inhaltlichkeit
hervorbrachte.
Eigens
für die Ausstellung entwickelte Displays unterteilen die insgesamt
zwölf Kapitel der Retrospektive. Die einzelnen Kapitel verbinden
collageartig Werke aus verschiedenen Jahren, die inhaltlich gebündelt
und durch assoziative Texte der Künstlerin kommentiert wurden.
Letztendlich funktioniert die gesamte Ausstellung – trotz der linearen
Raumabfolge und vermeintlich systematischen Unterteilung – selbst als
eine Art Gehirn, in dem das Querdenken leichtfällt.
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