Sonntag, 8. Januar 2017

Die Wörter, der Computer und ich


Von Ingeburg Peters


„Die Welt entstand nicht aus Gottes Hand“, postulierte Stephen Hawking, dessen Aussagen nach seiner eigenen Einschätzung nur deshalb so populär werden konnten, weil eine Frau seine extreme Behinderung pflegend vor dem Ärzte-Tod rettete.
Ich sage: Die Welt entstand aus einem riesigen Uterus, Herr Hawking, das liegt „auf der Hand“. Sie wurde aus dem Schoß der Mutter aller Götter geboren.
Lange Zeit sehnte ich mich nach dem Internet, weil ich meinte, mir dort mehr Gehör verschaffen zu können. Schaffte deshalb sehr frühzeitig für meine künstlerische Arbeit einen Computer an. Mitarbeiter C. setzte sich gern dran und bald darauf machte unser Hauptkunde den Vorschlag, Setz-Aufträge der Druckerei künftig selbst auszuführen. Der Mitarbeiter verdiente mit wenig Arbeit nun immer mehr, was ich zuließ, um mich anderem widmen zu können.
Ein weiterer Computer musste also her. Kaum aber war der angeschafft, sagte C., es ließe sich sehr gut an zwei Bildschirmen arbeiten…Es bestand also keine gedeihliche Atmosphäre im Büro…
Auch mit dem Internet trat keine Verbesserung ein. Zum Beispiel schicken neuerdings amerikanische Militärs beunruhigende Freundschaftsanfragen und soziale Medien fressen die von den Computern eingesparte Arbeitszeit wieder auf.
So what? Den Stecker ziehen, ausschalten? Nur noch in der Rhön gibt es ein paar Funklöcher. Der Computer hat die Frau nicht befreit, im Gegenteil hat sie jetzt ihre inneren Palast-Anlagen direkt in eine Web-Cam zu halten. Die letzten Winkel weltweit sind zum Pornland geworden - dem noch größeren Milliarden-Geschäft als Waffen- und Drogenhandel. Frauenfeindschaft übertönt nicht erst seit Trump alle anderen Bestrebungen im Netz. Android heißt übersetzt: männlich - und dient der Macht, nicht den Menschen, die als Heer an den Eingabe-Tastaturen sich Glaukome in die Augen schuften.
Mach wenig die Worte (Twitter ist nur bedingt ein Haiku-Generator), heißt es im Tao te King. Sonntagmorgens, wenn die Glocken in der zutiefst stillen Innenstadt zum ökumenischen Gottesdienst rufen, tritt ein Text heraus auf das linierte Papier des 80Cent-Collegeblocks und wird danach in Word übertragen sowie schließlich auf Facebook gepostet, wo jemand mit 5000 Freunden ihn in seiner Startseite neben all dem tollen Entertainment übersieht.
Was solls!
Im Anfang war nicht das Wort, sondern der Geist. Er kommt ohne Worte aus, ist reine Energie. Aber was Energie eigentlich ist, weiß niemand genau zu definieren, nicht einmal Stephen Hawking.




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