Mittwoch, 18. Januar 2017

Baumfreundliche Umgestaltung statt Tabula rasa


BUND fordert Erhalt der 12 Robinien am Wedekindplatz
Hannover. „Völlig inakzeptabel“ sind die Pläne der Stadtverwaltung, im Zuge einer Platzneugestaltung alle zwölf Robinien am Wedekindplatz zu fällen, für den BUND Region Hannover. „Das widerspricht allen Zielen und Grundsätzen einer grünen und nachhaltigen Stadtplanung“, kritisiert BUND-Vorstandsmitglied Reiner Luginbühl. Der Wert großer Bäume für das Klima und die Natur in der Stadt und nicht zuletzt für die Menschen im Quartier könne kaum zu hoch eingeschätzt werden, erklärt der Naturschutzexperte. „Vor allem ältere Bäume produzieren große Mengen Sauerstoff, binden Feinstaub, spenden Schatten, kühlen im Sommer und sind Lebensraum und Nahrungsquelle für zahlreiche Tierarten.“ Neupflanzungen könnten diese Wohlfahrtswirkungen nur in Bruchteilen ersetzen.
Aus Sicht des Umweltverbandes müssen Umgestaltungspläne deshalb zum Baumbestand passen und nicht umgekehrt. Die Robinien am Wedekindplatz prägten überdies in ganz besonderer Weise das Bild des historischen, an der Grenze von List und Oststadt gelegenen Platzes aus der Gründerzeit, der von vielen Hannoveranern Klein Paris genannt werde und wegen seines besonderen Flairs über die Stadtgrenzen hinaus bekannt sei. „Ausgerechnet hier sollen die charakteristischen Bäume einem unnötigen Radikalumbau zum Opfer fallen“, beklagt Luginbühl und fordert eine behutsame Neuplanung zum Beispiel mit größeren Baumscheiben, die den Baumbestand erhält statt ausschließt. Außerdem fordert der BUND-Vertreter Neupflanzungen: „Zwei vor einigen Jahren gefällte Robinien müssen endlich ersetzt werden, um das Baum-Ensemble am Wedekindplatz wieder zu vervollständigen.“
Die Verwaltung begründe ihre geplante Fällaktion zwar vor allem mit dem schlechten Gesundheitszustand der Robinien, an dieser Behauptung hegen die BUND-Vertreter allerdings Zweifel. „Die Bäume sind definitiv keine überalterten Methusalems“, erklärt Luginbühl. Die Robinien seien 1984 gepflanzt worden und nun im besten Robinienalter. Regelrecht grotesk sei die weitere Begründung, wonach die Bäume neuen Leitungen weichen müssten, denn die Planung der Leitungen müsse sich nach dem Baumbestand richten und nicht umgekehrt. Eine Neupflanzung von Magnolien, wie es der Entwurf des beteiligten Planungsbüros lad+ vorsehe, könne den ökologischen und ästhetischen Wert der großen Robinien nicht annähernd ersetzen, ist der BUND überzeugt. Bis dieser kleinwüchsige und sehr langsam wachsende Baum die Wirkung der jetzigen Robinien erziele, würden wohl Jahrzehnte ins Land gehen. „Wer meint, dass wir mehr Magnolien im öffentlichen Raum brauchen, findet dafür sicher noch genug baumlose Flächen in Hannovers Innenstadt!“, regt Luginbühl an. Dafür müsse man nicht einen intakten Baum-Altbestand opfern. „Erst pflanzen, dann pflegen und erst sägen, wenn es gar nicht mehr zu vermeiden ist – mehr Demut für das generationenübergreifende, langsame Baumwachstum täte den Grünplanern gut.“ 
siehe dazu auch über das radikale Vorgehen der Stadt an der Ihme: http://www.regionalmedien.de/galerie/baeume/

 

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