NGG fordert mehr Mindestlohn-Kontrollen in der Region
Kritik
an fehlenden Zoll-Kontrollen: Verstöße gegen den gesetzlichen
Mindestlohn werden in der Region Hannover zu selten geahndet – vor allem
im Gastgewerbe. Das bemängelt die Gewerkschaft
Nahrung-Genuss-Gaststätten. Nach Angaben der NGG kontrollierte das
Hauptzollamt Hannover im vergangenen Jahr 110 Gastro-Betriebe. Das sind
lediglich zwei Prozent aller Hotels und Gaststätten, für die die
Finanzkontrolle Schwarzarbeit (FKS) beim Hannoveraner Zoll zuständig
ist. Im Jahr zuvor hatten die Beamten 143 Betriebe im Gastgewerbe
geprüft. Allein im Stadtgebiet zählt die Branche 2.059 Betriebe.
Insgesamt
überprüfte das Hauptzollamt im letzten Jahr 702 Arbeitgeber auf
Schwarzarbeit, Lohn-Prellerei und Betrug bei der Sozialversicherung.
Wegen Verstößen gegen den gesetzlichen Mindestlohn verhängten die
Kontrolleure dabei Bußgelder in Höhe von 265.000 Euro und leiteten 97
Ermittlungsverfahren ein – 44 davon im Gastgewerbe. Diese Zoll-Bilanz
geht aus einer aktuellen Anfrage der Arbeitsmarkt-Expertin Beate
Müller-Gemmeke (Grüne) an das für den Zoll zuständige
Bundesfinanzministerium hervor, die der NGG vorliegt.
Geschäftsführerin
Claudia Tiedge nennt die Zahlen „alarmierend“: „Von der Einführung des
gesetzlichen Mindestlohns Anfang 2015 sollten die Beschäftigten im
Gastgewerbe besonders profitieren. Aber viele Kellner, Köche und Co.
gehen offenbar leer aus. 44 eingeleitete Ermittlungsverfahren bei nur
110 geprüften Betrieben zeigen, dass die Zahl der Arbeitgeber, die ihren
Beschäftigten den Mindestlohn vorenthalten, noch immer viel zu hoch
ist.“
Der
Zoll müsse seine Kontrollen auch in der Region Hannover nun dringend
ausweiten, fordert Tiedge. Es dürfe nicht der Eindruck entstehen, der
Mindestlohn von derzeit 8,84 Euro pro Stunde gelte nur auf dem Papier.
„Je stärker der Zoll kontrolliert, umso mehr steigt das Risiko für
Arbeitgeber, bei Tricksereien erwischt zu werden. Die Politik hat den
Mindestlohn per Gesetz vorgeschrieben. Jetzt muss sie endlich dafür
sorgen, dass er überall eingehalten wird.“
Bundesweit
sank die Zahl der Zoll-Kontrollen im Gastgewerbe nach Angaben des
Bundesfinanzministeriums allein im letzten Jahr um 17 Prozent. Die NGG
zweifelt dabei an einem „ernsthaften Interesse des Ministeriums, künftig
mehr zu kontrollieren“. Stattdessen habe sich Wolfgang Schäuble zuletzt
für eine Lockerung des Arbeitszeitgesetzes und tägliche Arbeitszeiten
von bis zu 13 Stunden im Gastgewerbe ausgesprochen. Claudia Tiedge
befürchtet, so könnte „tagtäglicher Gesetzesbruch legalisiert werden“.
Dem erteilt die NGG eine Absage. Entscheidend seien mehr Kontrollen:
„Wenn wenig kontrolliert wird, blüht ein Schwarzmarkt mit der Arbeit und
dem Staat entgehen Millionen.“
Die
Gewerkschaft fordert deutlich mehr Personal für die Finanzkontrolle
Schwarzarbeit, um wieder auf ein „ordentliches Kontroll-Level“ zu
kommen. Tiedge: „Bei der Einführung des Mindestlohns hatte die
Bundesregierung 1.600 zusätzliche Kontrolleure für die FKS versprochen.
Davon ist bislang weit und breit nichts zu sehen.“
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