Hannover im Mai 2017. Steigende
Außentemperaturen und längere Sonnenstunden ziehen Menschen automatisch
nach draußen. Bewegung an der frischen Luft wirkt sich nicht nur
positiv auf das eigene Wohlbefinden aus, sondern hält darüber hinaus die
Beinvenen fit. Allerdings begünstigen hohe Temperaturen und langes
Sitzen, beispielsweise im Job, schwere und geschwollene Beine, die mit
der Zeit zu Venenleiden wie Krampfadern oder Entzündungen sowie
Thrombosen führen. „Wer sich dagegen schützen möchte, der kann mit
einfachen Übungen seine Venen im Alltag stärken“, weiß Prof. (Univ.
Chisinau) Dr. Dr. Stefan Hillejan, Phlebologe und Proktologe von der
Praxisklinik für Venen- und Enddarmerkrankungen in Hannover und
Vorsitzender des Berufsverbands Qualifizierter Medizinischer
Sachverständiger Deutschlands.
Hitzestau in den Beinen
24
Stunden am Tag leisten Venen Schwerstarbeit. Das gilt besonders für
Bereiche, die unterhalb des Herzens liegen, wie die Beine. In ihnen
pumpen Venen das Blut entgegen der Schwerkraft hinauf zum Herzen – ein
Kraftakt, vor allem wenn Personen aus beruflichen Gründen lange sitzen
oder viel stehen. Im Sommer erweitern hohe Temperaturen zusätzlich die
Gefäße. Dadurch wird die „Ventilfunktion“ der Venenklappen
beeinträchtigt. Blut, aber auch Lymphflüssigkeit, versacken dann
regelrecht im Gewebe und rufen unschöne Schwellungen in den unteren
Extremitäten hervor. Patienten verspüren vorerst ein unangenehmes
Spannungs- oder Schweregefühl in den Beinen, später kommen auch
nächtliche Wadenkrämpfe sowie eventuell Juckreiz im betroffenen Areal
hinzu. An besonders heißen Tagen fallen dann spontan auftretende blaue
Äderchen an den Beinen auf. „Leiden Betroffene unter diesen ersten
Symptomen, sollten sie reagieren, um Varizen, also Krampfadern,
vorzubeugen. Idealerweise mit Bewegung, beispielsweise in Form von
Venenwalking, das bereits auch bestehenden Problemen effektiv
entgegenwirkt“, erklärt der Phlebologe.
Gestärkt in den Alltag
Egal
ob im Beruf oder zu Hause: Beinübungen, die das Venensystem kräftigen,
lassen sich jederzeit und ganz einfach durchführen. Prof. Hillejan kennt
die wichtigsten Übungen, damit sich Krampfadern erst gar nicht bilden.
- Venenwalking – gezieltes Gehen stärkt die Venenpumpe
Ähnlich
dem Walken aber mit dem Unterschied, dass sich die spezielle Form auf
die richtige Abroll- und Abdrucktechnik konzentriert. Dabei ist es
wichtig, zuerst die Zehenspitzen nach oben zu ziehen, während die Ferse
auf den Boden aufsetzt. Anschließend den Fuß bis zum Ballen abrollen.
Das Knie zu keinem Zeitpunkt durchdrücken. Da diese Technik etwas Übung
erfordert, sollten Interessierte sich Zeit lassen und den eigenen
Walk-Rhythmus nach und nach steigern. Anfangs empfiehlt der Experte eine
Einheit pro Woche von etwa 30 Minuten, die mit der Zeit auf zwei- bis
dreimal wöchentlich erhöht werden kann. Aber Achtung, immer den Puls im
Auge behalten. Als Faustregel gilt: Während der Ausübung sollte man sich
unterhalten können, auch wenn kein Gesprächspartner zugegen ist. Mit
geeignetem Schuhwerk und bequemer Kleidung steht dem Workout dann nichts
mehr im Wege. Zum Schluss runden Dehnübungen das Training ab.
- Alltagsübungen – im Sitzen oder Stehen
Aufrecht
hinsetzen, am besten mit geradem Rücken auf die vordere Stuhlhälfte, so
dass die Knie einen 90-Grad-Winkel bilden. Nun die Fersen anziehen,
kurz halten und mit etwas Gegendruck die Fußsohlen wieder auf den Boden
absetzen. Nach zehn Wiederholungen eine kleine Pause einlegen. Auch
Füßekreisen stärkt die Gefäße. Dabei in gleicher Sitzposition ein Bein
gerade nach vorne strecken und den angehobenen Fuß zehn Mal nach links,
hiernach zehn Mal nach rechts kreisen. Jetzt die gleiche Übung mit dem
anderen Bein wiederholen. Wer möchte, hält sich zur Stabilisierung
hinten am Stuhl fest. Abschließend Wade und Fuß locker ausschütteln. Ab
und zu die Zehen einziehen, wie zu einer Art Kralle, bringt ebenfalls
Schwung in müde Beine.
Wer
viel steht, der fördert durch abwechselndes Hochziehen von Fersen und
Zehen den Blutfluss. Auch zwischendurch einfach die Schuhe ausziehen und
auf Zehen gehen – natürlich auch mit Schuhen möglich – aktiviert
zusätzlich die Beinmuskulatur. Bei längeren Stehzeiten mehrmals am Tag
durchführen.
Tipp
von Prof. Hillejan: „Kurze Strecken öfter zu Fuß absolvieren, auch
Radtouren haben einen positiven Einfluss auf das Venensystem und beugen
Krampfadern vor.“
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