Donnerstag, 25. September 2008

Beim Hören von Beethoven

Sommerzeit, ein altes wundervolles Löschblatt, geschöpft, marmoriert mit kleinen roten Fäden, dick, griffig, saugfähig, strukturiert.
Sie fahren über Kaltenweide, er mit der Digital-Spiegelreflexkamera, die in der Fototasche wie ein gemächt aussieht. wie einer dieser modernen Mischhähne. kein Konzept haben, keinen Plan. Nichts. Niente. Ninguna. Nada. was zuerst da ist, kommt zuerst zum zuge. so einfach ist das. vertrauen in sich selbst. Das ist Sprache, das ist Leben, das ist Wunderland. Oder war es. Oder wird es. Wer weiß. Ohne Plot. Ohne Handlung. Ganz ohne Phantasie.
Wiederholt sich die Sequenz wieder und wieder? es scheint weiterzugehen 2:33, obwohl es wie eine Wiederholung klingt, sowohl bei Bach wie bei Beethoven. Beet-Hoven. Bet-Hoven, Bett-Hoven. Bach-Ofen. 3:46, ich kann mich wieder hinlegen. staub im laser-leser vermutlich.
Das kleine muffig riechende Schreibheft. Beethoven ging zu Huren. Er kam nicht klar mit sich, das hört man sehr schön in seiner Kunst. Oben und unten. Gerührt und geschüttelt. Wie ich, die als ihr größtes Talent nennt, sich jedermann zum Feind zu machen.
Thomas Bernhardt riss sein Hemd auf, hier haben Sie mein Herz, Sie können hineinsehen. Plötzlich lehnt sie sich zurück, schließt die Augen, spürt ihre Gehirnwindungen, meinsmeinsmeins, alles meins.
Im Anfang war das Wort. die Gießwein haben schmutzige Sohlen, müssen gewaschen werden. Es abenddämmert. From Dusk till Dawn. Dämmerung, die zuerst immer eine Morgendämmerung ist, abends aber erklärende Beiworte braucht.
Diese Bässe, unglaublich. Offenbar hat sie was burschikos Luxuriöses an sich.
der schulfreund soll angerufen haben damals, als sie auf Sylt war, weil es ihr schlecht ging. sie hat das erst vor kurzem erfahren. Dann war er tot. Die Nachricht, geheuchelt überbracht im Wiener Café auf Sylt. Hey, how are you?
Laufen lassen. Ich musiziere schriftlich mit. die musikkonserve musiziert mich an und ich antworte mit Schreiben. Plötzlich ist das Wunderland da.
Die Tulpen auf der Bettdecke. Friedas Tapetenmusterentwürfe wurden ihr von der Fabrik, in der sie arbeitete, enteignet und gewinnträchtig verwendet.
Warrender Road. Edinburgh. Auf der anderen Straßenseite geht Miss Marple.
Joycens Muse war die Tochter. Kackkackack. Handke und das Gebirge. Gepirge. Die Sainte-Victoire. Zen-Kloster yes, something like this. kloster mariensee. Operator-operator. Vor- und Zurück. Vorblende, Rückblende.
Was wird alles geschrieben unterm Himmelszelt!
Was ist davon geblieben? Welt!
Beethoven war ein einziges Schwanken, ein Hin und Zurück. diese ineinander verschlungenen Kabel, schwarz und durchsichtig, wie Patti smith und ich, wie Evelyn Fox und ich. So wie ich mit dem Hund irgendwie zusammengewachsen bin, ein Zentaur geworden bin. Unter der Bettdecke schauen vier Pfoten hervor. über die Echsenhaut an meinen Händen schreibe ich. Als wär‘s ein Stück von mir, deute diese verletzliche Künstlernatur. Was erzählt der Pianist da? Es war einmal vor langer Zeit. Once upon a time.
Kühles Resopal unter meiner Hand. von Möbel Wilhelm. Weil die tochter den Walzer auf dem Klavier übte, An der schönen blauen Donau, dachte sie ans Neujahrskonzert, in das sie früher gingen, als das Kind Kind war. Und da saßen sie mitten im Parkett, diese unverschämt blonde deutsche Frau und ihr Mann, Herr K. von Möbel Wilhelm, dem lieferanten der resopal-möbel. Dieses Weißblond haut raus und rein, vor allem, wenn man das vom rang aus sieht, da sticht es besonders ins auge.
sie kannte auch zwei nette höfliche junge Serben, jawoll, Hommage an Handke.
der button Rosa Luxemburg steht ab von ihrem busen. Singt nach Biermann: „Karl Liebknecht und Luxemburg Rosa, das sing‘ ich jetzt nicht noch einmal.“ Denn die Luxemburg war ne ganz andere Größe als der Liebknecht. Die Blüte der Menschheit, das Salz der Erde, auch ich will Jude sein.
Morgens oder im Traum hört sie oft den elektrischen Gong, der aber gar nicht läutet. Inzwischen ist es dunkel geworden. Viertelvorneun. Um Zehn ist nochmal Leerung an der Hauptpost. Das Funktionieren will durch die Hintertür herein, fordert sein Gewohnheitsrecht. das effizient-sein, efiizient-sein. immer effizient sein. während des ruhens schon im kopf die nächsten aktionen vorbereiten, das ist die perfide mühle. Das Licht hat sie schon länger an. Den schönen weißen Vorhang, der mal gewaschen werden muss, schon halb zu, damit die sie im Vorderhaus nicht sehen und erschießen. Die Cd beginnt von vorn. Buuppbuhbuu, bambambapah. Dass ich eins und doppelt bin? Wer ist die andere?
Der Stereoklang ist gut. Penelope wartet nicht länger. Schreck im Bauch wie Messerstich, weil sie ein Klingeln phantasiert. Das schlechte Gewissen, nicht allzeit bereit zu sein, um die Tür zu öffnen. Die Tür zur Großen Begehbaren. so wie sie bestimmte briefe nicht öffnen mag, vor lauter angst. Dabei tobt Beethoven.
Die kleine Frau muss doch immer tüchtig sein. wer hat ihr das eingeblasen? dann kam einer, der spielte mit ihren sehnsüchten wie alle hochstapler. danach kam nur noch reine not, die erfinderisch machen musste.
Perlend. Mein winziger Ausschnitt der Unendlichkeit. Cool, wie das glinkt, klinkt. Ich klinke aus. Ich darf doch nicht einfach genießen.
Die Wörter. Ich setze sie aufs Papier. Habe Angst, dass zum Schluss der CD ein martialischer Mann im Türrahmen steht und sagt: Ja, das war eine sehr schöne Musik-Darbietung für mich. In meiner Küche steht und durch die Tür in mein zimmer guckt. Den Wohnungsknauf gedreht hat. Und ich liege im Bett. Oder er sagt: Danke für die schöne CD-Musik. Als wäre ich nur der Handlanger zu seiner Erbauung. Wie das raunt und rast.
da stand ein riesiger Wurstteller mit Sülze auf dem Esstisch. sie hatte die Wurst nicht gewollt, das war ihr peinlich, sie war eher Vegetarierin.
Beethoven. Mein lieber Schwan, mein lieber Scholli. Bravo. Bravo.

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