Dienstag, 29. Mai 2018

Ideal einer vollkommenen Zeitung

Illustration von Brigitte Nolting zu Kurt Morawietz "Die Sonntagsmaschine"

wurde in Hannover aufgefunden


#Hannover Politik zum Anfassen e.V. Zum Medienkompetenz-Projekt "Faktenwerkstatt" war ich für 90 Minuten als Expertin eingeladen, konnte den Termin aber aus Zeitgründen nicht wahrnehmen. Ermöglicht durch die Robert-Bosch-Stiftung, beschäftigten sich Schülerinnen und Schüler der IGS Badenstedt an zwei Projekttagen mit dem Wert von Nachrichten, dem (nicht ganz so neuen) Phänomen von Fake-News und Filterblasen sowie der Arbeit von Journalisten.

Stattdessen nun hier meine journalistischen Tipps online:

Ein thema muss „gehen“ wie ein hefeteig.
Wenn ich morgens aus dem Haus gehe, springt mich eine Reportage an. Es ist wie bei den Kubanern, für die tanzen so selbstverständlich wie sprechen ist.

Und etwas Historie dazu:

Ideal einer vollkommenen Zeitung

Von karl philipp moritz (hier kphm genannt)1784

(mit anmerkungen von ingeburgpeters2018, die älteste gedruckte zeitung wurde schließlich in hannover aufgefunden)


. kphm: Das Interesse muss sich auf den einzelnen Menschen konzentrieren.
(ip: z.b. auf die jede minute verhungernden kinder in afrika?)

. kphm : Wichtiger als die Ereignisse sind die Triebfedern.

 (ip: man sieht nur mit dem herzen gut, sagte der kleine prinz; realität ist aber sensationsmache oder anpassung an die politisch korrekte linie, meist beides, um das volk mit brot und spielen abzulenken)

. kphm : Das Ganze im Einzelnen sehen und zeigen. Denn nur das Einzelne ist wirklich.

(ip: wie sagte schon der deutsche lama govinda: das subjektive ist das allgemeine)

. kphm : Mit den eigenen Augen beobachten und sich überall in der Gesellschaft umtun.

(ip: der ursprung der zeitung liegt im mittelalterlichen kaufmannsbrief. Luther schrieb 1528, sie sei „das Auge und Ohr Deutschlands, das alles siehet und höret“, das ist durch social media ad acta gelegt)

. kphm : Sich für alles interessieren können.

(ip: nicht nur für die „events“, siehe nolting-grafik und morawietz „die Sonntagsmaschine“)

. kphm : Das Äußere der Zeitung muss so geschmackvoll wie möglich eingerichtet werden. Denn da sie den guten Geschmack auch in Kleinigkeiten verbreiten helfen soll, darf sie selbst vom Gegenteil kein Beispiel bieten.

(ip: hahaha, ich muss heute gezielt indiskret arbeiten, weil sonst nur noch bild, afd und trump durchkommen).

. kphm : Wider die Volksurteile, Volksirrtümer und religiöse Schwärmerei.

(ip: ganz wichtige punkte, allerdings werfen sie dich heutzutage ruckzuck hinter gitter)

. kphm : Die bürgerliche Öffentlichkeit wurde im Zeitalter der Aufklärung erstritten. Aber schon der Buchdruck gab den „Hexen“ vor, was sie auszusagen hatten.

(ip: dem habe ich nichts hinzuzufügen)

. kphm : Die Zeitung ist die Stimme der Wahrheit, die sowohl in die Paläste als auch in die Hütten dringen kann.

(ip: huch, ich lach mich kaputt, das ist hofberichterstattung für die finanziers)

Epilog: derartige schwärmerei eines dichters, der das hannoversche ratsgymnasium besuchte, führte selbstverständlich zu seinem rauswurf bei der zeitung…schon damals)
Moritz  hatte ein bewegtes Leben als Hutmacherlehrling, Schauspieler, Hofmeister, Lehrer, Redakteur, Schriftsteller, Spätaufklärer, Philosoph und Kunsttheoretiker.


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