Nehmt Mary Daly, die legitime Nachfolgerin von Meister
Eckhart, als Wegbereiterin interreligiösen Dialogs in eure Lehr- und Diskussionspläne
auf!
Von Ingeburg Peters
OMG – „Suche Frieden und jage ihm nach“ heißt die
Jahreslosung der christlichen Kirche für 2019.
Noch niemals ist das Jagen nach etwas zum Guten
ausgeschlagen, auch wenn der Herr sein Angesicht über Dir dabei angeblich leuchten
lässt. Der evangelische Bischof Prof. Dr. Martin Hein: „Es ist keine Frage: Religionen
haben eine ungeheure zerstörerische Kraft.“
Als christlich erzogenes Kind hatte ich stets mit der Trinitäts-Formel
„Vater, Sohn und Heiliger Geist“ Probleme.
Erst als ich die Werke der post-christlichen US-amerikanischen
katholischen Theologin und Philosophin Mary Daly, durch meine Tochter
vermittelt, kennenlernte, begriff ich, dass, wenn Männer an meinem Tisch ihre sinnleeren
Stammtischgespräche führten, die Aversion gegenüber ihrer religiös zementierten
Vorrangstellung durchaus berechtigt war.
„Jenseits von Gottvater und Sohn“ ist eines der Hauptwerke
Dalys. Es hat Generationen von intellektuellen Frauen bis ins Mark erschüttert.
In ihren Vorlesungen als Professorin drängten sich die
Bischöfe, und genau wie Eckhart von Hochheim (bekannt als Meister Eckhart) im
14. Jahrhundert der Häresie angeklagt war, wurde sie noch im 20. Jahrhundert mehrfach
von der Lehre ausgeschlossen.
Meine Aufforderung deshalb an das Haus der Religionen
Hannover, an die Religions for Peace Deutschland und International, sowie alle
anderen Interessentinnen an interreligiösem Dialog: Nehmt Mary Daly als
legitime Nachfolgerin von Meister Eckhart als Wegbereiterin interreligiösen
Dialogs in eure Lehr- und Diskussionspläne auf! Leibniz würde es befürworten.
Der deutsche Dominikanermönch Meister Eckhart, heute weltweit,
auch im asiatischen Bereich, hoch geschätzt, verarbeitete Texte des jüdischen
Philosophen Solomon ben Jehuda ibn Gabirol (latinisiert Avicebron) aus dem
muslimischen Spanien (Valencia/Malaga), der von der „ersten universalen Materie“
sprach, die Eckhart frech ganz christlich in „Sohnschaft“ ummodelte, und wich
so dramatisch unkorrekt vom Herkunftstext ab.
Auch führte Eckhart von Hochheim den jüdischen Religionsgelehrten
und Philosoph Moshe ben Maimon (1138-1204), latinisiert Maimonides, den Lehrer
der „Verwirrten“, als zustimmungsfähige Referenzgröße an, während Thomas von
Aquin und Albert der Große einfach nur dort Thesen klauten.
Auch Avicenna (Abū Alī al-Husain ibn Abd Allāh ibn Sīnā )
und Averroes (Abū l-Walīd Muḥammad bin Aḥmad bin Muḥammad Ibn Rušd) gehörten
zu den Quellen, die Eckhart beeinflussten.
Wenn also eine ähnlich wie Eckhart epochal wirksame Mary
Daly im 21. Jahrhundert immer noch als „Radikalfeministin“ verunglimpft,
stigmatisiert und abgewertet wird, dann sind die, die dem Frieden mit Gottvater
und Sohn nachjagen, immer noch auf dem Holzweg.
Salem aleikum grüße ich fröhlich meine Nachbarn am
Goetheplatz: „Friede sei mit Dir“. „Wa aleikum salam“ kommt es freudig zurück –
und ich fasse mir ans Herz.
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