Wir erholen uns gerade von einem Abschiebe-Flug, auf dem wir unerwartet
gelandet sind. Auf dem Linienflug von Istanbul nach Kabul werden die
größtmöglichen Flugzeugtypen der Airline eingesetzt, um regelmäßig
mitten in der Nacht hunderte junger Afghanen auf einmal abzuschieben.
Wir fanden uns plötzlich inmitten eines der tragischsten Momente unserer
Zeit wieder: dem Ende einer Flucht und der Durchführung einer
Abschiebung.
Die meisten der Jungs sind heute das erste mal in ihrem Leben überhaupt geflogen und wussten gar nicht, wie man im Flugzeug reist. Viele konnten nicht einmal die Türen zur Toilette öffnen, hatten kein Gepäck dabei und manche auch keine Schuhe an den Füßen. Und sie rochen arg schlimm, weil sie aus einer Internierung in der Nähe des Flughafens kamen, in der mehr als 2000 von ihnen auf ihre unmittelbar bevorstehende Rückführung warten; dort wird nicht mehr geduscht oder Wäsche gewaschen sondern es wird deportiert. Es hat uns sehr traurig gemacht, in die Augen der eingeschüchterten Menschen zu blicken. Teilweise noch Teenager, haben sie sich in Lebensgefahr gebracht, durchquerten Kriegsregionen und sind durch reissende Flüsse geschwommen um einem schrecklichen Schicksal zu entgehen. Am Ende landeten sie nach fünf Stunden mit uns in Kabul, wo sie sich vor uns auf den Boden setzen mussten und erkennungsdienstlich behandelt wurden.
Flucht aus Not ist kein Verbrechen, sondern eine der größten Lebensleistungen die der Mensch vollbringt. Wie können wir das so schnell vergessen haben? Viele unserer Vorfahren sind während der vergangenen Kriege geflohen und haben damit ihren Nachfahren - uns - ein Leben überhaupt erst ermöglicht, indem sie nicht zugrunde gingen. Dagegen nimmt sich unsere derzeitige Lösung „weg mit denen“ ziemlich erbärmlich aus. Wenn die Leute nichts haben, wohin sie zurückkehren können, dann werden sie sich eben wieder auf den Weg machen. Dieser Trotz - Ihr könnt uns abschieben, aber wir werden gleich morgen wieder loslaufen - der war spürbar.
Ich glaube, wir unterschätzen den Mut, die Entschlossenheit und das Können der Leute. Wer tausende Kilometer Gefahren überdauert - die wir uns nicht einmal ausmalen können - der bringt durchaus eine Qualität, eine Beharrlichkeit mit und der wird seinen Weg in eine bessere Welt solange suchen, bis er ihn findet.
Wir sollten aufpassen, dass wir unseren eigenen Anspruch auf Schutz und Hilfe nicht gefährden. Krieg und Not waren zähe Begleiter der letzten Jahrtausende. In nicht ferner Zukunft werden auch wir wieder gezwungen sein, an fremde Türen zu klopfen. Wenn heute Mittag ein alterndes russisches U-Boot durch einen Kurzschluss versehentlich sieben ballistische Raketen auf das Baltikum abfeuert, dann sind wir auf dem Weg.
Deutschland bezahlt für diese Abschiebungen. Können wir den Jungs nicht wenigstens ein paar Schuhe an die Füße geben, bevor wir sie deportieren lassen? Die Menschen haben uns nichts getan. Sie barfuß in Kabul auf die Straße zu setzen, das haben sie nicht verdient und lässt uns unbarmherzig erscheinen.
Die meisten der Jungs sind heute das erste mal in ihrem Leben überhaupt geflogen und wussten gar nicht, wie man im Flugzeug reist. Viele konnten nicht einmal die Türen zur Toilette öffnen, hatten kein Gepäck dabei und manche auch keine Schuhe an den Füßen. Und sie rochen arg schlimm, weil sie aus einer Internierung in der Nähe des Flughafens kamen, in der mehr als 2000 von ihnen auf ihre unmittelbar bevorstehende Rückführung warten; dort wird nicht mehr geduscht oder Wäsche gewaschen sondern es wird deportiert. Es hat uns sehr traurig gemacht, in die Augen der eingeschüchterten Menschen zu blicken. Teilweise noch Teenager, haben sie sich in Lebensgefahr gebracht, durchquerten Kriegsregionen und sind durch reissende Flüsse geschwommen um einem schrecklichen Schicksal zu entgehen. Am Ende landeten sie nach fünf Stunden mit uns in Kabul, wo sie sich vor uns auf den Boden setzen mussten und erkennungsdienstlich behandelt wurden.
Flucht aus Not ist kein Verbrechen, sondern eine der größten Lebensleistungen die der Mensch vollbringt. Wie können wir das so schnell vergessen haben? Viele unserer Vorfahren sind während der vergangenen Kriege geflohen und haben damit ihren Nachfahren - uns - ein Leben überhaupt erst ermöglicht, indem sie nicht zugrunde gingen. Dagegen nimmt sich unsere derzeitige Lösung „weg mit denen“ ziemlich erbärmlich aus. Wenn die Leute nichts haben, wohin sie zurückkehren können, dann werden sie sich eben wieder auf den Weg machen. Dieser Trotz - Ihr könnt uns abschieben, aber wir werden gleich morgen wieder loslaufen - der war spürbar.
Ich glaube, wir unterschätzen den Mut, die Entschlossenheit und das Können der Leute. Wer tausende Kilometer Gefahren überdauert - die wir uns nicht einmal ausmalen können - der bringt durchaus eine Qualität, eine Beharrlichkeit mit und der wird seinen Weg in eine bessere Welt solange suchen, bis er ihn findet.
Wir sollten aufpassen, dass wir unseren eigenen Anspruch auf Schutz und Hilfe nicht gefährden. Krieg und Not waren zähe Begleiter der letzten Jahrtausende. In nicht ferner Zukunft werden auch wir wieder gezwungen sein, an fremde Türen zu klopfen. Wenn heute Mittag ein alterndes russisches U-Boot durch einen Kurzschluss versehentlich sieben ballistische Raketen auf das Baltikum abfeuert, dann sind wir auf dem Weg.
Deutschland bezahlt für diese Abschiebungen. Können wir den Jungs nicht wenigstens ein paar Schuhe an die Füße geben, bevor wir sie deportieren lassen? Die Menschen haben uns nichts getan. Sie barfuß in Kabul auf die Straße zu setzen, das haben sie nicht verdient und lässt uns unbarmherzig erscheinen.
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