Ich traf im Harz drei ängstliche Kinder mit Großeltern, die deren Vater,
ihrem Sohn, bei dem Ausflug zur Seite standen. Die Kinder sagten leise
zu mir. "Wir müssen zur Zeit bei Papa sein", obwohl der mit Marshmallows
und Lagerfeuer sich größte Mühe gab, sie für sich zu begeistern. ip
Presseinformation zur Fachtagung: „Das Wechselmodell.
Ein kritischer Blick auf die 50/50-Betreuung von Kindern nach der Trennung der Eltern"
Presseinformation zur Fachtagung: „Das Wechselmodell.
Ein kritischer Blick auf die 50/50-Betreuung von Kindern nach der Trennung der Eltern"
am Freitag, den 22. Juni von 9.00 bis 14.00 Uhr
in der ev. Stadtakademie, Herzog-Wilhelmstr. 24, 80331 München,
veranstaltet von KOFRA e.V.
Nur 20% der Väter zahlen nach der Trennung von
der Mutter des Kindes den gesetzlich verpflichtenden Kindesunterhalt,
30% unregelmäßig und 50% gar nicht. Für großes Interesse am Kindeswohl
spricht das nicht. Seit den 80er Jahren baute sich eine
Vaterrechtsbewegung auf, die nichtsdestotrotz immer mehr Rechte am Kind
nach einer Trennung forderten. Sie fand bei Politik und Institutionen
zunehmend Gehör in der Annahme, es ginge dabei um das Kindeswohl. Doch
die Entwicklung seitdem zeigt, dass es hier in der Regel um
hochkonflikthafte Beziehungen geht, vor deren Auswirkungen die Mütter
die Kinder schützen wollen. Doch durch die ständige sukzessive
Erweiterung der Vaterrechte wurde dieser Schutz zunehmend erschwert bis
unmöglich gemacht. Die Konflikte verschärften sich, die Belastungen für
die Mütter und die Kinder in diesen Fällen stieg ständig und selbst
Zeugnisse von KinderärztInnen und KinderpsychiaterInnen über teils
traumatische Auswirkungen der fortgesetzten Konflikte der Eltern auf die
Kinder fanden kein Gehör mehr. Das Recht des Vaters auf sein Kind gilt
seit der gemeinsamen elterlichen Sorge als Regelfall 1998 als oberste
Priorität. Nun fordert die Vaterrechtsbewegung auch die 50/50-Betreuung
der Kinder ohne Altersbegrenzung als Regelfall. Damit würden die
Konflikte der Eltern zementiert und der Vater von jedem Anspruch auf
Konfliktlösungskompetenz und finanzielle Zahlungen für die Leistungen
der Mütter befreit.
Die ersten Erfahrungen mit Wechselmodell zeigen
vor allem bei kleinen Kindern hohe Irritationen über einen sicheren
Platz und Loyalitätskonflikte mit z.T. schweren psychischen
Auswirkungen. In Deutschland werden diese Auswirkungen ignoriert oder
bagatellisiert. In anderen europäischen Ländern findet dieser Kampf
ebenso statt, jedoch melden sich zunehmend und immer dringlicher
KinderpsychiaterInnen zu Wort. Sie präsentieren alarmierende Ergebnisse
internationaler Forschung und fordern ein Verbot für ein erzwungenes
Wechselmodell und für eine 50/50-Betreuung als Regelfall.
Auf der Fachtagung am 22.6. werden diese Ergebnisse präsentiert und wachsende Bewegungen zum Schutz der Kinder dokumentiert.
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