Dienstag, 24. März 2009

die tägliche dosis frauenkörper

mir fehlte noch in einem raum ein kalender und da fand ich zufällig hinter dem schreibtisch einer ehemaligen praktikantin die hinterlassenschaft des kalenders "Men 2009".
Boooh.
ich pinnte ihn an die wand.
aber irgendwie unerträglich, diese hingestreckten waschbrettbäuche.
ich fing an, darauf herumzukritzeln, bemerkungen wie 'schwangerschaftsstreifen' an bestimmte fehlstellen zu setzen, an die schöneren versuchsweise einen kussmund, aber auch das nützte nichts.
der kalender musste sofort wieder weg von der wand. absolut widerwärtig, dieser körperfetischismus.
es gibt ja jetzt sogar schon einen verband der wellness-geschädigten. und by the way: Prostituieren kommt von lat. pro-stituere aus pro und statuerenach vorn stellen, zur Schau stellen, preisgeben.
aber anhand dieses männer-kalenders in frauenhand wurde nochmal ganz konkret überdeutlich, was die herren alltäglich-selbstverständlich mit frauenkörpern treiben. und die frauen sind es derart gewohnt, als fetische fotografiert zu werden, dass eigentlich einzig noch emma sich wehrt.
die weiber-poster hängen ja sowohl bei arbeitern und soldaten im spind, als auch mal beim finanzamt überm schreibtisch von mir geortet, oder prangen täglich auf der bild-titelseite.
der spiegel zum beispiel, seit je ein männerbeherrschtes blatt, kommt auch online nicht ohne seine tägliche dosis frauenkörper aus.
im playboy dann werden schöne frauen gleich ohne umschweife mit waffen (dem penis-symbol) in verbindung gebracht: das model hat eine 'walther' in der hand.
dabei sind wir Frauen doch eigentlich das ebenbild göttlicher schöpferkraft, mit waffen haben wir schon gar nichts am hut. wir vermissen ihren respekt, meine herren.
wie nannte eine bekannte die verursacher solcher bilder neulich: "Y-grenzdebile, deren kleiner unterschied zwischen wollen und können besteht".
tja, also umdrehen lässt sich der spieß jedenfalls nicht. da war die praktikantin mit ihrem männer-kalender auf dem holzweg, so eindimensional beschränkt sind frauen einfach nicht.
aber erneute bewusstmachung, welche behandlung frauenkörpern täglich zuteil wird, und bei den fotos handelt es sich noch um die harmloseste art, das hat sie zumindest bei mir erreicht.
ich hatte das schon fast im alltagsgetümmel vergessen, wie ohnmächtig wir sind.

dazu noch ein wenig historie: das video "frauen als beute - wehrmacht und prostitution :
http://video.google.com/videoplay?docid=898246408094898839

und zahlen der gegenwart: Bis zu 1,2 Mio Männer nehmen in Deutschland täglich die sexuellen Dienstleistungen von Prostituierten in Anspruch. Der Umsatz im 'Wirtschaftssektor' Prostitution wird auf 14,5 Mrd. Euro jährlich geschätzt.

das 'älteste gewerbe der welt' begann meiner meinung nach nicht, als die erste frau ihre sinnlichkeit verkaufte, sondern als sie dazu überredet, abgerichtet, genötigt oder zu diesem zweck verkauft wurde (siehe auch wehrmachtsvideo im vorigen absatz, sowie der im 21. jahrhundert nach wie vor florierende frauenhandel).
im mittelalter gehörten Prostituierte zu denjenigen Menschen, welche eine unehrliche Tätigkeit ausüben, zu denen man auch Lohnkämpfer, Spielleute, Henker, Bader, Chirurgen, Heilkünstler, Tierverschneider, Zöllner, Feldschäfer, Schinder, Abdecker, Hundeschläger oder Gassenfeger rechnete. viel geändert hat sich seit damals nicht, lediglich der chirurg hat inzwischen erheblich an ansehen gewonnen.
Dieses Fotos eines Litfasssäulenplakats mit einer Überdosis Frauenkörper findet sich auch in dem Gedichtband "Mensch Maria" von Ingeburg Peters, zu bestellen bei Amazon.
die derzeitige anti-pelz-werbung von PETA finde ich ziemlich bescheuert: lieber nackt als pelz...

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