Sonntag, 29. März 2009

und sonntags ruhte gott?

Jedes Produkt künstlerischen weiblichen Schaffens, und sei es noch so läppisch, wurde schon immer und ganz offensichtlich noch bis heute als verwunderlich angesehen, und immer schwang ein Unterton von Verblüffung mit. Es wurde traditionell nicht als Teil der natürlichen Ordnung empfunden und deshalb nicht zu ihr in Beziehung gesetzt, sagt Germaine Greer.

dichtung ist, was man auswendig lernen möchte, sagt jaques derrida, ce qu'on apprend par coeur.

da hätte ich hier ein paar weiblich-schöpferische empfehlungen zum sonntag und jeden tag. warum ruhte gott eigentlich am sonntag, fällt mir gerade ein? er war doch gott allmächtig, er brauchte doch nicht ausruhen.

aber bitte, hier mein tipp:
die österreicherin anja plaschg alias soap&skin hat ein suggestives album herausgebracht, damit man nicht ständig im internet ihre songs einzeln runterladen muss: lovetune for vacuum, das man auswendig lernen möchte in wort und musik.
spiegel kultur nannte sie alpentraum, obwohl sie vom alptraum singt, und brachte sie im stil einer schwarzen witwe auf die titelseite (das korrespondiert zu meinem blog-text von der täglichen dosis frauenkörper).
aber anja plaschg will das gar nicht, sie will durch ihre poetische dichtung und musik überzeugen. traurig sein, auch wenn man sich nicht schwarz kleidet, das lässt es sich nicht schöner und wunderbarer als mit dieser cd.
anja ist erst 18. ihr 'please, help me,' das geht sowas von unter die haut. wieso gelang es anja plaschg aus der steiermark, diese genialen sound-eingebungen aufzufangen mit ihren feinen sensorchen, endlich mal nicht diese jubelnde pop-klassik zu machen?
lovesongs, von den beatles begonnen, die ja auch jede menge "help me" drin hatten, von yoko ono beklagt, die aber selbst nicht in der lage war, dem eine alternative entgegenzusetzen.
erst diese traurige, auch durchaus klassische, musik von soap&skin, sie passt so unendlich viel besser in die jetzt-zeit als das immer noch viel gespielte 60er-lovelovelove-gejubele der beatles. und wie konnte es sein, dass anja plaschg all dies einfach hinter sich ließ und über den hof, den schweinezuchtbetrieb ihrer eltern, hinwegflog gen london, gen manhattan, rund um die welt.

zweiter tipp: am 3. mai kommt jutta ditfurth mit ihrem neuen buch "zeit des zorns" - streitschrift für eine gerechte gesellschaft - bei droemer heraus.


und der dritte tipp: mein eigener gedichtband "Mensch Maria",
zu bestellen bei amazon,
da gibt es vielleicht auch etwas zum ausweniglernen,

wie zum beispiel



die welt brennt


ganz weit hinten brennt der wald
vor mir die saftige wiese wallt
unter dem magma,
das du noch nicht siehst.

die frierenden blumen
auf dem wabernden boden
erblühen schlagartig ganz.

im feuer tanzen die baumgeister
in wilden verrückten tänzen.

ich jedenfalls kann's auswendig.
wenn nicht ich, wer sonst?
wenn nicht jetzt, wann sonst?
wenn nur ich, was bin ich dann?

und nochwas: als ebenso "unnatürlich" (siehe textbeginn zitat greer) wie weibliches künstlerisches schaffen wird auch heute noch reichtum in frauenhand angesehen. die conti-käuferin darf keinen pelz tragen, obwohl die enthaarung und gerbung für die lederschuhe von managern doch noch viel umweltschädlicher und ekelhafter ist.
ich kenne einige vermögende frauen in hannover, denen ratzfatz ein sogenannter betreuer (so nennt man jetzt die entmündigung) vor die nase gesetzt wurde. das wäre einer armen wohnungslosen nie passiert.
die eine dieser vermögenden frauen hat sich einfach nach teneriffa-nord abgesetzt, gratulation, die andere, hausbesitzerin am volgersweg, leidet still vor sich hin und sucht trost in einer sekte, mein beileid.
bedroht ist man auf jeden fall als frau, wenn man erfolg und geld hat. herr helg scarbi hat uns das jetzt mit frau klatten und co., vorgeführt.
das adlon in berlin war zwischen den weltkriegen berühmt für seine gigolos.
aber so weit braucht man inzwischen gar nicht mehr reisen als gut situierte hannoveranerin.
in den hiesigen grand hotels gibt es für einen hunderter sehr charmante, sympathische, gut aussehende mitdreißiger zu mieten. über deren mögliche kriminelle energien allerdings fehlen mir informationen.

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