P R E S S E M I T T E I L U N G
Noch ist die Lage unübersichtlich, doch Bilder zeigen schon
jetzt deutsche Waffen – u.a. Militärfahrzeuge von
„Mercedes-Benz“ und „Leopard“-Panzer – im Einsatz beim
Putschversuch des türkischen Militärs gegen die AKP-Regierung
von Staatspräsident Erdogan. Friedensaktivisten fordern
Waffenexportstopp.
Der Putschversuch begann in Istanbul unter anderem mit der
Sperrung der Bosporus-Brücke in Istanbul. Später wurden auf der
wichtigen Verkehrsverbindung zwischen dem europäischen- und
asiatischen-Teil der Stadt Menschen vom Militär niedergeschossen.
Die Sperrung der Brücke erfolgte, wie Bilder zeigen, durch
quergestellte Unimog-Fahrzeuge des deutschen Herstellers
„Mercedes-Benz“.
Ein Video aus der Putschnacht zeigt wiederum einen „Leopard
1“-Panzer der türkischen Armee bei der Fahrt auf einer Straße vor
dem „Marnas Hotel Bayrampaşa“ im europäischen Teil Istanbuls.
Mehrere Fotos zeigen auch einen der in Deutschland gebauten
„Leopard 1“ vor dem Atatürk-Flughafen. Zwischen September 1982 und
Dezember 1983 wurden insgesamt 77 „Leopard 1 A3“ an die Türkei
geliefert. Von 1990 bis 1992 gab es weitere Lieferungen, womit die
türkische Armee heute über 397 „Leopard 1“ verfügen – davon 320
aus den Beständen der Bundeswehr.
Auch „Leopard 2“-Panzer hat die türkische Armee beim Putschversuch
zum Einsatz gebracht, wie Fernsehbilder des Senders „euronews“ aus
der Nacht zeigen. Bis 2013 wurden 354 „Leopard 2“-Kampfpanzer des
deutschen Herstellers „Krauss-Maffei Wegmann“ an das Land
verkauft. Neben „Leopard“-Kampfpanzern wurden vor allem
Kleinwaffen und leichten Waffen, Radfahrzeuge wie die
Mercedes-Unimogs, Kriegsschiffe, Feuereinrichtungen und
elektrische Geräte, Sprengkörper und Munition in das Land
exportiert. Insgesamt wurden an die Türkei zwischen 2001 und 2012
Waffen im Wert von fast zwei Milliarden Euro geliefert.
„Der Einsatz deutscher Waffen bei dem Putschversuch zeigt, wie
unberechenbar Waffenexporte sind“, erklärt Ralf Buchterkirchen,
Bundessprecher der „Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte
KriegsdienstgegnerInnen“ (DFG-VK). „Die Bundesregierung kann nie
garantieren, wo und wie deutsche Waffen letztlich eingesetzt
werden“, so Buchterkirchen weiter. Er fordert einen generellen
Stopp deutschen Rüstungsgeschäfte: „Nur ein gesetzliches Verbot
von Waffenausfuhren kann verhindern, dass mit deutsche Waffen
Menschen getötet werden“, erklärt der Friedensaktivist. Um dieses
Ziel zu erreichen, unterstützt die DFG-VK die Kampagne „Aktion
Aufschrei – Stoppt den Waffenhandel“:
www.aufschrei-waffenhandel.de
Zur Lage in der Türkei zeigt sich die DFG-VK besorgt. Erdogan habe
sich in den letzten Jahren zu einem Despoten erhoben und einen
grausamen Krieg gegen die Kurden geführt. Ein Militärputsch sei
laut der Friedensorganisation aber keine nachhaltige Lösung für
die Politik in der Türkei – die Bevölkerung würde nur noch mehr
gespalten, es drohe ein Bürgerkrieg. Schon jetzt sollen über 90
Menschen ums Leben gekommen sein.
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