Sonntag, 9. November 2008

sollbruchstelle frau

ich habe für meine puppen kleine zeitungen erstellt und sie ihnen in die händchen gedrückt, statt sie im arm zu wiegen. dann wünschte ich mir einen druckkasten zu weihnachten und begann, zeitungen herauszugeben, mit fortsetzungsroman "moby dick", das erstellen der druckstempel überforderte mich natürlich schnell.
ich schrieb eine geschichte für ein nachbarskind, deren eltern einen lebensmittelladen hatten und das kind tagsüber bei uns abgaben, das von dieser geschichte völlig begeistert war (es ging um neid und soziale integration) und mir eine schokolade schenkte. man riet mir, die story beim rundfunk einzureichen.
mit 17 machte ich konkrete poesie, ohne den begriff zu kennen, falls es ihn damals schon gab. ich schrieb, durch fernando arabal inspiriert, ein theaterstück aus dem material meiner träume. ein journalistenkollege aus hamburg nahm mir das manuskript ab, ich könnte ja mal berühmt werden...
bei meinen redaktionskollegen in der provinz initiierte ich das gedichte aus der dose- schreiben. es waren ein paar gute von mir dabei, möglicherweise hat sie ein kollege noch. nebenbei schrieb ich seitenweise reportagen über die klezmer, mädchen auf dem bau, den kulturverein des ortes, meinen krankhausaufenthalt wegen psoriasis, die regelmäßig die neid-stürme der kollegen, vorgesetzten, der konkurrenz und der freien mitarbeiter des ortes hervorriefen. das könne ich gar nicht selbst bzw. allein geschrieben haben, hieß es damals schon. denn ich war eine frau.
dann schrieb ich ein längeres manuskript über den weiblich-erzwungenen sich-schönmache- und fithalte-zwang.
ein kollege in hannover fand den text gut, ich solle weiterschreiben und meinen angehenden redakteursposten quittieren. ich tat es. das war die sollbruchstelle in meinem leben. von da an hatte mich die nackte not im griff. wie das bei frauen eben so ist, man braucht sie fürs tägliche, nur dem männlichen künstler wird aufmerksamkeit und anerkennung zuteil.
es ist so sinnlos wie nur was, dies alles hier zu vermerken, nach dem motto "liebes tagebuch", nicht wahr, ich mach mich damit nur noch lächerlicher, immer noch lächerlicher. also lachen wir mal ne runde.

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