Samstag, 22. November 2008

alice in der glashütte

neulich war ich zu gast in einer glashütte in rinteln, die auf dem neuesten technischen stand war. die glühendroten tropfen sprangen durch die vollautomatische anlage und wurden zu flaschen geformt, dass alice im wunderland und auch konkret-real disneyland, das ja ebenfalls über eine phantastische technik verfügt, neidisch werden könnten. menschen sah man kaum noch in dieser fabrik, die zum amerikanischen konzern O-I gehört, auf dessen website www.o-i.com man erst lange scrollen muss, um deutschland und rinteln zu finden.
nichtsdestoweniger wurden wir journalisten in der alten gründervilla empfangen, es wurde dezidiert auf das alter und die schönheit dieses mit wein bewachsenen baus hingewiesen, der 150 jahre zirka auf dem buckel hatte, das macht bei amerikanern sicher eindruck.
mir fiel aber auf, dass an den alten fenstern die farbe abblätterte, die ehrung dieses gründerbaus mit empfang von gästen hier also eine recht oberflächliche war, denn das streichen der fenster konnte kein posten sein in dieser mit über 90 % effizienz arbeitenden o-i-glashütte.
ein weiss-langhaariger journalistenprofi fragte nach den energiekosten dieser hoch hygienischen flaschenproduktion, die durch den benötigten hohen altglasanteil auf den fleiß der unter höchst unhygienischen umständen sammelnden flaschensammler angewiesen ist (mehrwegkonzept). der marketingmann kanzelte ihn ziemlich ab, das sei irrelevant im aktuellen zusammenhang, ging hinaus und telefonierte auf seinem handy in global english.
mir kam das alles fremd vor, dies nicht gelingen wollende wahren des andenkens des alten unternehmers in rinteln, die in englisch gehaltene beamer-show und das smarte management. eine juristische person ist eben keine lebendige, selbst wenn derzeit bestrebungen bestehen, einer juristischen die staatsbürgerschaft zuzuerkennen (im falle opel...) und vor allem, eine juristische haftet nicht. und vergießt kein herzblut, selbst wenn die alten fenster abblättern.

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