Sonntag, 12. August 2018

Bundesimmobilienanstalt verheimlicht hohe Schadstoffwerte.

Recherche "Hallo Niedersachsen":


Obwohl ein Gutachter in Oldenburger Häusern der BImA besorgniserregend hohe Werte von krebserregenden Insektenschutzmitteln gefunden hat, wurden die Mieter nicht informiert. Die Bewohner haben inzwischen Strafanzeige gestellt.
In der sogenannten „Englischen Siedlung“ in Oldenburg wurden in den Dachböden sehr hohe Mengen des krebserregenden Insektengiftes Lindan nachgewiesen. Besitzerin der 97 kleinen Häuser ist die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA). 95 davon sind bewohnt. Bis heute wurden die Mieter nicht informiert. Das zeigen Recherchen des NDR Fernsehmagazins "Hallo Niedersachsen".
Der Gutachter Joachim Wießner, der die Statik der Dachstühle für die BImA prüfen sollte, hatte Ende April den Verdacht, dass dort Belastungen durch Holzschutzmittel vorzufinden seien. Er nahm in neun Dachstühlen Holzproben. Dabei wurden zum Teil extrem hohe Lindanbelastungen gefunden. Toxikologen sprechen ab 100 mg pro Kilogramm Holz von einer sehr hohen Belastung. In einer Probe fand das untersuchende Labor 891mg pro Kilogramm Holz.
Der Gutachter kommt zu dem Schluss, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit alle Dachböden der Siedlung kontaminiert sind. Die Räumlichkeiten sollten deshalb nicht mehr betreten werden. Alle Gegenstände, die dort gelagert würden, stellten demnach eine Gesundheitsgefahr dar. Und wenn die Bodenluken geöffnet würden, würde kontaminierter Staub in die Wohnräume gelangen.
Mieter wurden nicht gewarnt
Der BImA waren die Belastungen ab Ende April bekannt. Dennoch informierte sie die Mieter bis heute nicht über die Risiken.
Die BImA begründet das damit, dass man erst die Ergebnisse eines zweiten Gutachtens hätte abwarten wollen. Die damals nicht ausreichenden Informationen hätten sonst zu einer unnötigen Verunsicherung der Mieter geführt, so die Stellungnahme der BImA wörtlich. Das zweite Gutachten hätte zudem ergeben, dass es in der Raumluft keine gesundheitsbedenklichen Lindanwerte gibt.
Joachim Wießner, der Verfasser des ersten Gutachtens sagt, dass eine Messung der Raumluft wenig Aussagekraft habe. Weil die Dachböden in der Siedlung sehr luftdurchlässig seien, seien keine hohen Werte zu erwarten gewesen. Die Gefahr ginge vielmehr vom Staub aus, der beim Betreten der Böden aufgewirbelt und eingeatmet würde.
Auch in dem zweiten Gutachten steht, dass der Staub in den Dachböden belastet ist. Deshalb müssten die Luken zu den Dachböden luftdicht abgeschlossen sein, damit der Staub nicht in die Wohnräume fällt.
Strafanzeige gegen die BImA
Das erste Gutachten, das Hallo Niedersachsen vorliegt, wurde den Mietern inzwischen durch eine anonyme Quelle zugespielt. Nach Informationen von Hallo Niedersachsen haben sie am vergangenen Freitag Strafanzeige gegen die Verantwortlichen gestellt. Der Vorwurf: Vorsätzliche Körperverletzung durch Unterlassen.
Die BImA besitzt nach eigenen Angaben in Deutschland etwa 36.000 Wohnungen und Häuser, die zum größten Teil an Staatsbedienstete vermietet werden. Die BImA kann momentan nicht ausschließen, dass weitere Siedlungen oder Gebäude ähnlich belastet sind. Man wolle den Bestand prüfen.
Für Rückfragen steht Ihnen die Hallo Niedersachsen I Fernsehredaktion | Tel. 0511 988 - 2410 gerne zur Verfügung.



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