Dumpinglöhne und extremer Arbeitsdruck –
Mehrere Edeka Märkte in Niedersachsen müssen
sich mit massiver Kritik von Mitarbeitern auseinandersetzen. Beschäftigte
beklagen gegenüber dem NDR Fernsehmagazin Hallo Niedersachsen Dumpinglöhne,
ein schlechtes Betriebsklima und extremen Arbeitsdruck. Nach Recherchen
des NDR-Studios Lüneburg sind hiervon Edeka-Märkte im Raum Uelzen, Winsen/Aller,
Goslar, Nienburg und Eicklingen betroffen.
Die Märkte zahlen nach Aussage der betroffenen
Mitarbeiter in vielen Fällen lediglich die Hälfte des im Einzelhandel geltenden
Tariflohns, der derzeit bei bis zu 14,55 Euro liegt. Auch ausgelernte Kräfte
erhalten zum Teil nur einen Stundenlohn von 7 oder 8 Euro brutto. Eine
Beschäftigte sagte dem NDR im Interview, dass sie als ungelernte Kraft
7,50 Euro die Stunde bekommen habe. Nach ihrer abgeschlossenen Ausbildung
bei Edeka erhalte sie nun 8 Euro die Stunde, also lediglich 50 Cent mehr.
Mitarbeiter berichten dem NDR übereinstimmend
von starkem Personalmangel, hoher Fluktuation und Situationen, die an Mobbing
grenzen. Der Arbeitsdruck sei mittlerweile extrem, sagte eine Beschäftigte
im Interview mit Hallo Niedersachsen: „Wir müssen schnell arbeiten. Wenn
wir mal ein bisschen nachlassen, dann steht sofort einer der Vorgesetzen
da und sagt: Du wirst bezahlt, um zu arbeiten und nicht um hier rumzubummeln.
Man hat Angst, sich mal die Nase zu putzen oder auf die Toilette zu gehen.“
Auch die Betriebsrätin Katrin Diedrich aus demselben Markt in Winsen/Aller
betonte: „Der Arbeitsdruck wird teilweise so hoch, dass die Kollegen keine
Pausen mehr machen.“
Wirtschaftsexperte Rudolf Hickel sieht das
Problem in der zunehmenden Privatisierung von Edeka-Märkten. Diese werde
zum Teil genutzt, um die im Einzelhandel geltenden Tariflöhne zu umgehen:
„Das ist eine bewusste mit der Privatisierung vollzogene Tarifflucht.“
Der Experte kritisiert eine „skandalöse Entwicklung“, vor der die Edeka-Zentrale
nicht die Augen verschließen dürfe.
Die Betreiber der betroffenen Märkte sowie
die Edeka Regionalgenossenschaft Hannover-Minden wiesen die Vorwürfe auf
Anfrage des NDR zurück. Zudem betonte Edeka Hannover-Minden in einer schriftlichen
Stellungnahme, dass die privatisierten Edeka-Märkte „eigenständig über
grundlegende Fragen wie Warenangebot, Marktausstattung oder Personalführung“
entscheiden würden.
Die Edeka-Gruppe wurde 1907 als Einkaufsgenossenschaft
gegründet. Im Zuge der Expansion seit den 80er Jahren übernahm Edeka immer
mehr Märkte von Konkurrenten. Diese wurden zunächst als so genannte „Regie-Märkte“
in Eigenregie weitergeführt. Seit 2003 werden diese „Regie-Märkte“ zunehmend
privatisiert und an selbstständige Einzelhändler übergeben.
Anmerkung Redaktion RegionalMedien: auch über den zur Edeka gehörenden NP-Supermarkt in der Humboldtstraße Hannover kommen Klagen wegen mangelnder Sauberkeit durch Überlastung des Personals. Wie weit Edeka unter dem Finanz- und Konkurrenzdruck noch größerer Supermarktketten steht, wäre zu recherchieren.
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