Freitag, 25. Juli 2014

Hohe Arbeitskosten in der Finanz- und Versicherungsbranche, niedrige im Gastgewerbe

Pressemitteilung des Landesamtes für Statistik Niedersachsen
Hannover. Nach aktuellen Ergebnissen der Arbeitskostenerhebung lagen in Niedersachsen die Nettoarbeitskosten je geleistete Stunde im Jahr 2012 bei durchschnittlich 28,80 Euro, knapp 10 % über dem Niveau des Jahres 2008. Zu den Nettoarbeitskosten gehören neben den Bruttoverdiensten der Arbeitnehmer auch die Lohnnebenkosten der Arbeitgeber, abzüglich der Lohnsubventionen. Zu den Lohnsubventionen zählen die den Arbeitgebern erstatteten Lohn- und Gehaltszahlungen.
Wie das Landesamt für Statistik Niedersachsen (LSN) weiter mitteilt, wurden hohe Nettoarbeitskosten in der Finanz- und Versicherungsbranche (45,04 Euro) erhoben, dort speziell bei Versicherungen, Rückversicherungen und Pensionskassen (47,39 Euro), sowie in der Energieversorgung (46,01 Euro). Noch höhere Werte erreichten die Nettoarbeitskosten mit durchschnittlich 49,95 Euro je geleistete Stunde bei den Erbringern von Dienstleistungen für den Bergbau und für die Gewinnung von Steinen und Erden. Der Durchschnitt der Nettoarbeitskosten bei den Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes lag mit 34,43 Euro je Stunde im guten Mittelfeld.
Erheblich weniger kostete den Arbeitgebern im Gastgewerbe (14,59 Euro) und den Erbringern von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen (18,36 Euro) eine geleistete Stunde. Zu dieser heterogenen Branche gehören unter anderem die Zeitarbeitsfirmen, aber auch Reisebüros und Wach- und Sicherheitsdienste. Beide Wirtschaftsabschnitte sind sehr personalintensiv und weisen zugleich einen relativ hohen Anteil von Geringverdienern aus: Jeder zehnte Beschäftigte im Gastgewerbe beziehungsweise sogar jeder vierte Beschäftigte in den sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen verdiente nach den Ergebnissen der Verdienststrukturerhebung 2010 weniger als 8,50 Euro pro Stunde. Die Einführung eines flächendeckenden Mindestlohns zum 1.1.2015 wird daher voraussichtlich künftig einen deutlichen Anstieg der Nettoarbeitskosten bewirken.
Die Nettoarbeitskosten je Stunde nahmen in Niedersachsen im Produzierenden Gewerbe und Dienstleistungsbereich insgesamt aber auch für jeden anderen Wirtschaftsabschnitt im Zeitraum 2008 bis 2012 stetig zu: Je nach Branche lagen die Zuwachsraten zwischen 5,0 bis 42,5 %. Den höchsten Anstieg verzeichnete mit 42,5 % das Grundstücks- und Wohnungswesen. Ursächlich hierfür waren die gestiegenen Bruttolöhne und -gehälter (+35,3 %) wie auch die stark angewachsenen Lohnnebenkosten (+78,6 %).
Es lässt sich ein Zusammenhang zwischen der Unternehmensgrößenklasse und der Höhe der Arbeitskosten beobachten. Kleine Unternehmen (10 bis 49 Beschäftigte), die in der Regel einen hohen Anteil an Niedriglohnbeziehern (34 %) beschäftigen, wiesen relativ niedrige Nettoarbeitskosten auf: Mit durchschnittlich 21,81 Euro je Stunde fielen die Nettoarbeitskosten kleiner Unternehmen knapp 40 Prozent niedriger aus als die der großen Unternehmen (1000 und mehr Beschäftigte) mit durchschnittlich 35,27 Euro je Stunde. Gemäß der international üblichen Definition, die von der OECD und der ILO verwendet wird, spricht man von einem Niedriglohn, wenn der Verdienst eines Beschäftigten kleiner als zwei Drittel des mittleren Verdienstes aller Beschäftigten ist. In Niedersachsen lag die Niedriglohnschwelle, unterhalb welcher Verdienste als Niedriglöhne bezeichnet werden, im Jahr 2010 bei 10,36 Euro brutto je Stunde.
Im Vergleich Niedersachsen zu Deutschland jeweils nach Branchen gab es in Niedersachsen exakt eine Branche, deren Nettoarbeitskosten je geleistete Stunde genau dem Bundesdurchschnitt entsprachen, und zwar bei der Erbringung von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen mit durchschnittlich 18,36 Euro je Stunde. In drei Wirtschaftsabschnitten übertrafen die Arbeitskosten den Bundesdurchschnitt. Dazu gehörten Kunst, Unterhaltung und Erholung (27,15 Euro), Erbringung von sonstigen Dienstleistungen (26,46 Euro) sowie Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden (45,82 Euro). In allen anderen Wirtschaftsabschnitten waren die Nettoarbeitskosten im Land unter dem Bundesdurchschnitt.
Im für Niedersachsen wichtigen Verarbeitenden Gewerbe lag das niedersächsische Arbeitskostenniveau mit 34,43 Euro je Stunde nur noch 1,7 % (2008: 4,8 %) unter dem Niveau des Bundes (35,02 Euro je Stunde).


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