NABU: Erneut massives Amselsterben durch Usutu
Wieder viele Fälle in Niedersachsen/Kranke und tote Vögel melden
________________________________________________________________
Hannover
– Das massive Amselsterben des Hitzesommers 2018 wiederholt sich. Auch
in diesem Jahr nimmt das durch
das tropische Usutu-Virus ausgelöste Vogelsterben im Laufe des Augusts
an Fahrt auf. NABU und Tropenmediziner bitten die Bevölkerung, kranke
oder verendete Tiere zu melden und möglichst zur Untersuchung
einzusenden. Seit Jahresbeginn bis zum 12. August wurden
dem NABU für Niedersachsen bereits 222 Fälle mit Verdacht auf
Usutu-Virus gemeldet. Unter den Meldungen waren 272 tote und 112 kranke
Vögel. Deutschlandweit wurden bereits über 1.300 Verdachtsfälle
gemeldet, die über 2.500 kranke oder tote Vögel betrafen.
Beim bisher stärksten Auftreten der Usutu-Epidemie im vergangenen Jahr
waren es im gleichen Zeitraum lediglich 800 Meldungen.
Seit
dem erstmaligen Auftreten dieses Vogelsterbens im Jahr 2011 breitet
sich das von Stechmücken auf Vögel übertragene Usutu-Virus zunehmend in
Deutschland aus. Waren
in den ersten Jahren nur wärmebegünstigte Regionen entlang des
Rheintals und am Untermain betroffen, konnte seit 2016 eine Ausbreitung
über Nordrhein-Westfalen nach Norden und vor allem im Hitzejahr 2018
eine Ausbreitung in die nördlichen und östlichen Landesteile
festgestellt werden. Im Sommer 2018 wurden erstmals Usutu-Infektionen
für Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und Bayern
nachgewiesen. NABU-Vogelschutzexperte Lars Lachmann: „Damit ist kein
deutsches Bundesland mehr Usutu-frei. Nur aus höher
gelegenen Mittelgebirgsregionen werden bisher noch keine toten Vögel
gemeldet.“
Den
Höhepunkt des Vogelsterbens erwarten Vogelkundler und Virologen in den
kommenden Wochen, denn die meisten Usutu-Fälle treten im August und
September auf. Im Jahr 2018
entfielen 93 Prozent der insgesamt fast 13.500 Meldungen auf diese
beiden Monate. „Der trocken-heiße Sommer 2018 war offensichtlich günstig
für die Ausbreitung des wärmebedürftigen Usutu-Virus, auch wenn die
Zahl der Mücken als potentielle Überträger aufgrund
der Trockenheit allgemein eher gering war“, so Dr. Renke Lühken vom
Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin. 2019 ist genauso heiß, dabei
aber deutlich feuchter und mückenreicher als das Vorjahr. Lühken:
„Daher könnte die diesjährige Usutu-Saison noch stärker
ausfallen.“
Alle
im Labor eingesandten toten Vögel werden neben dem Usutu- auch auf das
West-Nil-Virus getestet, das im vergangenen Jahr erstmals in Deutschland
in Vögeln und Pferden
nachgewiesen wurde. „Beide Viren können in seltenen Fällen auch die
menschliche Gesundheit beeinträchtigen“, so Lühken.
Die
Vogelschützer des NABU interessieren vor allem die Auswirkungen der
neuen Vogelkrankheit auf die Bestände von Deutschlands häufigstem Vogel,
der Amsel. Dazu vergleichen
sie die Informationen über die Verbreitung des Virus mit den
Ergebnissen der großen NABU-Gartenvogelzählung, der „Stunde der
Gartenvögel“. Eine erste Auswertung hatte gezeigt, dass die Amselzahlen
in von Usutu betroffenen Gebieten stärker zurückgegangen waren
als im übrigen Deutschland. Bisher ist jedoch noch völlig unklar, ob
sich betroffene Bestände wieder vollständig erholen können, dauerhaft
reduziert bleiben oder gar immer weiter abnehmen werden.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen