Samstag, 13. April 2019

Schröder



Von Ingeburg Peters

„Welche Familie denn?“ fragt die Nachbarin wie aus der Pistole geschossen, als ich ihr mitteile, dass Bundeskanzler a.D. Schröder als Ehrenbürger zu seinem 75. Geburtstag mit Familie ins hannoversche Rathaus komme.
Wir Journalisten (das *innen lasse ich hier einmal weg, weil die bisher bei Politikern meist auf dem Schoß Platz nehmen durften, je nach Körbchengröße), wir Journalisten also,  dürfen, mit einem festgeschweißten Bändchen wie Neugeborene am Handgelenk (wieso kommt mir jetzt der Judenstern in den Sinn? Ach nein, anderes Thema, schreibe ich vor Ostern noch),  kurz einen Blick auf die Familie werfen, aber keinesfalls die Kinder fotografieren, und auch nicht am Empfang in der Ratsstube teilnehmen. Hat wohl das BKA so angeordnet?
„Diese Ehrlichkeit bei Schröder hat etwas für mich“, sagt die Nachbarin. „Fünfmal heiraten statt fünftausendmal fremdgehen.“ Ich: „Bist du sicher? Bei all den weiblichen Body Guards?“ Wir sprachen dann noch über Impotenz, die ich als Zeugungsunfähigkeit definierte, während Erektion durchaus da sein kann.
Ich: „Vermutlich ist das koreanische Kind dabei und die beiden russischen Adoptierten. Zwar traue ich Doris zu, dass sie auch erscheint, aber eingeladen wird sie wohl nicht sein. Faszinierend, wie Schröder aus seinen Schwächen mediale Stärken macht."
Dazu ein persönliches Erlebnis:
Als die Mutter meines Mitbewohners 80 wurde, war ich mit seinen drei Kindern aus einer seiner vorigen Ehen eingeladen. Seine Exfrau hatte sich da schon von ihm scheiden lassen, aus Angst vor den Kosten, die ich dann tatsächlich für sie mit zu tragen hatte. Mein Gott, ich war so jung… von den Unbilden der Patriarchatsmacht keine Ahnung. Fragte die Jubilarin, warum die Mutter der Kinder nicht eingeladen sei. Die blickte basserstaunt zu ihrem Sohn: „Seid ihr wieder zusammen?“.  Nö.
Also ich finde es unglaublich, wie das Schöpfertum von Müttern zur Produktion und Versorgung von Kindern degradiert, ausgeschlachtet und dann auf den Müll geworfen wird. Bundeskanzler a.D. Kohl hat es ja noch viel schlimmer getrieben als Schröder, auch Willy Brandt und Helmut Schmidt waren nicht von ohne. Doris aber bewunderte die Haltung von Hannelore Kohl dazu. Das Ergebnis kennen wir. Selbstmord. Die Hannelore jedenfalls wollte nicht stören. Und so geht alles weiter seinen gewohnten patriarchalischen Gang?

P.S.Die Scham von #AnneSinclair über Strauss-Kahn, oder von #YokoOno über ihren Schläger John Lennon ist groß. Nur die kurzzeitige Bundespräsidentengattin aus Hannover zog blank, brachte allerdings ihr erstes Kind (Fürst) auch nicht mit zur Verabschiedung durch Fanfaren (und Tröten von denen, die vor dem Zaun standen) nach Berlin, nur den kleinen Präsidentensohn, gekleidet wie ein Königskind.ip

Anne Beck zum Thema Schröder:
Ich könnte mir vorstellen, dass ihm keine nachtrauert .. wie in der politik, auch da trauert ihm fast keine/r mehr nach ? auch die presse prägt mit das bild eines politikers, hofiert und profitiert von seinen schwächen , wenn dieser sich im privatleben wie ein vielfraß benimmt .. von einer blume zur anderen hüpfen , ist kein makel - nur, was stutzig macht , dass männer wie Schröder so unkritisch sich selbst gegenüber wie die gockel im rampenlicht stehen müssen und manche frauen stehen ihnen da bedenkenlos spalier und fallen auf die knie , bis hoffentlich die flamme ( nicht) ganz erlischt .. nein, die haltung von Hannelore Kohl hat nur ihrem ehemann genutzt - so schade, dass sie die ehe durch selbstmord beendete.
 
 




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