Pressemitteilung
der DFG-VK und des RüstungsInnformationsBüros
++ Jürgen Grässlin: Verbietet die
H&K-Geschäftsführung Gewehrexporte an „unsolide Länder“ –
oder zählt weiterhin nur der Profit durch skrupellosen
Waffenhandel? ++
Freiburg/Stuttgart. Was waren das für
wohlige Worte, die ein anonymer Heckler & Koch
(H&K)-Manager am 28.11.2016 gegenüber der dpa gewählt hatte:
„Wir
wollen nur noch solide Länder beliefern, also zweifelsfrei
demokratisch, eindeutig nicht korrupt und in der Nato oder
Nato-nah.“ In Funk
und Fernsehen, Print- und Online-Medien wurde bundesweit
umfassend und zumeist sehr positiv über den löblichen
Kurswechsel beim Waffenhersteller aus Oberndorf am Neckar
berichtet. Immerhin hatte ein Manager des tödlichsten
Unternehmens Deutschlands einen Richtungswechsel in der bislang
hemmungslosen Rüstungsexportpolitik verkündet. Ein in der mehr
als 60-jährigen H&K-Firmengeschichte einmaliger Vorgang. Allerdings handelte es sich bei dem
dpa-Gespräch mit dem H&K-Manager augenscheinlich um eine
reine Imagekampagne zur Besserung des stark ramponierten Rufes.
Dieser Versuch wurde gestartet im Vorfeld des
Konkurrenzwettbewerbs mit anderen Firmen zur Neubeschaffung von
178.000 Sturmgewehren für die Bundeswehr. Am 30. November 2016 –
gerademal zwei Tage nach der Meldung des dpa-HK-Gespräches –
schickte der zuständige Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel
eine Information über Abschließende Genehmigungsentscheidungen
des Bundessicherheitsrates und des Vorbereitenden Ausschusses an
den Vorsitzenden des Wirtschaftsausschusses im Deutschen
Bundestag, Dr. Peter Ramsauer (CSU).Darin teilt der Bundessicherheitsrat,
der unter Führung von Angela Merkel (CDU/CSU) und Sigmar Gabriel
(SPD) in geheimer Sitzung tagt, mit, dass gleich drei „unsolide
Länder“ mit H&K-Gewehren und –Bestandteilen beliefert werden
dürfen: Für Indonesien wurde
genehmigt: 450
vollautomatische Gewehre, 150 Anbaugeräte, 50 Maschinengewehre,
100 Rohre für Maschinengewehre, 100 Maschinenpistolen und
500.000 Patronen (= Schuss Munition) Kaliber 4.6 im Gesamtwert
von ca. 3,9 Millionen €. Für Malaysia wurde
genehmigt:
300 vollautomatische Gewehre, 300 Maschinenpistolen, 50
Maschinengewehre, 50 Rohre für Maschinengewehre im Wert von ca.
1,8 Millionen €. Für Südkorea wurde
genehmigt:
400 vollautomatische Gewehre, 60 Gehäuseoberteile im Wert von
1,3 Millionen €.„Antragssteller“ ist laut Sigmar
Gabriel in allen drei Fällen die „Heckler & Koch GmbH“. Der AMNESTY INTERNATIONAL REPORT
2015/16 listet u.a. auf:
AI schreibt für Indonesien: „Es gab
weiterhin Berichte über von Polizei- und Militärangehörigen
verübte Menschenrechtsverletzungen wie rechtswidrige Tötungen,
unnötige und unverhältnismäßige Gewaltanwendung, Folter und
andere grausame, unmenschliche oder erniedrigende Behandlung
oder Strafe. (S. 195).AI schreibt für Malaysia: „Die Polizei
setzte bei der Festnahme von Oppositionellen und Aktivisten
unnötige exzessive Gewalt ein.“ und „Die Todesstrafe war
weiterhin zwingend vorgesehen […].“ Von 1998 bis 2015 wurden 33
Hinrichtungen vollstreckt.(S. 299 f.) AI schreibt für Südkorea: „Die
Behörden schränkten die Rechte auf freie Meinungsäußerung,
Vereinigungs- und Versammlungsfreiheit weiter ein.“ In Südkorea
gilt noch immer die Todesstrafe.(S. 271 ff.) Südkorea liegt im
Krisengebiet Ostasien und führte in der Vergangenheit Krieg mit
Nordkorea „Jetzt ist die Geschäftsführung von
Heckler & Koch gefragt. Sie muss öffentlich erklären, ob sie
den Aussagen des anonymen H&K-Managers folgt und verbindlich
für das Unternehmen erklärt, dass sie nur noch
Kriegswaffenlieferungen an solide Länder genehmigt, die der Nato
angehören oder Nato-nah sind“, erklärt der Rüstungsexperte
Jürgen Grässlin. Als Nato-assoziierte Staaten gelten im Übrigen
die Schweiz, Japan und Neuseeland. „Oder exportiert Heckler & Koch
stattdessen weiterhin an ‚unsolide Länder‘ wie Indonesien,
Malaysia und Südkorea? Zählt damit weiterhin nur der Profit
durch skrupellosen Waffenhandel? Falls dem so sein sollte, hat
der anonyme H&K-Manager die dpa und damit die Öffentlichkeit
offensichtlich massiv getäuscht“, so der Vorwurf Grässlins, dem
Bundessprecher der Kampagne „Aktion Aufschrei – Stoppt den
Waffenhandel!“ und der Deutschen
Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen
(DFG-VK) sowie Vorsitzender des RüstungsInformationsBüros (RIB
e.V.)
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